Starke Spiele, starker Regen – und ein starker Bruno Arnold
05.08.2025 Sport, ElggVier Teams, ein Länderspiel und eine Wetterlage mit Überraschungspotenzial: Beim 22. Weltklasse Elgg standen sportliche Höchstleistungen, nasse Trikots und Wasserschieber gleichermassen auf dem Programm.
Das Turnier auf dem Sportplatz im See hat Tradition: Alljährlich ...
Vier Teams, ein Länderspiel und eine Wetterlage mit Überraschungspotenzial: Beim 22. Weltklasse Elgg standen sportliche Höchstleistungen, nasse Trikots und Wasserschieber gleichermassen auf dem Programm.
Das Turnier auf dem Sportplatz im See hat Tradition: Alljährlich im Juli treffen sich vier Faustballteams zum Weltklasse Elgg. Ebenfalls fixer Programmpunkt ist jeweils ein Match ausserhalb des Turniers – sozusagen als besonderer Leckerbissen. Zur Freude des Publikums gab es zur 22. Ausführung ein Länderspiel zwischen der Schweiz und Brasilien, Faustball auf Höchstniveau garantiert.
Die Voraussetzungen für einen gelungenen Sportanlass waren gegeben: Tribüne und Sponsorenplattform waren gut besetzt, die Stimmung erwartungsvoll. Die meistgenutzten Apps waren für einmal wohl nicht Social Media, sondern jene fürs Wetter mit Niederschlagsradar; je nach Anbieter war mit mehr oder weniger Regen zu rechnen – früher oder später. Petrus hielt sich strikt an Meteo Schweiz, das mit Starkregen pünktlich zum Kampf um Platz drei aufwartete: Es goss sprichwörtlich wie aus Kübeln und liess Sportler und Zuschauer im Regen stehen. Wer konnte, suchte Schutz unter einem Zelt oder wenigstens unter einem Regenschirm.
Keine einfachen Bedingungen – umso mehr Anerkennung für die Platzverhältnisse. Dominik Bächlin, Präsident von FB Elgg, lobte den Einsatz des Platzwarts: «Er hat einen super Job gemacht, der Platz war trotz der Niederschläge in ausgezeichnetem Zustand.» Das Spiel über zwei Gewinnsätze endete zugunsten der Faustballer vom STV Affeltrangen, die damit die Österreicher von Union Compact Freistadt auf Platz vier verwiesen.
FG Elgg-Ettenhausen als zweiter Sieger
Im nächsten Match um den Turniersieg standen sich die Faustballer der FG Elgg-Ettenhausen und der SG Novo Hamburgo gegenüber. Die Partie ging über drei Gewinnsätze und fand zur allgemeinen Erleichterung wieder bei Sonnenschein statt. Der erste ging mit 11:9 an die Einheimischen, die drei folgenden konnten die Brasilianer für sich entscheiden und standen am Ende als Turniersieger fest. Allerdings hielten die Elgger-Ettenhausener mit, jeder Punkt war hart umkämpft. Ausser im letzten Satz, der mit 11:5 eindeutig zugunsten der Gäste ausging, war das Spiel über weite Strecken ausgeglichen. Das nasse Terrain sorgte für viele Bauchlandungen und Ausrutscher – aber auch für spektakuläre Ballwechsel und Punktgewinne. Ein altbekannter Name fiel dabei immer wieder: Bruno Arnold von Novo Hamburgo, wohl den meisten auf der Tribüne ein Begriff. Immerhin die Zurufe des brasilianischen Teams auf dem Feld liessen etwas Sommergefühle aufkommen...
Letzter Härtetest vor den World Games
Das letzte Spiel des Abends und zugleich das Highlight war die Partie zwischen der Schweiz und Brasilien. Für beide Nationalteams weit mehr als ein freundschaftliches Aufeinandertreffen: Es galt als letzter Test vor dem Abflug nach China, wo vom 9. bis 13. August die World Games 2025 in Chengdu stattfinden. Leon Heitz, Kapitän der FG Elgg-Ettenhausen und Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft, betonte im Vorfeld die Bedeutung des Turniers: «Die World Games in China sind natürlich sehr aussergewöhnlich für uns. In Österreich oder Deutschland spielen wir ab und zu, in den USA haben wir ebenfalls schon World Games bestritten – aber China wird eine ganz neue Erfahrung. Nicht unbedingt wegen der teilnehmenden Nationen: Deutschland, Österreich, Italien, Brasilien und die USA kennen wir. Speziell sind Australien und Chile. Aber vom Austragungsort her wird alles neu. China selbst nimmt nicht teil, der Sport ist dort zu wenig bekannt, die Community (noch) zu klein. Sie haben daher auf den Startplatz verzichtet.» Zur Vorbereitung ist die Nati ins Trainingslager gereist und hat zwei Wochenenden gemeinsam verbracht. Die beiden Länderspiele gegen Brasilien bilden den Abschluss. «Im heutigen allerletzten Test müssen wir auf Malik Müller und Raphael Schlattinger verzichten – zwei wichtige Spieler. Für andere ist das eine gute Gelegenheit, sich zu präsentieren.»
Bevor das Turnier beginnt, bleiben noch ein paar Tage zur Akklimatisierung, um sich vom Jetlag zu erholen, sich an die erwarteten Temperaturen von über 30 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit zu gewöhnen und einige Trainingseinheiten zu absolvieren. Auch ein wenig Sightseeing soll möglich sein. Auf die Chancen der Schweiz angesprochen, zeigt sich Heitz optimistisch: «Wir treten mit Brasilien, Deutschland, Österreich gegen drei starke Nationen an. Der Gruppensieger trifft dann auf einen vermeintlich schwächeren Gegner aus der anderen Gruppe. Der Einzug in den Halbfinal ist für uns ein Muss. Wir haben dieses Jahr ein schlagkräftiges Kader, es liegt sogar Gold drin. Dieses Ziel streben wir unbedingt an.»
Bruno Arnold und immer wieder Bruno Arnold
Eröffnet wurde das Spiel standesgemäss mit den Nationalhymnen beider Länder. Die Schweizer legten gleich mit einem Ass los, dennoch hatten am Ende die Brasilianer die besseren Karten: Sie erkämpften sich vier Satzbälle und nutzten den zweiten zum 11:7 Gewinn.
Auch der zweite Satz begann mit einem Ass – diesmal allerdings von Bruno Arnold für die Gegenseite. Kein Name fiel so häufig wie seiner: Punkt um Punkt sammelte er für sein Team – erst für seinen Club, dann für die Nationalmannschaft – mal mit Gefühl, mal mit Wucht, mal gnadenlos platziert. Der Satz verlief lange ausgeglichen bis zum 12:12. Brasilien behielt das bessere Ende und entschied den Durchgang mit 14:12 für sich. Der dritte und letzte geriet zur klaren Angelegenheit. Die Südamerikaner dominierten das Geschehen und sicherten sich den Sieg mit 11:6. Wer den letzten Punkt des Abends erzielte, dürfte wenig überraschen: Bruno Arnold.
Für die Schweizer gab es jedoch keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen, hatten sie doch die Partie am Abend zuvor gegen denselben Gegner gewinnen können.
Beide Teams fliegen nun am Montag gut vorbereitet an die World Games. Die Schweizer Faustballgemeinde gönnt auch in China Bruno Arnold jeden Punkt – aber die Freude über einheimische Punktgewinne dürfte trotzdem ungemein grösser ausfallen.
MARIANNE BURGENER