ZLB knackt Milliardenmarke
04.05.2023 ElggKaum war die Pandemie vorbei, folgte der Krieg in Europa, der nebst unfassbar grossem Leid auch wirtschaftliche Auswirkungen nach sich zog. Die Zürcher Landblank (ZLB) kehrt nun Schritt für Schritt in die Normalität zurück und präsentierte an ihrer ...
Kaum war die Pandemie vorbei, folgte der Krieg in Europa, der nebst unfassbar grossem Leid auch wirtschaftliche Auswirkungen nach sich zog. Die Zürcher Landblank (ZLB) kehrt nun Schritt für Schritt in die Normalität zurück und präsentierte an ihrer Generalversammlung die wichtigsten Geschäftsereignisse des letzten Jahres.
Erst im letzten Jahr waren anlässe endlich wieder möglich. 524 Aktionärinnen und Aktionäre, die 23’685 Stimmen vertraten, waren am vergangenen Freitagabend in der Mehrzweckhalle Hofacker in Rickenbach anwesend. Darüber hinaus waren zehn mit 170 Stimmen sowie 221 Aktionäre mit 5825, was ein Total von 755 vertretenden anwesenden Aktionären mit 29’680 Stimmen ergibt, anwesend. Die diesjährige GV war somit voll beschlussfähig.
Petra Kerker, Niederlassungsleiterin der Filiale Rickenbach und Moderatorin des Abends führte durch das Programm der 172. Ordentlichen Generalversammlung. Der Abend begann bereits am späteren Nachmittag mit einem gemütlichen Apero. Nach dem Geschäftsbericht folgten ein Abendessen und Showblock als krönender Abschluss.
Verwaltungspräsident Andreas Bergmann, Bankleiter Jürg Randegger sowie sein Stellvertreter und Protokollführender Roger Bernhard präsentierten sich auf der Bühne. Die wichtigsten Traktanden des Abends umfassten die Wahl des neuen Mitglieds in den Verwaltungsrat (VR) sowie die Änderung der Statuten. Das Jahr startete hoffnungsvoll, denn das Ende der Pandemie schien Einzug gefunden zu haben. Bedauerlicherweise folgte kurz darauf der bislang undenkbare Krieg in Europa, was schliesslich zur globalen Inflation führte. Die Schweiz blieb einigermassen verschont: Der Spitzenwert lag bei etwa 3,5 Prozent und sank bereits auf etwa 2,8 zurück. Im Ausland fiel die Rate deutlich höher aus. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) reagierte mit ihrer wichtigsten Aufgabe, die Geldwertstabilität, und erhöhte die Zinsen. Während den 172 Jahren wurden zum ersten Mal – während den letzten sieben Jahren – Negativzinsen bei der ZLB ein Thema. Das vergangene Jahr führte langsam in Richtung Normalität zurück und sie wurden wieder positiv. Andreas Bergmann verkündet stolz: «Unser Geschäft wuchs erfolgreich. Die Bilanzsumme erhöhte sich in gleichmässigen Schritten über die Milliardenmarke.» Somit hat sich die Bilanzsumme mit den vier Niederlassungen Elgg, Räterschen, Rickenbach und Neftenbach seit der Amtszeit von Bergmann praktisch verdoppelt.
Neue Gesichter und alte Bekannte
Vor einem Jahr durften zwei neue Mitglieder im VR begrüsst werden: Bernhard Rüdin und Emil Walt. Auch Jürg Randegger wechselte 2022 in die Geschäftsleitung und löste Hans-Ulrich Stucki ab, der in Pension ging. Nach zahlreichen Wechseln setzte sich die ZLB intensiv mit ihrer Strategie auseinander und entdeckte einige verbesserungswürdige Punkte. Es handle sich nicht um wilde Abenteuer oder ferne Expansionen versicherte Bergmann und übergab das Wort Jürg Randegger: «Es war ein herausforderndes und interessantes Jahr. Viele Dinge, die man bisher nur aus Büchern kannte, konnten live erlebt werden.» Bevor er trockene Zahlen präsentierte, stellte Randegger die neuen Gesichter der ZLB vor: Sandra Brüngger, Cash-Team Elgg, Stefanie Galucci sowie der Sprecher selbst. Springerin Galucci ist in allen Filialien anzutreffen.
Für den treuen Oliver Weber, Compliance Officer, durfte ein 20-jähriges Jubiläumsfest im April natürlich nicht fehlen. Im Februar verabschiedete sich Alex Kubli aus der Logistik. Jean-Jacques Steinmann stellt Kublis Nachfolger dar. Entwicklung und Investition sind der kleinen Regionalbank ein wichtiges Anliegen; vom Kundenberater bis hin zur Bankleiterin rezertifizierten sich im Bereich Vorsorge alle. Auch individuelle Ausbildungen wurden gefördert.
