Willkommen und zu Hause in Elgg
02.07.2024 ElggDiverse Warndreiecke mit dem Hinweis Anlass machten auf das erhöhte Fussgängeraufkommen aufmerksam. Am Samstagvormittag bevölkerte sich der Platz vor dem Gemeindehaus mit Neuzugezogenen in Erwartung dessen, was ihnen die verschiedenen Behördenmitglieder zu ...
Diverse Warndreiecke mit dem Hinweis Anlass machten auf das erhöhte Fussgängeraufkommen aufmerksam. Am Samstagvormittag bevölkerte sich der Platz vor dem Gemeindehaus mit Neuzugezogenen in Erwartung dessen, was ihnen die verschiedenen Behördenmitglieder zu erzählen hatten.
Bei bestem Wetter, bei Veranstaltungen im Freien ein zentraler Faktor und in diesem Jahr nicht selbstverständlich, begrüsste Gemeindepräsidentin Ruth Büchi-Vögeli die wohl gegen 100 Personen. Sie präsentierte den Neu-Elggerinnen und -Elggern ihre Wohngemeinde in Zahlen, historischen Fakten und Besonderheiten. Grosses Gewicht legte sie auf den Äschli, der auf keinen Fall verpasst werden dürfe. Abschliessend stellte sie die Mitglieder des Gemeinderates mit Namen und Zuständigkeiten kurz vor, bevor sie das Wort dem «wichtigsten Mann im Gemeindehaus», Gemeindeschreiber Marcel Aeschlimann, übergab.
Der nahm den Faden auf und dementierte sogleich die ihm verliehene Prominenz: «Ich sag es mal so: Wenn alle Gemeinderäte ausser Haus sind und wir sturmfrei haben, dann habe ich das Sagen und schaue, dass der Laden läuft.» Er beschrieb seine Rolle als Bindeglied zwischen Gemeinderat und Verwaltung und lud die Neuzugezogenen ein, bei Fragen am Schalter vorbeizukommen, trotz aller Onlinemöglichkeiten, die nicht zuletzt durch die neue Website zur Verfügung stehen würden.
Nach dieser Vorstellungsrunde informierte Büchi-Vögeli über den weiteren Ablauf des Anlasses und lud alle ein, sich über die Strasse zum Lindenplatz zu begeben, wo Katharina Wachter, Vizepräsidentin der reformierten Kirchenpflege, und Marina Woski von der katholischen, die Schar bereits mit ihren Angaben erwarteten.
Kein Schlafdorf, sondern etwas Besonderes
Ausführlich stellten die beiden Frauen die jeweilige Kirchenarbeit, die anstehenden Veranstaltungen sowie die vielen gemeinsamen Anlässe vor, wobei besonders das «Fiire mit de Chliine» erwähnt sein soll. Kaum einen Steinwurf weiter am anderen Ende der Schulgasse präsentierte Marktchefin Annelies Meier das reichhaltige Elgger Markttreiben. Sie stellte die anwesenden Anbieter vor und erzählte, dass von den 30 durchgeführten Markttagen deren sechs «grosse» seien, mit einem definierten Thema. Meier forderte ihr Publikum auf, den Markt nicht nur an diesem Morgen im Rahmen des geführten Rundgangs zu besuchen, sondern auch künftig von den lokalen Produkten zu profitieren.
Zudem werde das samstägliche Treiben ab und zu durch kleine Aktionen des Theaters zur Waage in Zusammenarbeit mit dem Heimatschutzverein ergänzt. Diesmal mit der «Meisenbrunnenbadi», was anhand des Kinderlachens und -quietschens im Hintergrund unschwer zu erraten war. Mit den Worten «Wir wollen kein Schlafdorf sein, sondern lieber etwas Besonderes», überreichte sie das Mikrofon an Simon Berger. Dieser trat in einer Doppelrolle auf: zum einen als «Bademeister» und zum anderen als Leiter des Theaters zur Waage. Er erzählte, was das spezielle an der Brunnenbadi war – ausser seinem Bademeisteroutfit – und dass ausserdem eine Memorymeisterschaft, Theater oder Bauen mit Bauklötzen den Samstagsmarkt beleben würden, als «gezielte, herzige Aktionen», wie er es nannte. Geschickt nutzte er die Gelegenheit und rührte in seiner knackig kurzen Rede kräftig die Werbetrommel für sein Theater.
