Zwischen «Erinnern und Vergessen» im Laufe der Zeit
25.09.2025 ElggDer Elgger Geschichtenpfad hatte dieses Jahr das Thema «Erinnern und Vergessen». Fünf unterschiedliche Erzählungen von lokalen Autorinnen und Autoren durften die Zuhörerinnen und Zuhörer an lauschigen Plätzen geniessen. Die letzte bot eine Überraschung.
...Der Elgger Geschichtenpfad hatte dieses Jahr das Thema «Erinnern und Vergessen». Fünf unterschiedliche Erzählungen von lokalen Autorinnen und Autoren durften die Zuhörerinnen und Zuhörer an lauschigen Plätzen geniessen. Die letzte bot eine Überraschung.
Geschichten, von Elggerinnen und Elggern geschrieben und vorgelesen: Der Geschichtenpfad fand am vergangenen Sonntagnachmittag zum elften Mal statt, wie Felix Schröter, hauptverantwortlicher Geschichtenerzähler in diesem Jahr, bei der Begrüssung im Chorraum der reformierten Kirche sagte.
Rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer waren gespannt auf die fünf Erzählungen, welchen sie an unterschiedlichen Orten, jeweils etwa eine Viertelstunde lang, lauschen durften. Ein Autor, Jonas Najdzion, musste sich entschuldigen. In jeder der Geschichten wurde das Thema ganz anders angegangen und man konnte das Herzblut des Verfassers, der Verfasserin, jeweils darin spüren.
Plädoyer für den Frieden
Die erste Geschichte, handelte von einer Reise in Deutschland und trug den Titel «Gegen das Vergessen». Sie wurde in der Kirche von Margrit Wipf vorgetragen. Stimmungsvoll, nachdenklich, und ausführlich beschrieben, geht es dabei um persönliche Erinnerungen und Erlebnisse an den Schauplätzen Dresden und Hamburg, aber auch um die Erinnerung an den Holocaust und das Ende des zweiten Weltkrieges.
Anspielungen auf die heutige geopolitische Weltlage und ein Aufruf für den Frieden sind geschickt in die Erzählung eingewoben. Sie passte perfekt zum Ort, an dem diese vorgelesen wurde.
Krimi im heutigen Schulalltag
Statt des vorgesehenen Spielplatzes hinter dem Gemeindehaus wurde für die nächste Kurzlesung spontan der Lindenplatz gewählt. Dort las Felix Schröter seine Geschichte vor mit dem Titel «Dumpfes Getöse». Es handelt sich dabei um einen kurzen Krimi, eingebettet in den heutigen Schulalltag mit Anekdoten aus dem Leben eines Schulleiters. Sie sei weniger nachdenklich geschrieben als die Vorhergehende, sagte der Verfasser. Sprachlich kommt sie straff und direkt daher und ist mit vielen Dialogen versehen. Spannung wird auch durch Tempo aufgebaut.
Die Handlung spielt im Dunkel der Nacht in einem Dorf, ein Hammer landet auf einem Kopf. Sie findet ein abruptes Ende mitten in den Ermittlungen der Polizei mit einem Fundstück in einer Hecke.
Zwischenmenschliches im Fokus
Weiter ging es zum Pausenplatz des Oberstufenschulhauses, wo Susie Scherrer mit der Erzählung «Lieber spät als gar nicht» die Zuhörenden in ihren Bann zog. Einleitend mit allgemeinen Überlegungen zum Thema «Erinnern und Vergessen», trug sie rückblendend eine Geschichte vor, die in einer längst vergangenen Schulzeit spielt. Sie handelt von einem Schüler, der vom Lehrer grob schikaniert wird. Die Klasse taut erst auf, als ein Stellvertreter Menschlichkeit und echtes Interesse zeigt.
Fast ein halbes Jahrhundert später löst sich das Rätsel um den damals in die ursprüngliche Heimat zurückgekehrten Schüler auf. Erinnerungen, vergessene oder vermeidlich vergessene Geschehnisse, werden flüssig und mit einem roten Faden und spannungserzeugenden Pausen erzählt, mit einer Pointe zum Schluss. Zwischenmenschliches steht dabei im Fokus.
Vater-Sohnbeziehung im Lauf der Geschichte
Die Geschichte von Rudi Elsenbruch, vorgetragen beim Kulturzentrum rundum.müli, wechselt zwischen der Vergangenheit im zweiten Weltkrieg und der Gegenwart. Dabei geht es um die Beziehung zwischen dem während des Krieges lange abwesenden Vater und seinem Sohn.
In direkter Sprache erzählt, erhält man Einblick in die Vergangenheit, in der Briefe aus der Gefangenschaft für die Sehnsucht nach dem Vater genügen müssen. Auch als dieser wieder nach Hause zurückkehrt, bleibt er fremd. Erschreckt stellt der Sohn nach dessen Tod in der Gegenwart fest, dass er den Vater nicht wiedererkennt. Eine Erinnerung mit einem stolzen Offizier auf einem Foto, passt nicht zur Realität eines alten, vom Leben gezeichneten Mannes.
Fantasievolle Überraschungsgeschichte
Den Abschluss des Geschichtenpfades bildete wie gewohnt die Bibliothek, wo eine besondere Geschichte auf die Teilnehmenden wartete. Sie wurde von den verschiedenen Autoren abwechselnd vorgetragen und sie barg ein Geheimnis. Mit fantasievollen Ausschmückungen, die Sprache blumig, fast pathetisch, handelt die Erzählung vom Pferd aus dem Kreisel in Elgg. Das Pferd erlebt aneinandergereiht diverse Abenteuer, das Ende bleibt offen.
Felix Schröter löste schliesslich das Rätsel rund um die Erzählung auf. Vom Team mit Stichworten «gepromtet», und von der KI sehr schnell umgesetzt, sei sie entstanden. Die Idee kam dem Autorenteam laut Schröter in dessen letzter Sitzung vor dem Anlass. Nachträglich geändert habe man daran nichts. Schliesslich informierte er darüber, dass Susie Scherrer aus dem Team austrete und dafür Sarah Stutte neu mit von der Partie sei.
Janine Schwager von der Gemeindeund Schulbibliothek, bedankte sich für die Organisation durch Felix Schröter und die Unterstützung der Kulturkommission. Im Anschluss daran genossen die Anwesenden das Apéro und freuten sich bereits auf die nächsten Geschichten.
BETTINA STICHER