Zahlen und Fakten
Ausleihungen sind von Januar bis Dezember stetig gewachsen und auch die Kundengelder stiegen an. Randegger dankte für das Vertrauen. Der wichtige Kundendeckungsgrad wurde gestärkt. Letztes Jahr wurde sogar ein Meilenstein übertroffen. Randegger erinnerte sich zurück: «Als Hans-Ulrich Stucki letztes Jahr auf der Bühne stand, sagte er, dass wir dieses Jahr die Miliardenmarke knacken. Ich sass da und dachte nur: ‹Ohoh›. Nun darf ich stolz verkünden, dass wir es geschafft haben, eine Verdoppelung seit 2008. Ich werde mich pensionieren, wenn die zweite erreicht ist.»
Eigenmittel und eine Liquidität von über 200 Prozent wurden gestärkt. Das Depotvolumen verkleinerte sich um zehn (zum Vergleich: der Schweizer Markt sank um 17%). Die letzten Jahre verkleinerte sich auch die Bruttozinsmarge; man musste also immer mehr wachsen, um gleich viel zu verdienen.
Ausserdem befindet sich das angekündigte Informatikprojekt in vollem Gange. Mit dem Jahresgewinn von 1,8 Millionen wurde der gleiche Gewinn wie 2021 ausgewiesen. Die gleiche Dividende konnte wie gewohnt ausgezahlt werden. Der Lagebericht und die Jahresrechnung wurden ohne Gegenstimme akzeptiert. Der Bilanzgewinn ermöglicht eine Ausschüttung von 19 Franken pro Aktie.
Statuten angepasst
Die Statutenänderung erfolgte nicht im eigentlichen Sinne der ZLB. Da sich das Obligationenrecht im schweizerischen Aktienrecht in vielen Punkten änderte, mussten die Statuten angepasst werden, um den aktuellen Stand einzuhalten. Jemand aus dem Publikum erkundigte sich, ob Versammlungen künftig auch online stattfinden werden, obwohl die ZLB doch persönlich für die Kunden da sein möchte. Nicht alle hätten dafür die nötigen Mittel zur Verfügung. Wie man dies lösen würde, war die Frage. Bergmann beruhigte: «Während der Pandemie wurde das Notrecht eingeführt, was inzwischen wieder abgeschafft wurde. Die Gesetzeslage sieht vor, dass Versammlungen auch elektronisch oder mit schriftlicher Stimmabgabe geführt werden dürfen. Doch die GV stellt den wichtigsten Anlass des Jahres dar und werde, wenn immer möglich, weiterhin persönlich durchgeführt. Auch die Statutenänderung wurde mehrheitlich akzeptiert.
Keine Scheu vor neuen Herausforderungen
Barbara Stahel wurde als neues VR-Mitglied vorgeschlagen. Der grösste Teil ihres beruflichen Werdegangs verbrachte sie in leitender Funktion in der SNB. Moderatorin Petra Kerker prüfte die Kandidatin sogleich: «Was hat sie bewogen, die Stelle als VR-Mitglied anzunehmen?» Stahel antwortete: «Die Anfrage kam überraschend und ehrte mich sehr. Es ist eine unheimlich spannende Gelegenheit, in den Geschäftsbereich der ZLB einzusehen. Ich freue mich enorm darauf.» Kerker wollte wissen: «Ein VR-Mitglied muss alles kritisch hinterfragen, wie stehen Sie dazu?» Stahel antwortete: «Ich sehe es als eine sehr grosse Verantwortung, bin mir dies bewusst. Ich stamme aus einer Juristenfamilie, die mich stets daran erinnert, dass das nicht so einfach ist, wie an der Uni zu dozieren. Ich habe grossen Respekt vor dieser Aufgabe, doch das Team wird mir den Brancheneinstieg gut ermöglichen und ich bin bekannt dafür, auch mal eine eklige Frage zu stellen. Mich interessieren Zusammenhänge, möchte alles verstehen und scheue mich nicht nachzufragen.»
Auch die letzte Frage, wie sie die ZLB weiterbringen möchte, beantwortete Stahel vorbildlich: «Durch meine Erfahrungen kenne ich den Finanzmarkt sehr genau. An vorderster Front bei der SNB weiss ich, dass unerwartete Konsultationen jederzeit auftreten können. Man muss flexibel bleiben und auch mit überraschenden Entwicklungen gut zurechtkommen. Ich verfüge über ein gutes Netzwerk, welches ich notfalls anzapfen könnte.» Barbara Stahel wurde mit grosser Mehrheit als neues VR-Mitglied akzeptiert. Man wünsche ihr in ihrer neuen Tätigkeit alles Gute und viel Erfolg.
JULIA MANTEL