Zum Wahnsinn der heutigen Zeit
31.10.2023 AadorfAm kommenden Freitag und Samstag wird das neue Kabarett-Programm von und mit Wolfgang Weigand aufgeführt: «Schwamm drüber». Der Rotfarbkeller bietet die passende Kulisse für seine Kommentare zum Wahnsinn der heutigen Zeit.
Wolfgang Weigand ...
Am kommenden Freitag und Samstag wird das neue Kabarett-Programm von und mit Wolfgang Weigand aufgeführt: «Schwamm drüber». Der Rotfarbkeller bietet die passende Kulisse für seine Kommentare zum Wahnsinn der heutigen Zeit.
Wolfgang Weigand studierte im katholischen Frankenland Philosophie und Theologie, spielte Blockflöte, Akkordeon, Heim- und Kirchenorgel, Gitarre am Lagerfeuer und sang in verschiedenen Chorensembles. 1994 zog er als kirchlicher Wirtschaftsflüchtling in die Schweiz und ist hier seit bald 25 Jahren als freischaffender Theologe tätig. Er ist seit vielen Jahren «eingeschweizert» und Bürger von Wängi. Mit seinen politisch-philosophisch-bissigwitzigen Kommentaren zum Wahnsinn der heutigen Zeit steht er gerne auf der Bühne, um zu singen, predigen und sich aufzuregen. «Schwamm drüber» ist sein inzwischen fünftes Soloprogramm.
Auch diesmal wird er seine beiden Premierenvorstellungen in Aadorf im Rotfarbkeller geben: am Freitag und Samstag, 3. und 4. November jeweils um 20 Uhr. Türöffnung und Barbetrieb sind ab 19.30 Uhr.
Wolfgang Weigand im Interview
Frage: Ihr neues Kabarett-Programm heisst «Schwamm drüber». Haben Sie was gegen Reinlichkeit? Oder woher kommt der Titel?
Antwort: Schwamm drüber – ja, mit der Reinlichkeit haperts tatsächlich. Die Zahl der Hausstaubmilben (und -milbinnen) nimmt pro Haushalt zu. Das haben Studien festgestellt. Aber der Titel kommt ja eigentlich aus der Gastronomie: Wenn alle Getränke bezahlt waren, wurde das auf der Tafel wieder weggewischt. Alle Schulden waren weg. Das funktioniert leider im kapitalistischen System nicht: Da braucht es die Schulden, damit nicht alles kollabiert. Übrigens: Kapitalismus ist, wenn man mit Geld, das man nicht hat, Dinge kauft, die man nicht braucht, um Menschen zu beeindrucken, die man nicht mag.
Wir leben anscheinend im ständigen Krisenmodus. Pandemie, der Umgang mit dem Klima, der Ukrainekrieg – geht das immer so weiter?
Die Ängste beziehungsweise grossen Themen dahinter kommen in Wellen: Flüchtlinge, Corona, Ukraine, Klima. Und es hat immer nur Platz für eine Katastrophe. Was als nächstes kommt? Ich kann mich da nur an den deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach halten, der stringent in Wellen denkt. Erst die Coronawelle, jetzt die Hitzewelle im Sommer und im nächsten Jahr wird wohl die Dauerwelle wieder modern. Ich versuchte, mir Lauterbach mit Dauerwelle vorzustellen. Aber seien wir beruhigt: Der nächste Frühling wird sowieso wieder zu warm oder zu kalt oder zu feucht oder zu trocken werden. Das hat jeder Frühling so an sich.
Ist Ihr Kabarett Galgenhumor – oder haben Sie auch etwas Mutmachendes für das Publikum?
Ich finde, zu viel Pessimismus ist fehl am Platz. Die Zukunft war ja früher auch nicht viel besser, dass wusste schon der Karl Valentin. Und ja: Es gibt immer wieder auch Mutmachendes. Die Gesundheitsbranche boomt, die Prämien steigen, der Pharmaindustrie und den Waffenexporten gehts gut und die Deutschen dürfen jetzt endlich auch bald kiffen – ab dem neuen Jahr. Ich weiss nicht, ob jetzt auch noch die allgemeine Kiffpflicht kommt. Also alles in allem: Ich glaube noch immer an die Selbstheilungskräfte und an das Gute im Menschen. Die Apokalypse wird sich noch etwas gedulden müssen mit uns.
(MITG)