Ein Ärgernis sondergleichen
13.02.2025 KolumneSocial-Media-Applikationen haben es in sich – wohl fast jede und jeder in unserem Land ist im Besitze eines Smartphones. Wie mit diesen und Social-Media umgegangen wird, ist jedoch ein ganz anderes Thema.
Landauf, landab wird im öffentlichen Verkehr, im Auto und auf der Strasse ...
Social-Media-Applikationen haben es in sich – wohl fast jede und jeder in unserem Land ist im Besitze eines Smartphones. Wie mit diesen und Social-Media umgegangen wird, ist jedoch ein ganz anderes Thema.
Landauf, landab wird im öffentlichen Verkehr, im Auto und auf der Strasse auf das Smartphone geschaut oder besser noch gestarrt. Nur noch selten sehe in in öffentlichen Verkehrsmittel Menschen Bücher lesen. Aber zurück zu Social-Media. Dieser oft permanente Konsum trifft sowohl jüngere als auch ältere Menschen. Im ÖV oder Auto (mit Freisprechanlage) ist wohl nichts dagegen einzuwenden, wenn ab im Strassen- beispielsweise Fussgängerverkehr die Aufmerksamkeit nur noch dem Smartphone und nicht anderen Verkehrsteilnehmern gilt, ist dies mehr als fragwürdig, unter Umständen höchstgefährlich.
Jüngst begegnete mir also ein Velofahrer, der über eine belebte Bahnhofpassage fuhr – eine Hand am Lenker, mit der anderen das Smartphone am Ohr, mit welchem er lauthals telefonierte. Wie er die übrigen Verkehrsteilnehmer (inkl. Stadtbusse, Taxis, Fussgänger) noch wahrnahm, bleibt mir ein Rätsel. Verantwortungsvoll am Verkehrsgeschehen teilzunehmen, sieht wohl ganz anders aus.
Social-Media sind wohl nicht mehr wegzudenken aus unserem Alltag. Sie können wirklich das Leben sehr bereichern, indem man mit Menschen aus aller Welt übers Internet verbunden sein kann. Mit meinen Freunden in Nepal tausche ich mich ja auch regelmässig über verschiedene Applikationen oder über E-Mail aus. Ohne diese Hilfen wäre der Kontakt sehr schwierig aufrechtzuerhalten, denn Telefonanrufe sind bekanntlich teuer.
Keine Rücksicht auf Sehbehinderte oder Blinde
Zurück nun zum Verhalten von Gegenwartsgenossen auf unseren Strassen und sonstigen Begegnungsorten. Nicht wenige starren auf ihr Smartphone, tippen Nachrichten oder telefonieren. Beim Starren oder Tippen wird keinerlei Rücksicht auf andere Menschen, die auch unterwegs sind, genommen, denn die Tätigkeiten erfolgen im Gehen – auch wenn es eine Strasse zu überqueren gilt. Mir jedenfalls ist es schon oft passiert, dass ich so von Smartphone-Anhängern angerempelt oder gestossen wurde. Auch wenn ich der Sehbehinderung wegen mit einem weissen Stock unterwegs bin. Andere Blinde und Sehbehinderte (auch sie erkennbar am mitgeführten weissen Stock) erzählen mir von ähnlich unerfreulichen Gegebenheiten. Auch wenn nicht auf das Handy gestarrt wird, so tragen doch viele Kopfhörer, womit zwar die visuelle Wahrnehmung noch möglich ist, kaum jedoch die auditive. Ganz schlimm wird es dann, wenn Kopfhörer aufgesetzt sind und aufs Display gestarrt wird, denn dann ist Mensch wirklich von der Aussenwelt abgeschnitten. Ich frage mich ernsthaft, weshalb diese Unsitten aufgekommen sind, denn wie gesagt, Rücksichtnahme sieht anders aus. Zudem frage ich mich, welche Überlegungen dahinterstehen, sich dermassen von der Umwelt abzukoppeln und andere mit dem gezeigten Verhalten zu gefährden.
Zugegeben, auch ich verfüge selbstverständlich über ein Smartphone.
Diverse Hilfsprogramme wie Vergrösserung, Sprachausgabe und auch Eingabe über Blindenschrift machen es für Blinde und Sehbehinderte möglich, mit Smartphones umzugehen und zu bedienen. Auch ich habe auf dem Trottoir schon Nachrichten gelesen, bloss bleibe ich dazu stehen. Es würde mir nie einfallen, an belebten Plätzen und Strassen mit Kopfhörern und Smartphone vor dem Gesicht herumzulaufen.