Wie viel ist uns die Bildung wert?
05.10.2023 ElggTagesschulen und weitere Angebote gelte es zu finanzieren, sagt Primarlehrer Thomas Heierli. Es brauche ein Bildungssystem, das zugleich innovativ und kostenbewusst sei, argumentiert Marketing-Fachmann Steve Schild.
Ende Oktober stehen nicht nur die nationalen Wahlen an: ...
Tagesschulen und weitere Angebote gelte es zu finanzieren, sagt Primarlehrer Thomas Heierli. Es brauche ein Bildungssystem, das zugleich innovativ und kostenbewusst sei, argumentiert Marketing-Fachmann Steve Schild.
Ende Oktober stehen nicht nur die nationalen Wahlen an: In Elgg werden die Ersatzwahlen für die Primarschulpflege Elgg über die Bühne gehen. Der Grund dafür ist, dass Karin Aebi diesen Sommer zurückgetreten ist, weil sie aus der Gemeinde Elgg weggezogen ist. Nun gilt es, die Schulpflege für die Legislaturperiode 2022 bis 2026 wieder voll zu besetzen. Innert der Frist haben sich gleich vier Kandidatinnen und Kandidaten aufstellen lassen. Darunter sind: Jeruscha Breitenmoser, Alexandra Wolfensberger, Thomas Heierli und Steve Schild. Die «Elgger/Aadorfer Zeitung» gibt allen Kandidatinnen und Kandidaten die Möglichkeit, sich vorzustellen. In der heutigen Ausgabe erfahren Sie, was Heierli und Schild dazu bewogen hat, sich für das Amt zur Verfügung zu stellen:
THOMAS HEIERLI, STEVE SCHILD, WARUM SOLL MAN SIE WÄHLEN?
Heierli: Bildung unserer Kinder ist gleichzeitig mein neuer Beruf und eine Herzensangelegenheit. Nach über 20 Jahren in der Bankenbranche und der Unternehmensberatung befinde ich mich seit 2021 im Studium zum Primarlehrer an der Pädagogischen Hochschule (PH) in Zürich, das ich im kommenden Winter abschliessen werde. Seit 2022 arbeite ich im Rahmen des Studiums als Primarlehrer an der Primarschule Rikon. In der Schulpflege der Primarschule Elgg war ich bereits von 2014 bis 2022 als Finanzvorstand aktiv. Letzten Sommer bin ich nicht wieder angetreten, weil meine Prioritäten bei der Familie und dem Studium lagen. Beim Rücktritt habe ich aber schon angekündigt, dass ich nach meiner beruflichen Neuorientierung ab 2024 wieder in der Gemeindepolitik aktiv werden möchte. Mittlerweile kenne ich die Volksschule im Kanton Zürich aus verschiedenen Perspektiven. Ich würde mich riesig freuen, mein Fachwissen, meine Erfahrung und meine Persönlichkeit wieder in die Behördentätigkeit einzubringen. So ist für mich ein Glücksfall, dass bereits vor den nächsten ordentlichen Wahlen ein Sitz in der Schulbehörde frei wird.
Schild: Als Vater von drei Kindern bringe ich tief verwurzelte familiäre Werte und gleichzeitig eine gut qualifizierte berufliche Laufbahn mit. Deshalb kann ich sowohl eine persönliche als auch professionelle Perspektive in die Bildungspolitik einbringen. Dank meiner umfangreichen Erfahrung in den Bereichen Marketingleitung, Vertrieb und Technologie kann ich strategische Visionen und Konzepte für die Schulen entwickeln. Meine Rolle als Verkaufs- und Digital Marketing Manager – kombiniert mit meiner fortwährenden Weiterbildung – unterstreicht mein Engagement für Anpassungsfähigkeit und Fortschritt. Darüber hinaus verfüge ich über Fähigkeiten im Projektmanagement und in der Datenanalyse, die eine datengesteuerte Entscheidungsfindung in der Schulpflege unterstützen können. Ich lege grossen Wert darauf, immer die Wahrheit und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt zu stellen, um eine faire und ausgewogene Schulpolitik zu garantieren. Ich würde mich auf diese neue Herausforderung freuen.
