Die Pyramiden von Gizeh gehören zu den sieben Weltwundern der Antike. Jährlich stehen Millionen von Touristen staunend, wenn nicht begeistert, vor diesen aufgeschichteten, tonnenschweren Steinblöcken und rätseln darüber, wie man vor mehr als 4000 Jahren mit der damaligen ...
Die Pyramiden von Gizeh gehören zu den sieben Weltwundern der Antike. Jährlich stehen Millionen von Touristen staunend, wenn nicht begeistert, vor diesen aufgeschichteten, tonnenschweren Steinblöcken und rätseln darüber, wie man vor mehr als 4000 Jahren mit der damaligen Technik solch monumentale Bauwerke erstellen konnte.
Staunen kann man ebenso über die kürzlich vom Bund, genauer gesagt vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, präsentierte Lebensmittelpyramide. Diese wird aber nie und nimmer den Status eines Weltwunders erreichen. Die Architekten wollen dieses abstrakte «Bauwerk» als Ernährungsempfehlung verstanden wissen, lassen dabei eine ausgewogene Ernährung sträflich ausser Acht, betreiben dafür umso mehr verdeckte und angeblich klimaneutrale Umweltpolitik. Dabei verstricken sich die Baumeister, wie so oft bei solchen Fragestellungen, in eklatante Widersprüche. In Fachkreisen hält sich deshalb die Begeisterung über diese Lebensmittelpyramide, ganz im Gegensatz zu den ägyptischen Hotspots, in engen Grenzen.
Mehr oder weniger direkt wird der Fleischkonsum angeprangert. Gerade noch eine Pouletbrust hat es auf die Pyramide geschafft. Dies angeblich speziell aus Gründen der Nachhaltigkeit, obwohl gerade die Geflügelproduktion stark auf Futtermittelimporte angewiesen ist. Das vorwiegend auf einheimischem Grasland produzierte Rindfleisch findet kaum Berücksichtigung, obschon gerade diese Fleischerzeugung in der Gesamtrechnung wesentlich nachhaltiger ist.
Widersprüchlich sind weiter die Empfehlungen rund um das einheimische Obst. Verschwunden aus der Pyramide ist der Süessmost. Er lasse den Blutzuckerspiegel zu schnell ansteigen, sei deshalb Diabetes fördernd und führe nicht zum gleichen Sättigungsgefühl wie der Konsum eines ganzen Apfels mit all seinen Nahrungsfasern. Mag ja stimmen, aber gerade die Restverwertung von Äpfeln zu Saft reduziert das immer wieder kritisierte Foodwaste-Problem. Hier spielt die Nachhaltigkeit keine Rolle.
Die Milchprodukte hingegen konnten ihren festen Platz auf der Pyramide behalten. Eigentlich erstaunlich, denn die Milchproduktion ist bekanntlich eng mit der angeblich klimaschädlichen Rindfleischerzeugung gekoppelt.
Nun, bekanntlich ist man weiterhin frei in seiner Wahl der Ernährung. Das ist auch gut so, denn Essen und Trinken sollen ja auch Freude bereiten. Und: Allzu gesundes Verhalten kann auf die Dauer auch ungesund sein.