Vanessa Sacchet im Gespräch mit Remo Civatti
19.10.2024 Leute aus der Region, AadorfRemo Civatti, geboren am 26. April 1968 in St. Gallen, wuchs zusammen mit seiner älteren Schwester in Elgg auf. Nach seiner Ausbildung zum Koch absolvierte er eine zweite Lehre im Bereich Unterhaltungselektronik. Im Anschluss schloss er die Höhere Fachschule für Marketing, Werbung ...
Remo Civatti, geboren am 26. April 1968 in St. Gallen, wuchs zusammen mit seiner älteren Schwester in Elgg auf. Nach seiner Ausbildung zum Koch absolvierte er eine zweite Lehre im Bereich Unterhaltungselektronik. Im Anschluss schloss er die Höhere Fachschule für Marketing, Werbung und Kommunikation (SAWI) in Biel ab und bildet sich seither kontinuierlich weiter. Er ist verheiratet und führt gemeinsam mit seinem Geschäftspartner die Silverspot AG, ein Unternehmen, das sich auf Audio- und Videoproduktionen spezialisiert hat. Ein weit verbreiteter TV-Werbespot, den sie produzierten, ist der für die Bettwaren Fabrik Fischer in Au-Wädenswil.
«Im Spätsommer 2022 gewannen wir die Ausschreibung der Firma A. Vogel AG für die Produktion eines Werbespots für Herbamare, ein natürliches Produkt. Die Vorgabe war, den Spot nachhaltig zu produzieren, weshalb wir bewusst Materialien und Dienstleister aus der Region auswählten, um die Anfahrtswege kurz zu halten. Wir besichtigten verschiedene Orte wie den Schauenberg, das Girenbad und das Zürcher Oberland, bevor wir uns gemeinsam mit dem Kunden für den Bichelsee entschieden.
Da wir in den sozialen Medien sehr aktiv sind, starteten wir eine Ausschreibung, um eine Familie aus der Region Bichelsee mit mindestens zwei Kindern zu finden. Etwa 20 Familien meldeten sich, und zusammen mit dem Kunden wählten wir eine Familie aus Wittenwil aus, die wir als besonders passend und authentisch empfanden. Für den Dreh des Spots mieteten wir ein Wohnmobil von der Wohnmobilvermietung Aadorf.
Solche Dreharbeiten erfordern eine präzise Planung und werden auf die Minute genau getaktet. Die verschiedenen Einstellungen, bei denen das Licht eine zentrale Rolle spielt, werden im Voraus sorgfältig vorbereitet. Wir besuchten den Drehort zu unterschiedlichen Tageszeiten, um die Sonneneinstrahlung zu überprüfen. Von der Platzierung des Grills mit dem Fleisch bis hin zur Kleidung der Statisten wurde alles im Detail durchgeplant. Nichts wird dem Zufall überlassen.
Die verschiedenen Szenen drehten wir an einem einzigen Tag. Zusätzlich setzten wir eine Drohne mit Kamera ein, um beeindruckende Hintergrundaufnahmen zu machen. Unser Team bestand aus einem Kameramann, einem Tonmann, einem Creative Director und mir als Gesamtverantwortlichem.
Der Bichelsee liegt in einem Naturschutzgebiet, daher nahmen wir Kontakt mit dem Landwirt Ueli Oberholzer auf, der das angrenzende Land bewirtschaftet, das jedoch nicht zum Naturschutzgebiet gehört. Von ihm erhielten wir die offizielle Genehmigung, dort zu drehen. Die Autos der Statisten, unseres Teams und des Kunden parkten wir bei der Badi Bichelsee und bezahlten den Eintritt, um auch hier auf Nachhaltigkeit zu achten.
Am Ende gab es eine Szene mit einer speziellen Feuerschale. Während des Drehs erhielten wir Besuch von der Kantonspolizei Zürich, da sie vermuteten, wir würden wild campieren. Lustigerweise ist das Statistenpaar selbst bei der Polizei tätig. Nach einem sehr angenehmen Gespräch konnten wir alle Missverständnisse ausräumen.
Den Dreh muss man sich als Teil einer umfassenden Produktionskette vorstellen. Es ist beeindruckend, wie viele Details für die Entstehung eines Spots berücksichtigt werden müssen. Beim Herbamare-Spot wurde nichts dem Zufall überlassen, selbst das Geschirr wurde nach spezifischen Vorgaben ausgewählt, und die Farbe der Servietten spielte eine Rolle.
