Parkhaus Breiti: Initiative stösst auf grosses Interesse
08.11.2025 ElggVor wenigen Tagen lag im Elgger Dorfkern ein gelber Zettel in den Briefkästen: Eine Umfrage zum Interesse an einem geplanten Parkhaus Breiti in Elgg. Die Aktion richtet sich an alle Dorfbewohner im Ortskern und will herausfinden, ob Bedarf an zusätzlichen Parkplätzen im Flecken ...
Vor wenigen Tagen lag im Elgger Dorfkern ein gelber Zettel in den Briefkästen: Eine Umfrage zum Interesse an einem geplanten Parkhaus Breiti in Elgg. Die Aktion richtet sich an alle Dorfbewohner im Ortskern und will herausfinden, ob Bedarf an zusätzlichen Parkplätzen im Flecken besteht. Bereits in den ersten Tagen meldeten sich zahlreiche Interessierte, was die Initianten bestärkt.
Mit dem auffälligen Fragebogen wollten die beiden Initianten Erich Wegmann und David Rhiner ursprünglich nur eine erste Standortbestimmung erreichen. Unter anderem kann auf dem Umfragebogen noch bis zum 16. November Folgendes angekreuzt werden: «Ich parke immer auf öffentlichem Grund und habe eine Parkkarte der Gemeinde», «Ich bin am Kauf oder an der Miete von Parkplätzen in der Parkgarage Breiti interessiert» oder «Ich unterstütze den Bau finanziell». Doch die Reaktionen auf die Umfrage übertreffen die Erwartungen deutlich. «Nach drei Tagen haben sich Leute gemeldet, die etwa 16 Parkplätze kaufen und 8 bis 10 mieten würden. Unglaublich», sagt ein überraschter Erich Wegmann. «Wir treffen da offenbar einen Nerv der Zeit.»
Knappheit im Dorfkern bleibt spürbar
Was ist dieser «Nerv»? Die Parkplatzsituation im historischen Zentrum hat sich in den vergangenen Jahren spürbar verändert. Zwar brachte die Einführung der blauen Zone Verbesserungen, aber die zugrunde liegende Knappheit an privaten Parkplätzen besteht fort. Wegmann sagt: «Wir leben und arbeiten in diesem Dorf und sehen, dass wieder mehr zugeparkt wird. Die Leute stellen ihre Autos halt dorthin, wo Platz ist – und wenn es mitten in der Gasse ist.» So werden beispielsweise auch häufig die Brunnen im Dorfkern zugestellt.
Diesem Wildparkieren wollen die beiden Initianten Einhalt gebieten – und gleichzeitig auch dem Gewerbe helfen. «Kurzfristige Kundenparkplätze müssen den ganzen Tag verfügbar sein», betont Wegmann. «Diejenigen, die hier arbeiten oder wohnen, brauchen eine langfristige Lösung. Sie sollen ihr Auto nicht mehr auf die Strasse stellen müssen.» Mitinitiant und Architekt David Rhiner fasst zusammen: «Diese Openair-Parkierung verstellt die Gassen und macht den Aussenraum unattraktiv.»
Die Idee ist nicht neu
Bereits 2017 wurde über ein Parkhaus Breiti nachgedacht – bei der Gewerbeausstellung in Elgg. David Rhiner stellte damals mit seinem Architekturbüro src-architekten klg sein erstes Modell aus, um «den Puls zu fühlen», wie er sagt. «Wir wollten damals wissen, ob das Thema überhaupt ein Bedürfnis trifft.» Auch Erich Wegmann erinnert sich: «Wir überlegen schon seit Jahren an einer Lösung. Jetzt ist der Zeitpunkt reif.»
Der Standort Breiti an der Äusseren Obergasse sei ideal, weil das Grundstück bereits der Gemeinde gehört und heute als öffentlicher Parkplatz genutzt wird. Die rund 20 bestehenden Parkplätze würden ein halbes Geschoss in den Boden versenkt und somit erhalten bleiben. Darüber würde eine weitere Parkebene geschaffen, so dass neu ungefähr 50 Fahrzeuge parken könnten.
