Das Naturmuseum Winterthur beherbergt über 100’000 Objekte aus der Region aus längst vergangenen Jahrmillionen. Einige besonders wertvolle Objekte stammen aus Elgg.
Vor mehr als zwei Jahrhunderten spielte sich in Elgg eine kleine industrielle Revolution ...
Das Naturmuseum Winterthur beherbergt über 100’000 Objekte aus der Region aus längst vergangenen Jahrmillionen. Einige besonders wertvolle Objekte stammen aus Elgg.
Vor mehr als zwei Jahrhunderten spielte sich in Elgg eine kleine industrielle Revolution ab. Im Jahr 1782 begann der systematische Abbau von Braunkohle am Schneitberg. Über 58 Jahre hinweg wurde die Kohle zur wichtigen Energiequelle für die Region. Doch neben der Kohle barg der Boden noch ganz andere Schätze: Fossile Kostbarkeiten, die von einer Zeit zeugen, in der das Eulachtal eine ganz andere Landschaft war.
Während der Abbauarbeiten stiessen die Arbeiter immer wieder auf seltsame, uralte Überreste. Heute wissen wir, dass es sich um Fossilien handelt, die 15 Millionen Jahre alt sind. Diese Funde geben uns einen faszinierenden Einblick in das urzeitliche Eulachtal.
Fenster in die Vergangenheit
Damals war die Region von dichten Wäldern und sumpfigen Gebieten geprägt, in denen Farnarten, Nadelhölzer und exotische Pflanzen wie Feigenbäume und Rohrkolben wuchsen. Letztere gedeihen heute in Feuchtgebieten und stehen oft am Rand von Flüssen, Seen und Teichen. Ihr Vorkommen deutet darauf hin, dass das Elgg dieser Zeit von Wasserläufen durchzogen war. Die Region war ausserdem wesentlich wärmer und feuchter als heute, was das Wachstum dieser Sumpfpflanzen begünstigte. In diesem üppigen, subtropischen Lebensraum fanden viele Tierarten eine Heimat.
Die Fossilienfunde in Elgg offenbaren eine erstaunliche Vielfalt an Lebewesen: Am und im Wasser lebten Muscheln, Schildkröten und kleine Biber. Durch die dichten Wälder streiften Urpferde. In den Baumkronen schwangen sich langarmige Affen von Ast zu Ast – Vorläufer der heutigen Gibbons.
Auf dem Waldboden hingegen waren kleinere, aber nicht minder faszinierende Tiere unterwegs: Pfeifhasen und Wiesel huschten durch das Unterholz. An lichteren Stellen waren auch grosse Säugetiere präsent, beispielsweise ein noch hornloser Vorfahre des Nashorns. In der noch offeneren Flusslandschaft des stapften massive Mastodonten, urzeitliche Verwandte der heutigen Elefanten, gemächlich durch den Sand.
Viele der über 100’000 Objekte des Naturmuseums Winterthur werden in den Sammlungsräumen als Kulturgut geschützt aufbewahrt. Am Sonntag, 27. Oktober, werden einige spezielle Sammlungsperlen der Öffentlichkeit präsentiert. Die schönsten Stücke sind in den Dauerausstellungen des Naturmuseums Winterthur und des Heimatmuseums Elgg ausgestellt. Letzteres hat derzeit Winterpause und öffnet wieder am ersten Sonntag im Mai 2025.
DOMINIK SPITZNAGEL
Naturgeschichte erleben
Sonntag, 27. Oktober, ist «Tag der naturhistorischen Sammlungen». In folgenden Institutionen der Region bietet sich Gelegenheit, spezielle Sammlungsstücke zu sehen:
Naturmuseum Thurgau, Frauenfeld
14 bis 16 Uhr; Einblick ins Museumsdepot; Freies Kommen und Gehen; Eintritt ist frei.
Naturmuseum Winterthur
11 bis 16 Uhr; Führungen ins Depot immer zur vollen Stunde Eintritt frei bis 16 Jahre; 5 Franken für Erwachsene.
Naturmuseum St. Gallen
10 bis 17 Uhr; Führungen um 10.30, 13.30, 15 Uhr; Mindestalter 8 Jahre; Anmeldung erforderlich (info@naturmuseumsg.ch).
Weitere Informationen zum nationalen «Tag der naturhistorischen Sammlungen» und den teilnehmenden Museen unter:
https://swisscollnet.scnat.ch/de