Der Iltis ist für Pro Natura das Tier des Jahres. Aber hat der kleine Jäger auch etwas mit Iltishausen zu tun? Immerhin trägt der Weiler in der Gemeinde Aadorf seinen Namen.
Ob jemals ein Iltis vom Waldrand aus auf die paar Häuser hinunterschaut, die ...
Der Iltis ist für Pro Natura das Tier des Jahres. Aber hat der kleine Jäger auch etwas mit Iltishausen zu tun? Immerhin trägt der Weiler in der Gemeinde Aadorf seinen Namen.
Ob jemals ein Iltis vom Waldrand aus auf die paar Häuser hinunterschaut, die seinen Namen tragen, ist schwer zu überprüfen. Der Verwandte des Steinmarders ist sehr diskret und lässt sich nur selten blicken. Er mache lieber einen Umweg, als dass er sich über offene Flächen bewege, heisst es seitens Pro Natura. Die Naturschutzorganisation wählte den Iltis zum Tier des Jahres. Er werbe für gut vernetzte Kulturlandschaften mit vielen Versteckmöglichkeiten. Die gibt es in der Umgebung Iltishausens sicher. Vielleicht ist er schon im Örtchen selbst, denn im Winter zieht er sich gerne an ein geschütztes Plätzchen in einer Scheune oder einem Stall zurück.
Gemäss Pro Natura ist der Iltis auf der Roten Liste der Säugetiere der Schweiz als «verletzlich» eingestuft. Entdeckt man das scheue Tier doch einmal, ist es an der weissen Zeichnung um die Nase und entlang der Ohrränder eindeutig zu erkennen. Iltisse können die Kulturlandschaft ausserhalb des Waldes nur durchstreifen, wenn diese viel natürliche Deckung bietet. Ein Mosaik aus Wassergräben, Hecken, hohen Staudenfluren, Ast- und Steinhaufen, natürlichen Bächen und Feuchtgebieten sei für sie lebenswichtig, schreibt Pro Natura. Auch viele andere Arten profitierten von solchen Strukturen, zum Beispiel Frösche, Kröten und andere Kleintiere. Auf sie sei der Iltis für seine Ernährung angewiesen.
Ein kleiner Stinker
Iltisse sind ausserhalb der Paarungszeit (April bis Juni) als einsame Nomaden unterwegs und vorwiegend nachtaktiv. Das Fell ist dünn, weshalb sie im Winter besonders in höheren Lagen auf einen schützenden Unterschlupf angewiesen sind. Im Winter ist das Raubtier wenig aktiv und verlässt sein Quartier nur selten, um sich zu entleeren oder leicht erreichbare Beute zu erhaschen. Das kann ein Hühnerei, Katzenfutter oder auch eine unvorsichtige Maus sein.
Doch Vorsicht ist auf jedem Streifzug geboten: Der Iltis kommt selbst als Beutetier für grössere Fleischfresser infrage. Immerhin ist er gut gerüstet. Droht ihm Gefahr, greift er zur Stinkbombe und versprüht ein sehr übelriechendes Sekret aus seinen Analdrüsen.
Wirklich der Namensgeber?
Auf den ersten Blick scheint es logisch: Der Name Iltishausens ist auf das possierliche Mardertier zurückzuführen. Doch der erste Gedanke muss nicht immer richtig sein. Nach einem Text, den Louis Hürlimann 2003 aus Anlass des 750-jährigen Bestehens Iltishausens verfasste, geht der Name auf die Bezeichnung Hiltishusen zurück. Das bedeutete «bei den Häusern des Hiltis». In der Schweiz gibt es offenbar keinen anderen Ort dieses Namens – obwohl fast im ganzen Land Iltisse vorkommen.
Der Weiler wurde erstmals in einer Urkunde vom 27. September 1253 erwähnt, als der Bischof von Konstanz den Hof Hiltishusen mit dem Benediktinerkloster Fischingen gegen einen Hof in Sirnach tauschte. Seit dem 15. Jahrhundert gehörte der Weiler zum Frauenkloster Tänikon. In Dokumenten werden immer ein Oberhof und ein Unterhof erwähnt. Ein weiterer Hof kam erst 1848 nach der Klosteraufhebung dazu.
Ob er Urheber des Ortsnamens ist oder nicht, dürfte den Iltis kaum kümmern. Priorität hat für ihn wohl eher der Schutz vor Feinden und ein angemessenes Futterangebot. Beides könnte in der Umgebung Iltishausens gegeben sein.
ALBERT BÜCHI