Wo früher geplantscht wurde, wird bald gebüffelt
25.05.2024 HagenbuchDie Gemeindeversammlung vom letzten Mittwochabend war für die Behörde eine kurze und schmerzlose Sache. Die vier Traktanden wurden allesamt ohne Gegenstimme angenommen – selbst der Kreditantrag für ein Modulbauprovisorium für das Schulhaus war innert Kürze ...
Die Gemeindeversammlung vom letzten Mittwochabend war für die Behörde eine kurze und schmerzlose Sache. Die vier Traktanden wurden allesamt ohne Gegenstimme angenommen – selbst der Kreditantrag für ein Modulbauprovisorium für das Schulhaus war innert Kürze genehmigt.
Als erstes Traktandum hatten die 55 Stimmberechtigten über die Jahresrechnung 2023 zu befinden. Diese schloss mit einem Überschuss von 970’260 Franken besser ab als budgetiert. Zwar war ein positives Ergebnis vorgesehen, aber nicht in dieser Höhe. Der Hauptgrund liegt gemäss Gemeindepräsident Rolf Sturzenegger nebst weniger Ausgaben im Sozial- und Asylwesen vor allem bei Steuermehreinnahmen. Schulvorsteher Patrick Trachsel wies darauf hin, dass bei der Beschaffung des neuen Schulmobiliars für die Primarstufe dank Verhandlungsgeschick über 30’000 Franken eingespart werden konnten. Entsprechend empfahlen sowohl der Gemeindevorstand wie auch die Präsidentin der Rechnungsprüfungskommission, Marlen Reichmuth, die vorgelegte Jahresrechnung anzunehmen, was der Souverän ohne Gegenstimme tat.
Das zweite Geschäft betraf den Ersatz alter Wasserleitungen im Hagenstal. Der eine der beiden Abschnitte sei aus Asbestzement gefertigt, der andere aus Grauguss; beide zwischen 70 und 80 Jahre alt. Besonders der Zustand des Letzteren wird als schlecht eingestuft. Schon mehrmals sei es dort zu Wasserleitungsbrüchen gekommen, erklärte der zuständige Gemeinderat Florian Hauser. Er unterbreitete der Versammlung einen Kredit- und Projektierungsantrag von 389’160 Franken, damit im laufenden Jahr auch die letzte Etappe des Leitungsnetzes saniert und die Arbeiten abgeschlossen werden können.
Auch die letzten alten Leitungen bald ersetzt
Sowohl diese letzte Etappe der Wasserleitungssanierung als auch das nächste Traktandum, die Genehmigung der Kreditabrechnung für bereits ausgeführte Arbeiten an Netz und Schieberhaus, wurden von den Stimmberechtigten ohne Gegenstimme oder Enthaltung angenommen. Der am 24. Mai 2023 von der Gemeindeversammlung genehmigte Kredit über 235’000 Franken wurde um 2687 überschritten. Florian Hauser präsentierte die detaillierte Abrechnung und erörterte die Arbeiten zu Sanierung und Umbau des Schieberhauses. Im Weiteren seien grosse Teile des Leitungsnetzes inklusive der Hausanschlüsse erneuert worden.
Erstmals an diesem Abend ergriff jemand das Wort und wollte wissen, ob die eingestürzte Scheune nicht besser hätte geschützt werden müssen, schliesslich hätte die Sache weniger glimpflich ausgehen können: «Man kann doch bei einer derart alten Bollensteinmauer nicht einfach durchgraben. Da hätte man etappenweise vorgehen müssen.» Hauser dementierte, man hätte die Arbeiten sorgfältig vorbereitet und Stück für Stück gegraben. Und: «Wer sich die Mühe machen möchte und auf ‹Google Earth› die Option ‹Street View› öffnet, kann gut erkennen, dass diese Wand schon vor den Arbeiten einsturzgefährdet war. Zudem sind wir noch daran, die Angelegenheit zu untersuchen. Die Abklärungen laufen noch.»
