Zu Fuss von Schaffhausen bis ins Tessin
26.11.2024 ElggZum zweiten Mal hat sich der Elgger Christian Good auf eine Fernwanderung quer durch die Schweiz gemacht. Nach seiner letzten Wanderung von Elgg nach Genf ging es diesmal von Schaffhausen bis an die italienische Grenze ins Tessin.
Im April 2021 entschied sich der ...
Zum zweiten Mal hat sich der Elgger Christian Good auf eine Fernwanderung quer durch die Schweiz gemacht. Nach seiner letzten Wanderung von Elgg nach Genf ging es diesmal von Schaffhausen bis an die italienische Grenze ins Tessin.
Im April 2021 entschied sich der inzwischen 60-jährige Elgger Good, zu Fuss von Elgg nach Genf zu laufen. Er wollte mit dieser rund zweiwöchigen Wanderung seinen einmonatigen Urlaub während der Corona-Zeit überbrücken.
Die Vorbereitung auf eine solche Wanderung ist das Wichtigste. «Ich habe schon einige Monate vorher mit der Vorbereitung begonnen. Mit einem Kollegen schaute ich einen Vortrag über das Fernwandern an. Da hat es mich wieder gepackt, nochmals eine längere Wanderung unter die Füsse zu nehmen.»
Die Grobplanung begann mit einem Linealstrich von Norden nach Süden. «Dann plante ich die Route entlang dieser Linie. Ich wollte meine Reise geniessen und wusste, dass ich beispielsweise mit der Fähre den Zürichsee überqueren und Einsiedeln besuchen werde.» Zu den Vorbereitungen gehörten auch sogenannte «Probewanderungen» von anfangs 10, dann 15 Kilometern – und das mit vielen Höhenmetern.
Schmerzen zwangen Good zu einer Pause
Nun standen im Herbst wiederum vier Wochen Ferien an. So entschloss sich Good bereits im Vorfeld, wieder auf Schusters Rappen durch die Schweiz zu laufen. Diesmal sollte die wiederum rund zweiwöchige Wanderung vom nördlichsten Punkt in Schaffhausen bis an die italienische Grenze im Tessin führen.
Doch ab dem dritten Tag hatte Good Schmerzen im Schienbein, nicht nur beim Gehen. «Wir stiegen vom Pfannenstiel dem Meilenbach entlang ab, da war es sehr schlimm mit den Schmerzen. Ich musste jeden Schritt bedächtig machen, um die Schmerzen auszuhalten. Leider konnte ich kein Taxi rufen, da es in meiner Umgebung keine Strassen gab.» Eine Beratung in der Apotheke ergab keine definitive Diagnose. Weiter ging es mit der Fähre nach Horgen und dann wieder zu Fuss bis nach Wädenswil. «Dort übernachteten wir, und ich beschloss, am Tag darauf die Wanderung abzubrechen.» Mit dem Zug ging die Reise zurück. Deshalb entspannte Good dann mit seiner Partnerin im Elsass – diesmal waren sie mit dem Töff unterwegs. «Das Fahren ging gut, ohne Schmerzen. Nur beim Gehen waren die Schmerzen teils sehr gross.»
Eine Woche später reiste Good, diesmal alleine, wieder nach Wädenswil und setzte seine Wanderung fort. Auch die Wanderungen bei Regen waren schön, das Wetter hatte ebenso seinen Reiz. «Einmal regnete und windete es so stark, dass ich nirgends eine Pause machen konnte. Ich suchte Schutz in einer Kapelle. Es war zwar auch kalt, aber immerhin windstill. Zwischendurch hat es auch geschneit. So blieb ich ein bisschen dort.»
Imposante Strada Alta
Sohn Jason begleitete Good auf der Etappe nach Andermatt. «Es war bitterkalt. Den Gotthard konnte ich nicht überqueren, da dieser schneebedeckt war.» Eigentlich wollte Good trotzdem über den Gotthard laufen. Aber nicht einmal das Postauto fuhr über den Pass wegen des Schnees. «Ein Telefonat ins Restaurant auf dem Pass ergab, dass man mir abriet, die Wanderung über den Pass fortzusetzen. Jeder Schritt sei eine Qual», erzählten sie mir. Also ging die Reise weiter mit dem Zug bis nach Airolo.
Imposant war danach die Wanderung über die Strada Alta. «Da habe ich sehr viele Höhenmeter zurückgelegt. Es hat tolle Schluchten, abgelegene Häuser respektive Siedlungen, man läuft weit und hat keine Verpflegungsmöglichkeit. Das Problem waren die Übernachtungen. Ich musste mit dem Postauto nach Biasca und dann am nächsten Morgen wieder rauf. Das war zeitintensiv, da die Postautos nicht halbstündlich fuhren. Aber die Strada Alta ist traumhaft, es hatte wenige Leute und die Natur ist wunderschön.»
