Eine Brandserie versetzte Elgg in Angst und Schrecken. Nicht schon wieder, dachte man sich im Hinblick auf die 34 Brände von 2010/11. Im Januar 2012 wurde der Täter endlich gefasst und in Untersuchungshaft gesetzt. Die damaligen wie die heutigen Brände in der ersten Jahreshälfte verursachten Leid bei verschiedensten Betroffenen. Und man hoffte diesmal, dass es schneller gehen möge, bis der Feuerteufel gefunden wird.

Nun, es ging schneller. Letzten Sonntag verhaftete die Polizei jemand Verdächtiges. Ungläubigkeit machte sich breit, auch bei mir, dass diesmal eine Frau die mutmassliche Brandstifterin sein soll. Mit dem hätte ich nicht gerechnet. Sie ist laut Polizei weitgehend geständig, die Ermittlungen laufen weiter. Diese Meldung verschaffte zuerst mal grosse Erleichterung in der Elgger Bevölkerung. Endlich kehrt wieder Ruhe ein, endlich muss man nicht mehr in ständiger Angst leben.

Dies ist die eine Seite der Geschichte. Die andere ist eine unfassbare und tragische. Als ich vernahm, wer die verhaftete Frau ist, war das ein Schock für mich. Ich kenne die mutmassliche Täterin zwar nicht persönlich, ihre Eltern hingegen umso mehr. Und da bin ich bei weitem nicht der einzige hier. Genau an diesem Punkt beginnt die Tragödie. In Elgg bestens bekannte Menschen, die viel für die Allgemeinheit tun und sehr aktiv am gesellschaftlichen Leben im Landstädtchen teilnehmen. «Bitte nicht sie», war mein erster Gedanke.

Auf die Familie der 44-jährigen mutmasslichen Brandstifterin sauste letzten Sonntag der Hammer nieder. Für sie beginnt respektive begann eine ganz schwierige Zeit. Und das nicht «nur» für die Eltern, sondern auch für das Kind der nun in Untersuchungshaft sitzenden Frau.

Seit Montag hat sich die starke Polizeipräsenz in Elgg in einen Medienauflauf gewandelt. Journalistinnen und Journalisten geben sich hier gegenseitig die Türklinken in die Hand. Angeführt von den Ringier-Sensationsjägern werden sie alles ausschlachten, was ihnen vor Mikrofon und Linse kommt. Natürlich machen sie nur ihren Job. Ob sie ihn aber gut erledigen und das wirklich sein muss, lasse ich hier einmal dahingestellt. Sobald der «Sensationssaft» ausgepresst ist, wird es rasch wieder ruhiger im Blätterwald.

Ich persönlich werde diese Schlammschlacht nicht mitmachen und die Angehörigen der zurecht in U-Haft sitzenden Frau nicht mit Interviews behelligen, keinen Sensationsjournalismus betreiben. Es ist gut, dass sie gefasst wurde, eine Erleichterung für alle Elggerinnen und Elgger, eine Genugtuung für alle Direktbetroffenen der Brandserie. Aber vergessen wir trotz alledem nicht, dass es für die andere Seite eine grosse Tragödie ist. Nehmen wir sie doch in den Arm, statt mit dem Finger auf sie zu zeigen!

Erleichterung hier, Tragödie da

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