Wo liegt denn das Kloster St. Urban?
08.09.2022 AadorfFür die Reisegruppe des Alexanderclubs wurde die Frage mit einer eindrücklichen Führung durch das ehemalige Zisterzienserkloster gebührend beantwortet. Natürlich gehörten auch ein feines Essen und die kurzweilige Carfahrt ins Luzernische zum Ausflug dazu.
Die mündliche Werbung des Reiseleiters Toni zeigte Wirkung, sie liess die Teilnehmerzahl eine neue Höchstmarke erreichen. Die älteste und immer noch rüstige Reisende feierte in den letzten Tagen ihren hundertsten Geburtstag und wurde von ihrer Tochter begleitet. Vierzig gut gelaunte Damen und Herren versammelten sich beim Treffpunkt und liessen sich vom Chauffeur mit sicherer Hand Richtung Westen entführen. Zwischen den Gesprächen wurde der Wolkenhimmel beobachtet, ob er sich wohl etwas lichten werde. In Aadorf war das Aufspannen eines Regenschirms nämlich noch von Vorteil. Der erste Teil über die Autobahn war bestens bekannt, das zweite Teilstück zog sich dann über Land- und Hauptstrassen durch den Kanton Aargau bis zum Zielort St. Urban, Gemeinde Pfaffnau, die zum Kanton Luzern gehört, sich aber in einem eigentlichen Dreieck zwischen Luzern, Aargau und Bern befindet. Das Kloster wurde noch beiseite gelassen und stattdessen bezogen die Ausflügler die reservierten Plätze im naheliegenden Klostergasthaus Löwen. Die Gartenterrasse war wetterbedingt geschlossen, so dass die Gruppe auf zwei Säli verteilt wurde. Das Personal war schnell und freundlich. Die Salatvorspeise liess auf eine vorzügliche Küche schliessen. Die Personen, die über den angekündigten Kartoffelstock etwas die Nase gerümpft hatten, mussten sich eines Besseren belehren lassen. Dieser kam nämlich in Form einer Cremeschnitte daher und schmeckte herrlich zum Braten und Gemüse. Dessertcreme und Kaffee rundeten ein schmackhaftes Menü ab.
Barocke Baukunst in der Klosterkirche
Die Klosterkirche ist nur wenige Schritte vom Restaurant entfernt. Im Jahr 1194 gründeten Mönche der Abtei Lützel das Zisterzienserkloster St. Urban in einer idyllischen Umgebung, das über einige Jahrhunderte bis 1848 von ihrem Orden bewohnt wurde. (Auch unser Kloster Tänikon beherbergte früher Zisterzienserinnen.) Zahlreiche bauliche Änderungen und ein Wiederaufbau der abgebrannten Kirche sahen die alten Mauern im Laufe der Zeit. Das weitherum bekannte Chorgestühl wurde um das Jahr 1700 von Solothurner Bildhauern geschaffen und stellt eine Bilderbibel in schweizerischer Barockplastik dar. Die Orgel mit 40 Registern, 2500 Pfeifen und 3 Manualen gehört zu den grössten noch erhaltenen Barockorgeln Europas. Die hohen, ungetönten Fenster unterstreichen lichtmässig die Stuckaturen im Innenraum und den besonders prunkvollen Hochaltar auf eindrückliche Weise. Besonders erwähnenswert ist, dass einer der vielen verkauften alten Kachelöfen von Hafnermeister Daniel Meyer in Steckborn erbaut wurde und seit 2015 als Leihgabe des Solothurner Museums Blumenstein wieder als Prunkstück nach St. Urban zurückgeführt werden konnte. Nach noch mehr Informationen war die Gruppe froh, die Eindrücke auf der Rückreise setzen lassen zu können. Durch Dörfer und Felder mit weniger und mehr vertrockneten Maispflanzungen brachte uns der Chauffeur bis nach Kaiserstuhl, wo im Hotel Restaurant Kreuz ein Kaffeehalt eingeplant war. Nicht allen schmeckte der servierte Kaffee, dafür umso mehr der kleine Nachtisch; etwas die Beine zu vertreten, war ebenso willkommen. Die verbleibende Reststrecke durch bekannte Gefilde bot Gelegenheit für Gespräche und Gelächter. Einen herzlichen Dank richtete die Präsidentin Edith Stadelmann an den bewährten Reiseleiter Toni Jud, seine Frau Rosmarie für die Rekognoszierung und die gute Organisation des Ausfluges sowie an Chauffeur Marcel Stillhard für die angenehme und ruhige Fahrt. Mit vorausgeahnter Verspätung wegen des Feierabendverkehrs traf der Bus mit den teilweise müden Insassen wieder gut in Aadorf ein.
GERTRUD ULLRICH