Wie wir alle wissen, gebären Frauen Kinder. Dieser Vorgang ist seit der Vertreibung aus dem Paradies mit Schmerzen, den sogenannten Wehen verbunden. Sie können schwächer oder stärker sein. Halbgötter kennen den Geburtsvorgang auch. Doch da sie Halbgötter sind, ...
Wie wir alle wissen, gebären Frauen Kinder. Dieser Vorgang ist seit der Vertreibung aus dem Paradies mit Schmerzen, den sogenannten Wehen verbunden. Sie können schwächer oder stärker sein. Halbgötter kennen den Geburtsvorgang auch. Doch da sie Halbgötter sind, erleben sie diesen anders als wir Menschen.
Die Sehnsucht ist so eine Halbgöttin. Sie existiert seit Ewigkeiten, noch bevor die Welt erschaffen wurde. Seit die Menschen die Welt besiedeln, liegt die Sehnsucht nun in den Geburtswehen. Zwillinge erwartet sie. Fern und Heim. Sie können den Geburtskanal nicht passieren. Einmal ist Fern kurz vor der Geburt. Heim jedoch macht ihm einen Strich durch die Rechnung und drängt sich vor. Ist Heim jedoch kurz vor der Niederkunft, drückt in Fern zur Seite.
Man könnte nun glauben, die Sehnsucht leide unter diesem Zustand. Als Halbgöttin ist sie aber für diese Situation ausgerüstet, ja geniesst sie sogar. Ein Weh gilt Fern und wird zu Fernweh; das nächste Weh richtet sich an Heim und wird zu Heimweh. Wie Ebbe und Flut fliessen die Wehen durch ihren schweren, fruchtbaren Körper und halten ihn am Leben. Bis heute und solange wir Menschen die Erde bevölkern.
BRIGITTA GERIG-WILDERMUTH