Provisorium mit 30-jähriger Lebensdauer
Wie diese Zeitung bereits im Vorfeld berichtete, hat sich im Anschluss an die ausserordentliche Versammlung vom 20. März, an der über den Projektierungskredit zur Schulraumerweiterung abgestimmt wurde, eine neue, überraschende Möglichkeit ergeben, um der Raumknappheit kurzfristig zu begegnen. Schon ab dem neuen Schuljahr müsse aufgrund der steigenden Schülerzahlen eine neue Klasse gebildet werden, erklärte Patrick Trachsel. «Und wie es der Zufall wollte, haben wir eine Anfrage der Primarschule Elsau erhalten. Deren Neubau wird eineinhalb Jahre früher fertig als geplant. Das Provisorium, ein Holzmodulbau, verliert damit seine Verwendung. Allerdings ist die Gemeinde bis zum 31. Dezember 2025 durch den laufenden Mietvertrag gebunden.»
Die Besichtigung vor Ort habe den dreijährigen Occasionsbau in hervorragendem Zustand gezeigt; sowohl baulich, energetisch und technisch. Das Modul verfügt über einen Klassenraum von 74, einen Gruppenraum von 36 Quadratmetern sowie eine Garderobe und Toiletten. Diese Lösung bringe viele Vorteile, betonte Trachsel. Einerseits stehe rasch geeigneter Raum zur Verfügung, andererseits werde der geplante Erweiterungsbau dadurch günstiger und kleiner, was wiederum der bestehenden Spielwiese zugutekomme. Die Verhandlungen mit Elsau hätten ergeben, die Mietkosten bis zum Ablauf des Vertrags 60 zu 40 Prozent aufzuteilen. Für Hagenbuch bestehe danach die Möglichkeit, den Container per Anfang 2026 für 242’000 Franken zu übernehmen (Neuwert über 700’000). Schliesslich könne aus einem Provisorium dieses Standards durchaus ein «Durisorium» werden, mit einer Lebensdauer von gut und gerne 30 Jahren.
Lösung schlägt viele Fliegen auf einen Streich
Als idealer Platz bietet sich das Gebäude an, in dem Werkraum, Bibliothek und Handarbeit angesiedelt sind. Auf dem Dach befindet sich der stillgelegte Pool des Kindergartens, der seit seiner Inbetriebnahme laufend Probleme verursacht habe, wie Trachsel erklärte. Anstelle einer aufwändigen Dachsanierung könnte das Problem durch die Platzierung des Modulbaus behoben werden: «Auf diese Weise dichten wir das Dach perfekt ab.» Mit den veranschlagten 140’000 Franken böte sich der Gemeinde Hagenbuch eine einmalige Chance, für verhältnismässig wenig Geld, eine optimale Lösung zu realisieren. Selbst wenn die Räume später einmal nicht mehr für den Schulbetrieb genutzt würden, könnten sie einem neuen Zweck zugeführt werden. Eine Variante wäre die Unterbringung des Kindergartens Oberschneit nach dessen Aufgabe, denkbar sei sogar eine Nutzung als Wohnraum.
Die Vorteile überzeugten die Stimmberechtigten in der Turnhalle, ohne Gegenstimme oder Enthaltung wurde der Kredit angenommen. Mit dem Entscheid können die Rückbau- und Vorbereitungsarbeiten begonnen werden, damit dem Umzug der drei Module aus Elsau nach Hagenbuch im Sommer nichts mehr im Wege steht. Geht alles glatt, können im September die ersten Schüler in den Modulbau einziehen – dann wird dort, wo einst geplanscht wurde, fleissig gebüffelt.
Abschliessend informierte Rolf Sturzenegger noch über dies und das, unter anderem über eine laufende Umfrage der Universität Zürich zur Geschlechterungleichheit. Dies gründend auf der Tatsache, dass Frauen in Gemeindebehörden nach wie vor deutlich untervertreten seien. In seiner Ausführung, wer teilnehmen könne, begab sich der Präsident etwas aufs Glatteis der zeitgeistigen Begrifflichkeiten, was für einige Erheiterung sorgte – der perfekte Übergang zum gemütlichen Teil des Abends.
MARIANNE BURGENER