KARIN AEBI, DIE AUS DER SCHULPFLEGE AUSGETRETEN IST, FÜHRTE DAS RESSORT SCHULENTWICKLUNG, DAS SIE MÖGLICHERWEISE ÜBERNEHMEN KÖNNTEN. WAS LÄUFT IN IHREN AUGEN HEUTE GENERELL GESPROCHEN FALSCH IN DEN SCHULEN? UND WOHIN SOLLTEN SICH DIE SCHULEN WICKELN?
Schild: Das Bildungssystem hat viele Veränderungen durchlaufen, die nicht immer dem Wohl der Schüler dienten. Mein Fokus liegt auf der Rückbesinnung auf Kernfächer wie Mathematik, Geografie, Geschichte und deutsch, ohne die Finanzbildung zu vernachlässigen. Bildung sollte aber auch nicht allein von Schulen getragen werden. Auch den Eltern kommt bei Themen wie Religion und Erziehung eine wichtige Rolle zu. Kinder sollten zudem nicht nur akademisch bewertet werden. Sport und Technologiekompetenz sind für ihre Entwicklung entscheidend. Die Freizeit für Hobbys ist ebenfalls wichtig. Ich betone den Wert von Demokratie und Freiheit in der Bildung und strebe Veränderungen in dieser Richtung an, um unsere Kinder optimal für die Zukunft vorzubereiten.
«Die Schulen stehen in einer grossen Belastungsprobe», Thomas Heierli
Heierli: Ich kandidiere für die Primarschulpflege. Die Ressortzuteilung wird von der Behörde beschlossen, wenn sie wieder vollständig ist. Die Schulentwicklung ist aber auf jeden Fall mein Wunschressort. Denn gerade in diesem Bereich stehen in den nächsten Jahren Projekte an, die mir wichtig sind. Dazu gehören unter anderem die Idee einer Tagesschule in Hofstetten, die Neuausrichtung des Hortangebots, der Turnhallenneubau, die Umnutzung der alten Turnhalle oder die Einführung eines Frühförder-Gefässes für Kinder aus besonders belasteten Familien.
WAS SIND DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE PRIMARSCHULE ELGG?
Heierli: Die Herausforderungen betreffen die gesamte Volksschule. Die Schulen stehen in einer grossen Belastungsprobe, weil sich unsere Gesellschaft und mit ihr die Lebenswelt und die Anforderungen an die Kinder und ihre Familien stark gewandelt haben. Das Bildungssystem ist noch zu wenig gut auf diese neue Realität abgestimmt. Da spreche ich aber von Veränderungen, die nicht an einem Schulstandort passieren, sondern für welche zuerst in der Kantonsregierung und der Bildungsdirektion Grundlagen geschaffen werden müssen. Dazu zählen: Die Weiterentwicklung der integrativen Schule, sodass sie den nicht benachteiligten Schülerinnen und Schülern besser gerecht wird; die Entlastung und Stärkung der Klassenlehrpersonen, damit wieder mehr Menschen den Beruf wählen und ihn mit Freude langfristig ausüben wollen und können; die höhere Praxisausrichtung und Flexibilisierung der PH-Ausbildungsgänge; die inhaltliche Verschlankung des Lehrplans und dessen stärkere Ausrichtung auf Sozialkompetenzen, Persönlichkeitsentwicklung und Orientierung in der digitalen Welt; die flächendeckende Finanzierung von Tagesschulen, von schulergänzender Betreuung und Angeboten frühkindlicher Förderung. In Elgg können wir kleine Schritte in diesen Bereichen machen. Dies, indem die Schule zum Beispiel an Pilotprojekten teilnimmt oder das Team gezielt weiterbildet und fördert. Die Behörde ist dafür verantwortlich, dass die Primarschule für die Mitarbeitenden, die Schülerinnen und Schüler, die Eltern und die übrigen Steuerzahlenden bestmöglich funktioniert.
