Mit diesem Choral aus der Bach-Kantate Nummer 93 wurde der Reformationsgottesdienst eröffnet. Der um einige Projektsänger erweiterte Kirchenchor unter der Leitung von Dirigentin Hannah Lindner, zusammen mit einem Adhoc-Orchester und vier Gesangssolisten, brachte das ...
Mit diesem Choral aus der Bach-Kantate Nummer 93 wurde der Reformationsgottesdienst eröffnet. Der um einige Projektsänger erweiterte Kirchenchor unter der Leitung von Dirigentin Hannah Lindner, zusammen mit einem Adhoc-Orchester und vier Gesangssolisten, brachte das berühmte Werk zur Aufführung.
Johann Sebastian Bach schrieb diese Kantate in Leipzig für den fünften Sonntag nach Trinitatis. Sie beruht auf dem Trostlied in sieben Strophen «Wer nur den lieben Gott lässt walten», welches Georg Neumark um 1641 dichtete und vermutlich auch vertonte. Die Dirigentin des ökumenischen Kirchenchors Elgg, Hannah Lindner, verstand es, den vierstimmigen Chor, den Klang der Instrumente und die Stimmen der vier Solistinnen und Solisten Catriona Bühler (Sopran), Petra Ehrismann (Alt), Christoph Breitenmoser (Tenor) und Yves Brühwiler (Bass) musikalisch zu einem harmonischen Gesamtwerk zu verweben. Das am vergangenen Sonntag zahlreich in der Elgger Kirche erschienene Publikum dankte mit langanhaltendem Applaus.
Drei Miniaturpredigten
Die drei Pfarrpersonen Johanna Breidenbach, Andreas Bertram und Stefan Gruden inspirierten mit ihren Kurzpredigten zum Nachdenken über den Text des bekannten Kirchenliedes. Dabei ging es um Gelassenheit, Gewissheit und Vertrauen.
Gelassenheit – einfacher gesagt als getan. Schön, wer bei Unvorhergesehenem gelassen bleiben kann. Aber angesichts der Situation in der Welt, fällt es zunehmend schwer, gelassen zu bleiben, will man das gar nicht erst. Pfarrer Gruden fand die treffenden Worte, um aufzuzeigen, wo es sich lohnt, gelassen zu bleiben, und wo es wichtig ist, sich zu empören. Gewissheit – zweifeln an Gottes Existenz? Für viele gar nicht so ungewöhnlich. Wie kann diesem Zweifeln begegnet werden? In den Augen von Pfarrerin Breidenbach ist es deshalb so sinnvoll, in der Kirche zu sein, weil sich hier Menschen finden, die ebenfalls auf der Suche sind, und solche, die in ihrem Glauben gewiss sind – die ideale Voraussetzung für gute, Gewissheit bringende Gespräche.
Vertrauen – wem vertrauen Sie? Dem Schweizer Franken, der Zeitung, dem Bankberater oder der Ärztin? Es gehört zum Vertrauen dazu, dass es hin und wieder schwankt, so Pfarrer Bertram in seiner Kurzpredigt. Glauben ist Vertrauen, meinte er. Und Glaube schaltet den Verstand nicht aus. Vertrauen ist eine Sache des Herzens und nicht des Kopfes.
Wurstessen mit Zwingli
Im Zusammenhang mit der Reformation ist überliefert, dass sich der Reformator Huldrych Zwingli mit Buchdrucker Christoph Froschauer und weiteren Verbündeten während der Fastenzeit ein Wurstessen als Protest gegen das kirchlich verordnete Fastengebot gönnte. Allerdings soll Zwingli keine Wurst gegessen haben. Diesem «Verstoss» wird jeweils am Reformationssonntag in den reformierten Kirchen gedacht.
Im Anschluss an den eindrücklichen Gottesdienst kamen die Gäste in den Genuss einer heissen Wurst vom Grill, in Erinnerung an die mutigen, damals unbequemen Reformationswilligen.
CHRISTA HUG