Zwängerei oder Notwendigkeit?

  01.02.2022 Elgg

Am Mittwochvormittag hat die «Interessensgemeinschaft (IG) Elgger Sporthalle für alle» 538 Unterschriften ihrer Onlinepetition bei der Gemeinde deponiert. Damit will die IG der politischen Gemeinde den Auftrag erteilen, das Anliegen einer Dreifachsporthalle noch einmal zu prüfen und in die Agenda aufzunehmen.

Bei klirrender Kälte übergab Markus Fehr, IG Elgger Sporthalle für alle, die in nur vier Tagen gesammelten 532 Online- sowie sechs Unterschriften auf Papier der Erstunterzeichner (Präsidentin des Damenturnvereins sowie Präsidenten von Fussball-, Faustball-, Unihockey-Club, Männerriege und Turnverein), der Gemeindeschreiberin Sonja Lambrigger Nyffeler. Die Sammlung musste schnell erfolgen, damit es das Geschäft noch in die Agenda der nächsten Gemeinderatssitzung von Anfang Februar schaffen kann.
Auf den ersten Blick erscheint die Wiederaufnahme des Anliegens Dreifachsporthalle nach der knapp verlorenen Urnenabstimmung im märz 2021 als Zwängerei. Zumal im Nachgang des ablehnenden Entscheids bereits die Primarschule eine Machbarkeitsstudie mit zwei verschiedenen Varianten in Auftrag gegeben hatte, über die im Dezember vergangenen Jahres informiert wurde. Auch die Politische Gemeinde gab im vergangenen Mai eine Bedarfsanalyse in Auftrag, um herauszufinden, welche Bedürfnisse die verschiedenen Vereine hinsichtlich der Elgger Sportstätten hätten. Ein Vorgehen, das insbesondere auch von der FDP, die sich vor der Abstimmung gegen das Projekt stellte, als strategisch und weitblickend gewürdigt wird.
So oder so wird also an der Schulgemeindeversammlung vom 23. Juni über mindestens zwei Projektierungskredite abgestimmt: einerseits zur Sanierung der alten Turnhalle, andererseits zur neuen Doppelturnhalle als Maximalvariante. Kern der Sache sei, dass für die Primarschule nur diese Maximalvariante einen adäquaten Turnbetrieb abdecke, eine solche jedoch den Bedürfnissen der Vereine nach einer Sporthalle mit Zuschauerplätzen, Bewirtungsmöglichkeit, zusätzlichen Garderoben und einem Rasenspielplatz nicht genügen würde. Der Aussage, dass der Schule eine Doppelturnhalle ausreichen würde, stimmt Monika Brühwiler, Präsidentin der Schulgemeinde, zu. Sie findet es wichtig, dass die Politische Gemeinde ins Projekt involviert ist und am Ende «das Beste für den Sportplatz und für Elgg resultiert», wie sie betont. Zustimmung zum Resultat der Analyse der Gemeinde kommt vom Vorstand der FDP: «Diese Ergebnis zeigt klar einen Bedarf im Aussenbereich auf (Erweiterung Garderoben und Materialräume sowie Rasenspielflächen). Jedoch weist sie nicht auf eine ausgelastete Belegung der Hallen hin.» Zwingend nötig sei, dass die Primarschule ihren tatsächlichen Bedarf aufzeige.