Die Zusammenarbeit mit den Statisten und Schauspielern ist entscheidend. Es ist wichtig, genau festzulegen, was sie sagen und wie sie sich bewegen, um maximale Authentizität zu gewährleisten. In unseren Werbespots streben wir danach, Ehrlichkeit zu vermitteln und keine Versprechungen zu machen, die nicht der Realität entsprechen.
Wir arbeiten nicht nur mit Statisten, sondern auch mit vielen Schweizer Schauspielern. Wir verfügen über eine eigene Kartei von Schauspielern und Sprechern, deren Stimmen regelmässig zum Einsatz kommen. So haben wir bereits mit dem Schweizer Schauspieler Philipp Russel gedreht und Walter Andreas Müller für einen Toyota-Spot engagiert, bei dem er einem echten Affen seine Stimme lieh.
Auch mit DJ Tatana haben wir eng zusammengearbeitet, als sie Markenbotschafterin für Seat war. Für Jaguar war Kurt Aeschbacher im Einsatz, und mit Murat Yakin haben wir drei Tage in Genf gedreht, als er ebenfalls noch bei Jaguar unter Vertrag stand.
Der Herbamare-Werbespot wird mittlerweile in mehreren europäischen Ländern sowie in Kanada ausgestrahlt. Er wurde für den renommiertesten deutschen Werbepreis nominiert, der jährlich verliehen wird, eine Auszeichnung von hoher Bedeutung. Inzwischen wurden drei Spots aus unserem Unternehmen für diesen Preis nominiert, was ein bedeutendes Zeichen und eine grossartige Motivation für unser gesamtes Team und unsere Kunden darstellt.
In diesem Herbst wird die Herbamare-Produktlinie um ein weiteres Produkt erweitert. Der Nachdreh wird voraussichtlich erneut am Bichelsee mit denselben Statisten stattfinden. Solche Kampagnen laufen in der Regel etwa drei bis vier Jahre. Auch in diesem Jahr wird der Spot regelmässig auf RTL und ProSieben ausgestrahlt, was erheblich zum Erfolg der Kampagne beiträgt, da er bei den Zuschauern gut ankommt.
Unser Ziel ist es, den Bekanntheitsgrad des Produkts durch diese Werbeform zu steigern. Heute sprechen wir nicht mehr nur von klassischen TV-Spot-Kampagnen, sondern von Video-Content, der auch in Kurzfassungen auf Plattformen wie Instagram, TikTok und Facebook veröffentlicht wird. In den letzten Jahren haben wir uns in diesem Bereich stark weiterentwickelt. Die ständige Anpassung an neue Medienplattformen hält unser Team kreativ und motiviert.
Wie viele Werbespots wir im Jahr produzieren, variiert stark – von einem einzigen Spot bis hin zu umfangreichen Serien. Ein Beispiel für eine Zusammenarbeit ist Emil Frey, das grösste Autohaus in Zürich, für das wir jährlich 30 bis 40 Spots produzieren.
In den fast 30 Jahren, die ich in diesem Geschäft tätig bin, sind es oft die witzigen und unerwarteten Situationen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind. Ein erinnerungswürdiges Beispiel ist ein Dreh im Tessin, bei dem wir einen Retro-Postboten auf einem Fahrrad in einem malerischen Tessiner Gässchen zeigen sollten. Während des Drehs erschien zufällig die echte Postbotin, eine ältere Dame, die unsere filmenden Crewmitglieder nicht bemerkte. Besorgt, dass ihr möglicherweise ein neuer Postbote den Job wegnehmen könnte, trat sie in die Szene ein», meint Civatti lachend.
Unter den vielen Werbespots gibt es immer wieder besonders bemerkenswerte Projekte. Er erzählt: «Für Hunn Gartenmöbel produzierten wir detailreiche Filmaufnahmen mit speziellen Lichttechniken. Ebenso beeindruckend war unser Film ‹Die Reise durch die Schweiz› für Planzer, bei dem wir mit einem Güterzug nachts durch die gesamte Schweiz fuhren. Und im Juni reiste unser Team nach Faro, Portugal, um einen Film für den neuen Nissan Qashqai zu drehen.
Solche Projekte sind für das Team immer wieder ein Highlight. Wer hat schon die Gelegenheit, nach Portugal zu fliegen, in einem Hotel am Meer zu übernachten und dort einen Film zu drehen? Solche Erlebnisse motivieren uns alle enorm. Die Leidenschaft, einzigartige und authentische Inhalte zu schaffen, treibt unsere Arbeit an und sorgt dafür, dass sie sowohl erfolgreich als auch erfreulich bleibt. Wir freuen uns auf die nächsten spannenden Projekte».
VANESSA SACCHET