«Ich bin offen für verschiedene Meinungen», Steve Schild
Schild: Die grössten Herausforderungen für die Primarschule in Elgg umfassen die Renovierung alter Schulgebäude und die Anpassung an den technologischen Wandel. Beide Aspekte sind entscheidend für eine zeitgemässe, zukunftsfähige Bildung. Dabei sollte die finanzielle Belastung für die Bürger minimal gehalten werden. Es ist wichtig, die Meinung der Bevölkerung in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, um Lösungen im Sinne des Gemeinwohls zu finden. Schlüsselbegriffe für die Weiterentwicklung sind Innovation und Flexibilität. Es soll ein Bildungssystem entstehen, das sowohl innovativ als auch kostenbewusst ist und dabei die persönliche Entwicklung der Kinder fördert.
WELCHES SPEZIFISCHE WISSEN BRINGEN SIE MIT, DAS FÜR IHRE TÄTIGKEIT IN DER SCHULPFLEGE WICHTIG IST?
Schild: In meiner Rolle als selbständiger Unternehmer bin ich es gewohnt, flexibel auf Herausforderungen zu reagieren und effiziente Lösungen zu finden. Meine langjährige Erfahrung im Marketing und Vertrieb, gekoppelt mit meinem Hintergrund als Buchautor und Weltrekordhalter, beweisen: Ich habe Durchhaltewillen und die Fähigkeit, komplexe Projekte erfolgreich abzuschliessen. Ich bringe umfangreiche Erfahrung in der Analyse, Strategieplanung und Umsetzung mit, die ich in der Schulpflege nutzbringend einsetzen kann. Als Verfechter der direkten Demokratie und der Grundwerte der Schweiz halte ich die Bundesverfassung als wichtige Entscheidungsgrundlage hoch. Ich bin offen für verschiedene Meinungen und setze mich für eine faire und transparente Kommunikation ein. Dies ermöglicht es mir, die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen und ausgewogene entscheidungen zu treffen. Mit drei Kindern habe ich zudem ein persönliches Interesse an der Optimierung des Bildungssystems und bin bestrebt, dieses zum Wohl unserer Kinder weiterzuentwickeln.
Heierli: Ich war bereits von 2014 bis 2022 Finanzvorstand der Primarschule Elgg. Die Menschen, das Umfeld und die Abläufe in der Behörde kenne ich daher sehr gut. Auch viele Projekte und Bauvorhaben der Schule hatte ich mit auf den Weg gebracht. Zudem bringe ich langjährige Erfahrung als Projektleiter und Unternehmensberater mit. Ich bedanke mich für jede Stimme, die mir den Wiedereinstieg ermöglicht.
TEXT UND INTERVIEW: RAFAEL LUTZ
Zur Person
Thomas Heierli ist 1980 in Chur geboren. Seit 2013 lebt er mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Elgg. Von Beruf ist er Primarlehrer. Heierli kandidiert für soso.elgg, für die Organisation ist er seit 2014 aktiv. Er ist Mitglied der Grünliberalen. Die Partei hat seit kurzem auch eine Ortsgruppe in Elgg, die sich vor allem auf kantonale und nationale Politik konzentriert.
Steve Schild ist am 4. Oktober 1984 in St. Gallen geboren. Er ist Fachmann im Bereich Marketing und Vertrieb und hat in diesem Bereich Nachdiplomstudien (NDS) abgeschlossen. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Schild ist Mitglied der SVP. Er erlangte unter anderem Bekanntheit mit dem Projekt «Mars One», mit dem er als erster Schweizer auf dem roten Planeten landen wollte. Schild hält mehrere Weltrekorde. Unter anderem im Distanzrutschen, im Bocksprung sowie auch im 24-Stunden-einkaufswagenschieben.
«Die Elgger/AAdorfer Zeitung» gibt den Kandidatinnen und Kandidaten für die Primarschulpflege elgg die Möglichkeit, sich vorzustellen. Die Interviews wurden schriftlich geführt. In der letzten Ausgabe gaben wir Jeruscha Breitenmoser und Alexandra Wolfensberger die Gelegenheit, sich vorzustellen.