Wie soll Elgg sein Wohnzimmer einrichten?
27.05.2025 ElggMehr Aufenthaltsqualität, mehr Schatten- statt Parkplätze: Das neue Leitbild zur Entwicklung des historischen Zentrums will den Flecken als gemeinschaftlichen Begegnungsort stärken – und wagt sich dafür auch an heikle Themen.
In der Ausgabe vom ...
Mehr Aufenthaltsqualität, mehr Schatten- statt Parkplätze: Das neue Leitbild zur Entwicklung des historischen Zentrums will den Flecken als gemeinschaftlichen Begegnungsort stärken – und wagt sich dafür auch an heikle Themen.
In der Ausgabe vom 24. April hat diese Zeitung bereits über den zehnjährigen Entstehungsprozess berichtet, der dem 80-seitigen Leitbild zur Entwicklung des Fleckens vorausgegangen ist. Inzwischen liegt das Dokument in seiner definitiven Fassung vor und ist auf der Website der Gemeinde einsehbar. Doch wer steckt dahinter – und welchem Zweck dient das Papier konkret?
Sabine Stindt Rhiner, Präsidentin der Heimatschutzvereinigung Elgg und Mitglied des Netzwerks Altstadt, erzählt, wer bei der Erarbeitung massgeblich beteiligt war: «Am Tisch sassen Gemeindepräsidentin Ruth Büchi-Vögeli, Mirjam Lehman, Bauvorsteherin und Gemeinderätin, Daniel Hungerbühler, Gemeinderat Ressort Bevölkerung und Sicherheit, der Bereichsleiter für Planung, Bau und Energie Andreas Zwicky sowie Rolf Anderes als weiterer Vertreter des Netzwerks Altstadt und zuständig für das Ressort Liegenschaften der Kirchgemeinde Eulachtal.» Eine geballte Ladung an Fachwissen und Kompetenz.
Mit Ute Sackmann vom kantonalen Amt für Raumentwicklung, Maja Hubrig, Projektentwicklerin beim kantonalen Tiefbauamt und Christiane Dasen, Gesamtverkehrsplanerin des Kantons, wurden zusätzlich ausgewiesene Fachpersonen ins Boot geholt. Aus gutem Grund: Elgg zählt zu den sechs historischen Zürcher Landstädtchen und ist im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als Ort von nationaler Bedeutung aufgeführt.
Geleitet wurden die Sitzungen von Dario Zallot und Roman Schaffner von der Firma Metron Verkehrsplanung AG. Sie strukturierten den Prozess, protokollierten die lebhaften, teilweise kontrovers geführten, sehr engagierten Diskussionen – und planten den weiteren Ablauf. Mit jeder Zusammenkunft wuchs das Leitbild weiter. Die Teilnehmenden erhielten von den Metron-Vertretern jeweils «Hausaufgaben», die bis zum nächsten Treffen zu erledigen waren. So entstand Schritt für Schritt das nun vorliegende Dokument.
Das Leitbild schützt Elggs Identität
Das Werk dient sowohl als Planungsgrundlage wie auch als Strategiepapier. Es bildet die Basis für das Gesamtverkehrskonzept, das sich daraus ableitet, und erleichtert dem Gemeinderat künftige Entscheide in der Raumplanung. Es ist eine Leitlinie für die Entwicklung des historischen Zentrums von Elgg. Stindt bringt es auf den Punkt: «Der Flecken ist so etwas wie das gemeinsame Wohnzimmer der Elggerinnen und Elgger. Hier treffen wir uns, hier finden alle Veranstaltungen statt, hier sollen sich alle wohlfühlen – es ist wichtig, dass der Weg, den wir gehen wollen, vorgezeichnet ist.»
Das Leitbild ist eine Vertiefung des Räumlichen Entwicklungskonzepts (REK), das das gesamte Gemeindegebiet umfasst. An dieser Stelle erhält der Gemeinderat ein grosses Lob. Denn – so Stindt weiter: «Er kommt mit der Erarbeitung dieses Rahmenwerks seiner Verantwortung nach, die Identität Elggs zu schützen und zu pflegen.»
Mehr Grün, mehr Begegnungsraum, weniger Parkplätze
Besonders polarisierende Themen bleiben – wie so oft – die verkehrsberuhigenden Massnahmen und das Parkplatz-Management. Zur weiteren Entspannung schlagen die Planer neben den bereits eingeführten Tempo-30-Zonen im gesamten Kern punktuelle Begegnungszonen auf den beiden grossen Plätzen mit Begrünung vor.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Anpassung der rund 70 Parkplätze im Zentrum: Diese sollen deutlich reduziert und stattdessen Sammelparkieranlagen ausserhalb der Kernzone geschaffen werden. Die dadurch freiwerdenden Flächen sollen begrünt und als Orte der Begegnung gestaltet werden – zum Nutzen von Gesellschaft und Mikroklima. Insbesondere auf dem Meisen- und dem Lindenplatz sieht das Leitbild entsprechendes Potenzial zur freiräumlichen Aufwertung.
Anlässlich der Präsentation vom 26. Juni im Werkgebäude und in den Gassen werden verschiedene Ideen vorgestellt. Wer sich bereits jetzt ein Bild machen oder sich auf die Veranstaltung einstimmen möchte, findet das Konzept auf der Website der Gemeinde Elgg unter «Wohnen und Leben – aktuelle Projekte». Ein Blick auf die Seiten und ein Besuch des Anlasses lohnen sich auf jeden Fall für alle, denen der Flecken am Herzen liegt.
MARIANNE BURGENER
Präsentation Leitbild:
Donnerstag, 26. Juni, 19.00 Uhr
Ort: Werkgebäude und in den Gassen