Zum Gedenken an Louis Hürlimann

  09.08.2022 Ettenhausen

Louis Hürlimann ist am 14. Juli dieses Jahres verstorben. Während 20 Jahren als nebenamtlicher Ortsvorsteher Ettenhausens und als Ansprechperson in geschichtlichen Belangen rückte er ein Stück weit an die Öffentlichkeit.
Wir beide schlossen das Mittelschulstudium am Collège St-Michel in Freiburg ab, allerdings nicht gleichzeitig. Die Wege sollten sich später kreuzen. Ich erinnere mich, dass es anfangs der 60er-Jahre zu flüchtigen Begegnungen im Hörsaal der Universität Freiburg kam, wo wir dieselben Vorlesungen der Professoren Studer und Alker in Geschichte und Germanistik besuchten. Dort lernte ich Louis Hürlimann als fokussierten, strebsamen und eher zurückhaltenden Kommilitonen kennen. Allerdings strebte er nach höheren Weihen und schloss sein Studium im Jahr 1970 mit dem Doktortitel ab, ohne aber um seine Promovierung viel Aufhebens zu machen. Als Mitglieder der Studentenverbindungen Zähringia, Goten und Welfen fand zwischen uns ein gelegentlicher Austausch statt. Kaum einer hätte jedoch damals geahnt, dass Aadorf später für beide zum Lebensmittelpunkt werden sollte. Doch lassen wir Louis Hürlimann gleich selbst erzählen:

Lebensstelle in Aadorf

«Ich wurde am 19. Oktober 1943 zusammen mit dem Zwillingsbruder Viktor als siebentes Kind von Paul und Berta Hürlimann-Oberholzer in der Altschwand bei St. Gallenkappel geboren. Die Primarschule besuchte ich in Hintergoldingen. Dank der starken Bindung unserer Mutter zum Wallfahrtsort Einsiedeln kam Viktor in die dortige Stiftsschule und ich an die Missionsschule Marienburg in Rheineck, womit sich eine interessante Zukunft anbahnte. Nach dem Unistudium in Freiburg vertrat ich ein Jahr lang den Geschichtslehrer am Lehrerseminar rorschach. Darauf fand ich meine Lebensstelle in der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Tänikon. Dort war ich für die Bibliothek, Dokumentation, Information und für redaktionelle Arbeiten zuständig. Zudem oblag mir die Aufgabe, den vielen Besucherinnen und Besuchern die Vergangenheit des ehemaligen Klosters Tänikon näher zu bringen.
Nach der Heirat mit Hedi Frick, der Schwester eines Verbindungskollegen, liessen wir uns in einem Eigenheim in Ettenhausen nieder. Im Abstand von drei Jahren folgten die Töchter Regula und Marie-Louise sowie Sohn Niklaus. Erholung fand ich im Chorgesang, im Garten und bei Bergwanderungen. Erwandert habe ich fast alle Höger und Bergwirtschaften im Alpstein, im Toggenburg und in Gegenden zwischen Speer und Hörnli. Zeitintensiv war ebenso das Verfassen von lokalgeschichtlichen Arbeiten und die Betreuung der Gemeinde- und Verbandsarchive. Nach der Pensionierung im Jahr 2006 widmete ich mich der Umgebungspflege, dem Holzen und dem Lesen von Zeitungen. Tagesausflüge mit dem öV gehörten ebenfalls dazu.»

Schwierige Zeit

Zu den Schattenseiten äussert sich Tochter Regula: «Leider erfolgte im Frühsommer die Diagnose unheilbarer Prostatakrebs. Trotzdem war es meinem Vater vergönnt, mehr als ein halbes Jahr damit unbehelligt zu leben. Chemotherapie und Corona-Erkrankung zehrten indessen an seinen Kräften, was mehrere längere Spital- und Reha-Aufenthalte nötig machte. Am 12. Juli dieses Jahres zog er sich bei einem häuslichen Sturz eine starke Hirnblutung zu, verstärkt durch Blutverdünnungsmedikamente. Auf lebensverlängernde Massnahmen wurde verzichtet, sodass Louis zwei Tage später verstarb, an seinem 49. Hochzeitstag. Wir sind dankbar, dass er ein erfülltes und zufriedenes Leben haben durfte. Auch dankbar, dass wir ihn als Mann und Vater haben durften. Wir vermissen ihn sehr.»
KURT LICHTENSTEIGER


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