Gerade im Tessin, in den abgelegenen Dörfchen, war es ein Problem, einen Ort für die Übernachtung zu finden. Da hiess es, frühzeitig planen.
Traumhafte Landschaft und Aussicht
Die Wanderung war teils herausfordernd, mit teilweise langen Etappen.
Zwei Mal liess Good die vielen Höhenmeter aus und ging unten dem Berg entlang weiter. «Ich muss mir nichts beweisen. Ich komme jeden Berg rauf, aber ich benötige etwas länger als andere», sagte er schmunzelnd. Doch irgendwann möchte man schliesslich auch wieder zu Hause ankommen.
Ab Bellinzona begleitete ihn eine Kollegin aus Elgg. Die Wanderung ging bis nach Lugano. «Ich habe geschwitzt ‹wie e Mohre› den Berg hinauf, aber die Aussicht, das war einfach nur genial. Ich bin jedes Mal von Neuem begeistert. Nicht nur im Tessin – überall in der Schweiz ist es traumhaft. Zum Beispiel auch entlang der Axenstrasse von Brunnen in Richtung Erstfeld. Es ist ein Auf und Ab. Du kannst am See sitzen und die Aussicht einfach nur geniessen. Jede Ecke in der Schweiz ist anders, aber einfach einzigartig schön.» Aber auch die gepflegten Wanderwege beeindruckten Good.
Die Wanderetappen vom nördlichsten Punkt des Kantons Schaffhausen über den Randen bis nach Schaffhausen waren traumhaft. «Zum Beispiel dem Rhein entlang, in ein Restaurant sitzen, im Rhein baden – das war einfach wunderschön.» Weiter von Rheinau über die Tössegg bis nach Rorbas: «Das war eindrücklich. Die ersten drei Etappen wurde ich von meiner Partnerin und teilweise von einem befreundeten Paar begleitet.»
Auch die Wanderung über die Forch war imposant. Beeindruckend waren zudem die Etappen im Tessin durch die Eichenund Kastanienwälder.
Ankunft an der Landesgrenze zu Italien
Auf den letzten beiden Etappen wurde Good von zwei Kolleginnen begleitet. Vom San Salvatore ging es über Carona nach Morcote. Die letzte Übernachtung war in Melide. Die Schlussetappe nahmen die drei mit nur wenig Gepäck unter die Füsse. Der «Punto Sud» (südlichster Punkt) war nicht leicht zu finden. Zum Schluss wurden alle immer nervöser. «Und es ging wieder bergauf und bergab», lachte Good. «Es war dann sehr lustig. Wir gingen über die Grenze nach Italien und wieder in die Schweiz zurück.»
Danach ging es mit dem Postauto weiter nach Chiasso und am gleichen Nachmittag mit dem Zug nach Hause. Übernachtet hat Good in Airbnbs und Hotels. «Immer um die Mittagszeit herum schaute ich auf meine Kondition, das Wetter und die lokale Situation. Dann habe ich eine Übernachtungsmöglichkeit gesucht.»
Schlussfazit von Christian Good: «Je ne regrette rien, jederzeit wieder.»
Wanderkarte und 10 Kilo am Rücken
Zwar sind die Wanderwege in der Schweiz sehr gut beschriftet. Trotzdem hatte Good immer eine Wanderkarte mit dabei. «Auch die Online-Karte zog ich mal zu Rate, doch auf den digitalen Karten kann man die Distanz viel weniger gut abschätzen als mit einer normalen Landkarte. Für Abfragen nach dem genauen Standort war die Online-Karte jedoch sehr hilfreich.»
Nach Meilen, Erstfeld und Biasca verschickte Good im Vorfeld seiner Wanderung Pakete mit den nötigsten Utensilien postlagernd. So war er froh um ein langes Wanderhemd und lange Hosen. Auch das Kartenmaterial wurde so ausgewechselt.
Der Rucksack mit einem Erste-Hilfe-Set, Ersatzkleidern, Regenkleidern und einem warmen Pullover sowie Ersatzschuhen war rund neun Kilogramm schwer. Die Wanderstöcke hatte er ebenfalls dabei, benötigte diese aber nur im Schnee. Dazu kamen rund zwei Liter Getränke und etwas Verpflegung. «Gegen Schluss der Wanderung spürte ich eigentlich nicht mehr, dass ich den Rucksack trug. Dazu kam, dass ich keine Beschwerden mehr und keine Blasen an den Füssen hatte.»
Ob es eine dritte Wanderung geben wird, ist noch nicht bestimmt. «Aber ich kann es mir durchaus vorstellen. Fernwanderwege in Schottland, Cornwall etc. rufen», sagt Good.
BRIGITTE KUNZ-KÄGI
Eckdaten der Fernwanderung
Die Wanderung von Christian Good betrug 249 Kilometer. Gewandert ist Good während 14 Tagen. Im Schnitt ergibt dies knapp 18 Tageskilometer, was rund 27 Leistungskilometer pro Tag ergibt.