Ein Konzert, das mehr Aufmerksamkeit verdient

  25.10.2022 Aawangen

Die evangelische Kirchgemeinde Aadorf-Aawangen lud in Kooperation mit der Musikschule Aadorf in der Michaelskirche zum Kammermusik-Konzert. Bei dieser Premiere unter dem Titel «junge Künstler musizieren» standen nebst den Schülerinnen auch ihre Lehrerin und die Organistin der Kirchgemeinde, Mechthild Riehle, auf der Bühne.

Am späten Sonntagnachmittag traten sechs fortgeschrittene Flötistinnen der Musikschule Aadorf gemeinsam mit ihren Lehrerinnen Andrea Schmutz und Barbara Hidber (Violine) sowie der Organistin Mechthild Riehle auf. Das Programm versprach ein äusserst abwechslungsreiches Konzert, entsprechend erwartungsvoll Musikerinnen und Publikum gleichermassen. Angekündigt wurden Werke von klassischen Komponisten wie Haydn, Mozart, Telemann, Händel und Bach. Dazu Blaz Pucihar, ein zeitgenössischer Komponist, der lustige, schwungvolle Musik schreibt, eine irische Volksweise, ein russisches Zigeunerlied oder ein Stück von Paul Simon, fanden Platz auf der Liste.
Als Einstieg in die stimmungsvolle Darbietung wählten die Musikerinnen ein Stück von Georg Friedrich Händel, gespielt mit Querflöte (Andrea Schmutz) und Orgel (Mechthild Riehle). Es folgten in verschiedensten Besetzungen weitere Stücke als Querflötenquartett, Flötenduett, zwei Flöten und Cello (gespielt von Mechthild Riehle), Flöte und Orgel. Spielfreude und die Energie der Musik waren fast mit den Händen zu greifen – sollten die jugendlichen Musikerinnen nervös gewesen sein, war davon absolut nichts zu spüren, sie boten den Anwesenden ihr Können auf hohem Niveau dar. Die jüngste von ihnen, die neunjährige Nila Geisser, spielte gemeinsam mit der Organistin «Lunas Lied» aus dem Musical «Lunas Zauberflöte» von Blaz Pucihar, das davon handelt, dass ein Drache Luna in eine Höhle gesperrt hat, weil sie mit ihrer Flöte Tiere glücklich macht, was dem Drachen ganz und gar nicht gefällt. Entsprechend traurig das Mädchen und ihr Lied, was Nila gefühlvoll und sanft umsetzen konnte, bevor Annika von Ow nicht weniger beeindruckend den «Drachen» spielte.

Vielleicht bald vermehrt Kammermusik in Aawangen

Tongewaltig dagegen das nachfolgende Orgelstück «Toccata quinta» von Georg Muffat. Das Publikum war damit schlagartig befreit aus des Drachens Höhle, zurück in der Gegenwart auf der Kirchenbank, wo sich der Auftritt schon bald dem Ende zuneigte. Vor dem barocken Finale, das damit den Kreis zum Einstieg schloss, hoben drei Flötistinnen zu Paul Simons «Sound of Silence» an, eine aussergewöhnliche Version eines Lieds, von dem zahllose Interpretationen existieren. Das Herz der Schreibenden, wäre es im Verlauf des Konzerts nicht längst gewonnen, wäre spätestens mit dem letzten Stück erobert worden: Mit der «Badinerie» von Johann Sebastian Bach, des Barock-Komponisten schlechthin, wie er auch von Andrea Schmutz angekündigt wurde. Diesem wunderbaren Schluss folgte ein langer und herzlicher Applaus des Publikums, das nach einer Zugabe verlangte und diese in Form von «Frère Jacques», einem französischen Kinderlied aus dem 18. Jahrhundert, auch bekam; gespielt von allen Musikerinnen gemeinsam.
Begeistert und zufrieden zeigte sich am Ende nebst dem Publikum auch Andrea Schmutz. Sie bedauerte, dass die Kirche nicht bis auf den letzten Platz oder wenigstens zur Hälfte gefüllt war: «Es ist wirklich etwas schade, ich würde diese Kirche mit ihrer guten Akustik gerne für Kammerkonzerte etablieren. Wir müssen einfach mehr Werbung machen.» Ein Umstand, dem nur beigepflichtet werden kann. Die Zuhörenden, die an diesem frühen Abend den Weg nach Aawangen gefunden haben, dürften ihr Kommen keineswegs bereut haben. Jene, die nicht dabei waren, haben etwas verpasst. Glücklicherweise war es die Premiere, weitere Konzerte sind in Planung; das nächste, ein Orgelkonzert, ist für den 12. Februar vorgesehen.
Die gesammelte Kollekte ging zugunsten des Fonds der Musikschule Aadorf, eingesetzt zur Schulgeldermässigung, um möglichst allen Kindern das Entdecken der musikalischen Welt zu ermöglichen. Nach Konzertende bot sich den Gästen vor der Kirche die Gelegenheit, den Sonntag mit einem Apéro gemütlich ausklingen zu lassen, die Melodien der letzten Stunde hoffentlich noch lange in schöner Erinnerung.

MARIANNE BURGENER


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