Schulterschluss zur Zielerreichung

Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass die Gemeinde weiterwächst – und damit das Bedürfnis nach mehr Raum – haben die Primarschulpflege und die IG Elgger Sporthalle für alle, ihre Anliegen zusammengelegt. Sie erteilen mit der eingereichten Petition der politischen Gemeinde sozusagen den Auftrag zur gemeinsamen Vertretung des Projektierungskredits, damit alle Interessensvertreter Hand in Hand weiterplanen könnten. Markus Fehr dazu: «Diesen Auftrag muss die Politische Gemeinde übernehmen. Es kann nicht sein, dass verschiedene Interessierte an einem Teil planen – die Folge wäre ein unglaublich kompliziertes Vertragswerk zwischen Behörden und Privaten.» Der Druck wächst auf allen Seiten. Einerseits muss die Primarschule mit einem stetigen Anstieg der Schülerzahlen umgehen, andererseits die Sportvereine dem wachsenden Bedarf an Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten nachkommen, die allesamt von einer besseren Infrastruktur profitieren würden.
Die ablehnenden Stimmen, welche die Abstimmung im März entschieden haben, sucht Fehr nicht nur bei Parteien oder Behörden. Vielmehr auch im Zeitpunkt der Abstimmung, den er als etwas unglücklich deutet. Es war eine intensive Phase hinsichtlich Corona. Viele waren seiner Meinung nach zurückhaltend und verunsichert – vor allem im Hinblick hoher Kosten, die aufgrund der Krise noch auf die Gemeinde zukommen könnten. Als Folge davon schien eine erhebliche Steuererhöhung unumgänglich und diese wäre mit der Finanzierung der Sporthalle noch höher ausgefallen. Sicher habe bei einigen auch die Meinung, dass die Halle «für andere» – und ohne persönlichen Nutzen – gebaut würde, eine Rolle gespielt. Mit diesen Nein-Stimmen müsse jedes Anliegen umgehen.

Die nächsten Schritte zur neuen Sporthalle

Das Anliegen, den zusätzlichen Projektierungskredit der nächsten Gemeindeversammlung zur Annahme vorzuschlagen, ist mit der Petitionsübergabe bei der politischen Gemeinde deponiert. Gleichzeitig sollen sich die bereits durch die Primarschulpflege und die Politische Gemeinde mit den Vorstudien beauftragten Architekturbüros an einen gemeinsamen Tisch setzen und das weitere Vorgehen zum Wohle des Projekts besprechen. Würde der zusätzliche Projektierungskredit im Juni durch die Gemeindeversammlung gutgeheissen, kommt es im Nachgang zu einer erneuten Urnenabstimmung für die konkrete Realisierung.
Die Bevölkerung ist seit der Inbetriebnahme des Sportplatzes massiv gewachsen, die Infrastruktur aber nicht angepasst worden. Die deponierte Petition sei jedenfalls die Chance, das Projekt der Dreifachsporthalle noch einmal neu zu lancieren. An das Szenario, dass die Gemeindeversammlung sich nur für die Minimalvariante, die Sanierung der bestehenden Turnhalle begeistern könnte, mag Markus Fehr gar nicht denken. Er meint: «Ein solches Vorgehen würde unter Garantie Zusatzbauten mit Folgekosten verursachen. Die Gemeinde wird das Problem nicht los, solange es nicht zusammen und auf eine gute Art gelöst wird. Das ist einfach Fakt», so Markus Fehr zum Schluss.

Es gibt auch kritische Stimmen zum Vorgehen

Zum gewählten Weg der Onlinepetition sind auch kritische Stimmen zu vernehmen, so gibt sich insbesondere die Freisinnige Partei ziemlich überrascht vom Vorgehen. «Etwas befremdet haben wir im Vorstand diese Übergabe zur Kenntnis genommen, ist es doch noch nicht lange her, dass der Souverän ein ähnliches Vorhaben abgelehnt hat. Von den 500 eingereichten Unterschriften stammen ungefähr 450 aus dem Bezirk Winterthur und nur 341 aus Elgg. Von diesen sind lediglich 43 Prozent selbst direkt betroffen, ob stimmberechtigt oder nicht, sei dahingestellt. Wir sind der Meinung, dass dieses Instrument nicht geeignet ist, etwas zu bewegen, schon gar nicht einen Projektierungskredit des Gemeinderats zu erzwingen.» Grundsätzlich unterstütze aber auch die FDP Elgg den Sport und stehe demzufolge hinter einer Erweiterung oder Erneuerung der Garderoben und Materialräume und dem Bau von Rasenspielflächen, allenfalls sogar Optionen für Kunstrasenflächen.

MARIANNE BURGENER


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