Holzbau mit Begrünung – und ohne Steuergeld
Geplant ist ein moderner oberirdischer Holzbau mit offenen Fassaden, viel Tageslicht und Begrünung. «Wir wollen keinen Betonkasten, sondern ein leichtes, luftiges Parkhäuschen mit genügend Platz für heutige Fahrzeuggrössen», erklärt Rhiner. Das Dach soll mit Solarstrom belegt werden. Wegmann ergänzt: «Heute sollte man aus CO2-Gründen keine Tiefgaragen mehr bauen. Beton in den Boden drücken für Autos – das ist nicht mehr zeitgemäss. Ein Holzbau ist CO2-neutral und rückbaubar.»
Die Lage am Rand der Kernzone macht jedoch eine enge Abstimmung mit der Denkmalpflege notwendig. Der Kanton habe das Projekt 2017 grundsätzlich begrüsst, stellte jedoch auch Forderungen. So sollte z.B. die Rampe besser integriert werden. Wegmann: «Die grösste Herausforderung wird sein, das Parkhaus so hinzubringen, dass es sich ins Ortsbild einfügt.» Die Visualisierungen, die aktuell entstehen, zeigen daher bewusst zurückhaltende Architektur mit schlanken Strukturen.
Eine weitere zentrale Frage stellt sich in Bezug auf das Gesamtverkehrskonzept, das die Gemeinde Elgg 2026 erarbeiten und vorlegen will. Dieses soll definieren, wie Verkehr, Parkieren und Aufenthaltsqualität im Flecken künftig zusammenspielen. «Wir haben das auf dem Radar», sagt Rhiner. «Ein Parkhaus kann nur Teil einer grösseren Lösung sein – aber eines, das Probleme entschärft statt neue schafft.»
Baurechtlich braucht es einen privaten Gestaltungsplan – inklusive politischem Prozess und Volksabstimmung. Und eines ist den Initianten wichtig zu betonen: Die Finanzierung soll privat erfolgen. «Ich mache das als Privatperson», sagt Wegmann. «Es ist nicht Aufgabe der Gemeinde, Parkhäuser zu bauen.» Vorgesehen ist «Stockwerkeigentum»: Wer einen Platz kauft, finanziert damit das Projekt. Unterstützende ohne Parkplatzbedarf könnten sich mit verzinsten Darlehen beteiligen.
IG als nächste Etappe
Damit das Vorhaben eine stabile Basis erhält, soll als nächster Schritt die Interessengemeinschaft (IG) Parkhaus Breiti gegründet werden. Dazu werden alle Personen eingeladen, die in der Umfrage ihr Interesse bekundet haben. Ziel ist es, Rückhalt und konkrete Bedürfnisse aus der Bevölkerung zu sammeln und gemeinsam die nächsten Schritte auszuarbeiten. Dass Kritik und Bedenken kommen werden, ist den Initianten bewusst. Rhiner: «Es wird tausend Bedenken geben. Viele sicher berechtigt. Aber wir lassen uns nicht nur davon leiten, sondern vom Ziel: den Dorfkern zu verbessern.»
Bis zur möglichen Eröffnung sei jedoch Geduld gefragt. «Vier bis fünf Jahre sind realistisch», schätzt Rhiner. Und fügt mit einem Lächeln an: «Bis es fertig ist, sind die Autos vielleicht schon wieder grösser – oder ganz abgeschafft. Dann kann die nächste Generation weiterbauen.» Warum sie all das auf sich nehmen? Wegmann sagt: «Wir hängen an diesem Dorfkern und wollen einen Beitrag leisten zur Verbesserung – wie wir es schon immer gemacht haben.» Und er hält fest: «Wenn sich niemand interessiert hätte, wäre es vorbei gewesen. Aber jetzt machen wir weiter.»
SARAH STUTTE


