«Ich bin begeistert vom grossen Äschli-Umzug»
12.08.2025 Elgg, ThurgauDer 35-jährige Philipp Wittwer aus dem thurgauischen Helsighausen ist begeisterter Thurgauer Landsknecht. Mit dem Verein Thurgauer Landsknechte, der heute vom Frauenfelder Stefan Aebi präsidiert wird, war er dieses Jahr am 10./11. Mai auch zum zweiten Mal am grossen Äschli-Umzug im ...
Der 35-jährige Philipp Wittwer aus dem thurgauischen Helsighausen ist begeisterter Thurgauer Landsknecht. Mit dem Verein Thurgauer Landsknechte, der heute vom Frauenfelder Stefan Aebi präsidiert wird, war er dieses Jahr am 10./11. Mai auch zum zweiten Mal am grossen Äschli-Umzug im zürcherischen Elgg dabei. Von der Teilnahme ist er heute noch begeistert.
Stramm steht er auf dem Hofplatz seines Elternhauses und blickt mit strenger Miene unter seinem Béret mit der stolzen Feder darauf hervor. In der Hand die Hellebarde, die zu einem Thurgauer Landsknecht gehört. «So präsentieren wir uns der Öffentlichkeit, wenn wir beispielsweise eine Torwache wahrnehmen oder bei einem Umzug dabei sind», hält der 35-Jährige fest. Die Szene wirkt geschichtsträchtig und spannt den Bogen zu längst vergangenen Jahrhunderten. «Die Uniform liess unser Verein nach dem Vorbild der alten Landsknechte und in Anlehnung an diejenige der Schweizergarde schneidern», erklärt Wittwer. Ihre markanten Armverzierungen an der grünen Samtjacke beinhalten die Farben des Thurgauer Wappens. Die Uniform erinnert in ihren Grundzügen an die Zeit des 14. und 15. Jahrhunderts. Vorgänger-modelle der Hellebarde benützten die alten Eidgenossen an der Schlacht von Morgarten, als die Schwyzer am 15. November 1315 einen entscheidenden Sieg über die Truppen von Herzog Leopold I. von Habsburg errangen.
Erstmals auf den Wellenberg
Bereits während meiner Schulzeit in Raperswilen und Wigoltingen interessierte ich mich für die Geschichte und insbesondere für das Mittelalter, erzählt Wittwer. Der gelernte Logistiker übt diesen Beruf noch heute aus und im Verlaufe seiner beruflichen Tätigkeit zwischen 2014 und 2020 bei der Tägerwiler Biotta AG lernte er einen Mitarbeiter kennen, der ebenfalls eine Affinität der Geschichte gegenüber zeigte. «Er erkannte in mir den geschichtsinteressierten Menschen und nahm mich mit an den Historischen Handwerker- und Warenmarkt auf dem Schloss Wellenberg», erinnert sich Wittwer. Nach der Einkleidung mit der Uniform und einer kurzen Einführung übernahm er im Rahmen einer stündlichen Ablösung die Torbewachung und das Mitwirken im dortigen Umzug. Anschliessend nahmen ihn die Verantwortlichen des Vereins Thurgauer Landsknechte, dem heute 15 geschichtsinteressierte Frauen und Männer angehören, nach einem unkomplizierten Gespräch in ihre Reihen auf.
Verein ist 26 Jahre alt
Von seinen älteren Vereinsmitgliedern weiss Philipp Wittwer, dass die Thurgauer Landsknechte, damals als «Harscht von Schwaderloh 1499», als uniformierter historischer Verein am 26. März 1999 gegründet wurden. «Im Zentrum stand damals die Förderung des geschichtlichen Bewusstseins um die Schlacht von Schwaderloh im Jahre 1400», weiss der Helsighauser. Im Verlaufe der Jahre änderte sich dieser Gründergedanke und die Thurgauer Landsknechte sind am Historischen Schwader-lohschiessen heute nicht mehr dabei. Gerne erinnert er sich an die Delegierten-versammlung der Schweizerischen Offiziersgesellschaft in Frauenfeld: «Ich stand als Landsknecht direkt hinter der damaligen Bundesrätin Viola Amherd und man sah mich auch an der anschliessenden Fernsehübertragung.»
Auftritt an verschiedenen Anlässen
Der heute vom Frauenfelder Stefan Aebi präsidierte Verein war dieses Jahr am 10./11. Mai auch zum zweiten Mal am grossen Äschli-Umzug im zürcherischen Elgg dabei. Gerne blickt Wittwer auch zurück an die Teilnahme an einem historischen Umzug in Waldshut und an eine spektakuläre Stadterstürmung am Stadtfest im deutschen Aach. Hier kämpft sich jeweils jeder teilnehmende Verein ans Stadttor vor und dieses wird dann letztlich für den Umzug geöffnet. Aber auch am jährlichen Frauenfelder Waffenlauf sind die Thurgauer Landsknechte massgebend im Einsatz. Während der Präsident mit seinen Helfenden für die Aus- und Rückgabe der Uniformen verantwortlich zeichnet, übernimmt Wittwer die Verantwortung für die Organisation auf dem Gebiet der Kaserne und neu im Umfeld der Kantonsschule. Auf Anfrage ist der Verein auch bereit, an den verschiedensten zivilen Anlässen teilzunehmen. Er freut sich zudem über neue Mitglieder, einzige Bedingung ist die Volljährigkeit.
Neben seinem Engagement bei den Thurgauer Landsknechten ist der Helsighauser auch als Sanitäter bei der Feuerwehr Wäldi-Raperswilen tätig, bei den Gewehrschützen Raperswilen und bei den Pistolenschützen Tägerwilen. Auch mit dabei ist er jeweils am Frauenfelder Open Air als Event-Sanitäter. Sein geschichtliches Interesse lebt er zudem auch aus als Mitglied des Festungsgürtels Kreuzlingen, des Schweizerischen Centurion-Vereins und beim Ehrengeschützzug Frauenfeld.
WERNER LENZIN