Wie weiter mit dem Rebberg?

  13.10.2022 Ettenhausen

Den Rebberg weiterhin pflegen und hegen sowie nebst dem Erhalt eine Neubepflanzung ins Auge fassen? Das ist die Schlüsselfrage, die sich der Männerchor Ettenhausen stellt.

In diesen Meinungsbildungsprozess liess sich rund ein Dutzend Interessierte und Freunde einweihen. Dies über den vergangenen Samstagmittag im Ettenhauser Rebberg, wohin Interessierte einer Einladung folgten. Sängerpräsident Pascal Mettler begrüsste eine Handvoll neue und auch jüngere Gesichter. Wohl in der Hoffnung, dass sich nebst Vereinsmitgliedern auch Aussenstehende für die Pflege des Rebbergs begeistern lassen würden. In der Tat tut Hilfe not: «Auf den rund 25'000 Quadratmetern mit 935 Rebstöcken ist der Wimmet wahrlich die schönste Zeit. Doch zuvor gilt es, viel Handarbeit zu verrichten – so etwa Reben schneiden, anbinden, lauben, mähen und auch mit Pflanzenschutz umgehen», sagte Franz Nydegger. Die rund 400 Stunden Knochenarbeit werde meist von weniger als zehn Leuten bewältigt – zu einem Gotteslohn, notabene. Ein zweistündiger Einsatz werde lediglich mit einem halben Liter «Ettehuser Sängerwy» honoriert. Höher zu gewichten ist indessen das Mittun, verbunden mit einem bereichernden Gemeinschaftserlebnis. Fazit: Der Männerchor freut sich nicht nur über neue Sänger, sondern ebenso über etwaige Nichtsänger. Wie etwa Stefan Mühlemann, der mit einigen anderen Freiwilligen immer wieder tatkräftige Unterstützung leistet.

Erhaltenswertes Kulturerbe

Zum Schmunzeln ist die Entstehungsgeschichte des Ettenhauser rebbergs, der mit 577 Metern über Meer angeblich der im Thurgau höchstgelegene sein soll. Nydegger dazu: «Im Jahr 1974 führte die Männerchorreise ins Veltlin. Bei dieser Gelegenheit reifte der Gedanke, dort, wo schon seit dem 17. Jahrhundert eine Trotte stand, wieder einen Rebberg anzulegen.» Keine Schnapsidee, wie sich erweisen sollte. Martin Weibel stellte seine Parzelle zur Verfügung. Die ersten Riesling-Sylvaner-Trauben konnten 1977 geerntet werden. Vier Jahre später wurde der Kauf zu einem symbolischen Preis besiegelt. 1985 wurde aus den Ziegeln und mit dem Holz der Trotte ein «Rebhüsli» gebaut. Ab 1998 kelterte das Weingut Saxer in Nussbaumen die Ernte, zertifiziert mit Müller-Thurgau. In den vergangenen 50 Jahren kam es zweimal zu Totalausfällen. Die Erträge schwankten jeweils zwischen 500 und 3000 Kilogramm. Im Jahr 2000 wurde erstmals Grappa hergestellt. Der Wimmet verschob sich in der Folge immer mehr nach vorn, um rund einen Monat, also in den September. In den letzten Jahren konnten 70 Öchslegrad erzielt werden. Soweit zur Geschichte.
Damit die Produkte des Männerchors Ettenhausen weiterhin hergestellt werden können, dafür braucht es nach wie vor den Goodwill der Vereinsmitglieder. Eine Neubepflanzung mit einer neuen Sorte und weniger Einsatz von Pflanzenschutz wäre ein grosser Lupf. Als hilfreich könnte sich die moralische und aktive Unterstützung erweisen. In der Tat geht es vor allem um den Erhalt eines schützenswerten Kulturerbes.

KURT LICHTENSTEIGER


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