Vom Meisenplatz zum Ritschberg und zurück
Der eine oder andere wäre wohl gerne zu den Kids in den Brunnen gestiegen oder hätte sich wenigstens in den Strahl einer der Wasserpistolen gestellt, mit denen sich die kleinen Badegäste vergnügten. Aber anstelle frischen Brunnenwassers lief da und dort ein kleines Schweissbächlein den Rücken hinunter auf dem Weg zum Sekundarschulhaus. Dort stellte zuerst Bettina Brennwald als Präsidentin der Sekundar- und danach Armin Bähler, Präsident der Primarschulpflege, die jeweilige Schule und die dazugehörige Behörde vor. Danach teilte sich die Menge: Die einen nahmen den etwas kürzeren Weg durchs Schulgelände, die anderen gingen aussenrum, um sich kurz darauf vor dem Jugendtreff wiederzufinden, wo sich der neue Leiter und Jugendarbeiter Faton Ali vorstellte: «Ich wuchs in Elgg auf und war früher selbst im Treff. Ich besuchte alle Schulen hier und freue mich, dass ich jetzt auf der anderen Seite stehen darf.» Er erwähnte, dass jetzt, während der Fussball-Europameisterschaft, der Treff manchmal länger geöffnet sei, damit die Jugendlichen die Spiele gemeinsam anschauen könnten.
Jugendtreff und Entsorgung – am Ende Wurst
Nach dem Jugendtreff informierte Gemeinderätin Stephanie Hugentobler, eigentlich zuständig für das Ressort Forst, Freizeit und Natur, anstelle des abwesenden Daniel Hungerbühler, Bevölkerung und Sicherheit, bei der Sammelstelle über anstehende Neuerungen: die geplanten Unterflurcontainer, über die bald roten Abfallsäcke und den Ausbau der Entsorgungsstelle.
Zum Abschluss warteten feine Grilladen auf die Neuzuzüger, denen der Sinn allerdings erst nach einem kühlen Getränk gestanden haben dürfte. Mit gestilltem Durst und Hunger bot sich die Möglichkeit, diverse Vereine kennenzulernen. Das Projekt wurde im letzten Jahr erstmals erfolgreich durchgeführt und ist nun definitiv ein fixer Bestandteil des Neuzuzügeranlasses. Das Angebot wurde von den Gästen auch gut genutzt; nun ist zu hoffen, dass da und dort bald neue Gesichter in den Vereinslokalen auftauchen. Am Ende der gelungenen Veranstaltung durften alle einen Elggermaa als kleines Geschenk mitnehmen.
Elgg hat uns einfach gefallen
Warum das Schicksal die vielen neuen Einwohnerinnen ins Landstädtchen oder eine der umliegenden zugehörigen Ortschaften verschlagen hat, ist bei allen anders. Immer wieder war zu hören, dass es hier einfach schön und die Leute offen seien: «Wir haben uns sofort willkommen und zu Hause gefühlt.» Einige sind der Liebe, andere der günstigen Lage oder der naturnahen Umgebung wegen hier. Margrit Huber erzählte, dass sie wegen ihrer Familie nach Elgg kam. Ihr Bruder, der danebenstand, schien über den Entscheid seiner Schwester sehr zufrieden – hatte er doch nicht nur sie überzeugt, sondern auch seine Partnerin Heidi Gerber, die aus dem Thurgau zu ihm gezogen war.
Susan Kuske und Jörg Gnotke, die das Bed and Breakfast Bad Tiefenau erwarben und dort diverse Kurse anbieten, sind von ihrem Wohnort ebenfalls sehr angetan. Nebst all den positiven Stimmen von Menschen unterschiedlicher Herkunft und diversen Muttersprachen, bringt es das Statement Andrea Flieschs auf den Punkt. Sie wird im August ihren Partner Jörg Büchi in der reformierten Kirche heiraten und sagt: «Ich bin wegen Jörg nach Elgg gekommen, wäre seinetwegen überall hingezogen. Aber natürlich ist es hier ganz besonders schön.» Mit Sicherheit würden auch die jüngsten Neu-Elgger beipflichten, wenn sie denn könnten, aber mit zwei und sieben Wochen sind sie dafür noch etwas zu klein.
MARIANNE BURGENER