Ein Nachruf auf den Architekten Matthis Heider
04.07.2024 Aadorf, ElggMit 75 Jahren verstarb am 24. Januar Matthis Heider; ein Mann, dessen Werdegang nicht leicht einzuordnen ist. Ausgestattet mit besonderen Charakterzügen wollte er vorerst Bildhauer werden.
Gleichzeitig entpuppte er sich als Künstler, Designer und Visionär. ...
Mit 75 Jahren verstarb am 24. Januar Matthis Heider; ein Mann, dessen Werdegang nicht leicht einzuordnen ist. Ausgestattet mit besonderen Charakterzügen wollte er vorerst Bildhauer werden.
Gleichzeitig entpuppte er sich als Künstler, Designer und Visionär. Fähigkeiten, die ihm den späteren Weg vorzeichneten. Sein zeichnerisches Talent, so etwa Baupläne in Spiegelschrift widerzugeben, gehörten ebenso dazu wie die Vorliebe für schwarze Farbe als persönliches Markenzeichen.
Trotz der besonderen Begabung war ihm bewusst, dass er den beruflichen Lebensweg nicht allein auf seinem Kunstverständnis aufbauen konnte. Seine Vielseitigkeit ebnete ihm den Weg. Namhafte Architekturaufträge mit nachhaltig realisierten Bauwerken ermöglichten ihm, einen gehobenen Lebensstandard zu führen. Zustatten kam ihm zudem ein grosses Beziehungsnetz zu finanzstarken Investoren.
In Elgg und Aadorf
In einfachen Verhältnissen aufgewachsen ist Matthis Heider – zusammen mit zwei Brüdern und drei Schwestern – auf dem elterlichen Bauernhof im thurgauischen Leimbach. Dort verbrachte er auch die ersten Schuljahre, bis sein Vater im Jahr 1961 den Hof verkaufte. Darauf übersiedelte die Familie in den «Oberhof» bei Elgg, wo er die letzten Schuljahre beendete. Anschliessend folgte die Lehrzeit als Hochbauzeichner bei Mario Baumgartner in Sirnach, wonach sich ein einjähriger Besuch der Kunstgewerbeschule Zürich anschloss. Schon bald vermählte er sich mit Theres Hug aus Züberwangen und wurde Vater der geliebten Tochter Tamara. Nach einer kurzen Anstellung im Frauenfelder Architekturbüro Antoniol und Huber und vier Jahre als Arbeitsgemeinschaft mit seinen Brüdern machte er sich im Jahr 1976 selbständig und gründete die Firma «Matthis Heider AG». Die Auftragseingänge entwickelten sich in erfreulicher Anzahl. Sein Bekanntheitsgrad erweiterte sich ebenso. Seine Vorliebe für Kulinarik und das Tragen schwarzer Kleider blieben im Bekanntenkreis nicht verborgen. Sehr geschätzt wurde ausserdem seine Grosszügigkeit, half er doch manchen Freunden und Bekannten, die in finanziellen Schwierigkeiten steckten, mit grosszügiger Unterstützung. Dies nicht selten über das vertretbare Mass hinaus.
Ein Stück weit Philanthrop
Wichtig war ihm die Betreuung seiner Lehrlinge, um diesen einen soliden beruflichen Grundstein zu legen. Auch zu den verschiedensten Bauhandwerkern hatte er, der als Macher galt, eine gute Beziehung und arbeitete eng mit diesen zusammen. Etwas schwieriger gestaltete sich hingegen die Zusammenarbeit mit einigen Behördenvertretern. Sein Wohnsitz in der Villa an der Aadorfer Châtelstrasse war auch sein Arbeitsplatz. Dort liess er seine Ideen und sein künstlerisches Flair reifen. eine grosse Stütze war ihm seine Frau Therese, die ihn bremsen konnte, wo es angezeigt war. Leider verstarb diese vor vier Jahren, was Matthis Heider in ein Loch stürzen liess. Eine Lebenskrise, geprägt von fehlenden Tagesstrukturen, Einsamkeitsgefühlen und gesundheitlichen Problemen, waren auch für das Kämpferherz zu viel. So kehrte er am 24. Januar 2024 zu seinem Schöpfer zurück.
BILD UND TEXT: KURT HEIDER