«Wenn ich gewählt werde, dann ...»

  05.02.2022 Elgg

Unter dieser Prämisse stand das Podiumsgespräch der Kandidierenden für die kommenden Gemeinderatswahlen vom 27. März, das am Mittwochabend unter dem Vordach des Werkgebäudes unter professioneller Moderation bei eher frischer Temperatur und böigem Wind durchgeführt wurde.

Jeder der antretenden Kandidierenden stand an einem eigenen Tisch, aufgestellt im Halbkreis, angeschrieben mit Namen und Partei. Anwesend waren die fünf Bisherigen, Roger Gerber (SVP), Andreas Kron (FDP), Daniel Hungerbühler (Soso Elgg), Nicole Klein Fankhauser (Soso Elgg) und Hansruedi Miethlich (SVP) sowie die Neuen, Monika Brühwiler (SVP), Stephanie Hugentobler (SP) und Mirjam Lehmann-Schwager (HGV Elgg). Ebenfalls hart im Wind musste Ruth Büchi-Vögeli, Bisherige und neu SVP-Kandidatin für das Gemeindepräsidium, den Abend verbringen.
Moderator Jakob Bächtold eröffnete den Anlass mit einer Vorstellungsrunde, bei der sich die Anwesenden kurz präsentierten und ihr Votum mit dem Satz «Wenn ich gewählt werde, dann ...» zu schliessen hatten. Die neu antretende Monika Brühwiler beispielsweise ergänzte mit: «...sitzt jemand im Gemeinderat mit Blick aufs Ganze, die über den Tellerrand hinausblickt und mutige Schritte vorwärts macht.» Auf die nachfolgende Frage, ob Elgg in Zukunft mehr zu sparen habe, herrschte Einigkeit: Niemand war der Meinung, dass speziell gespart werden müsse, denn Elgg stehe finanziell auf gesunden Füssen. Nötige Investitionen, wie die Sanierung dreier Reservoirs oder verschiedener Strassenabschnitte, würden sicher getätigt, wie die Kandidatin für das Gemeindepräsidium, Ruth Büchi-Vögeli, betonte. Gleichzeitig versicherte sie, ein wachsames Auge auf die Finanzen zu haben.
Beim Thema Investitionen war die Erwähnung der aktuellen Diskussion «Dreifachturnhalle» unausweichlich, ebenso die verschiedenen Standpunkte in dieser Angelegenheit. Dass renoviert, ausgebaut und vergrössert werden muss, da waren sich alle einig. Ebenso darin, dass eine gemeinschaftliche Lösung im Konsens gefunden werden muss. Roger Gerber brachte den Bedarf mit seiner Bemerkung, «die alte Turnhalle beim Sekschulhaus kann heute höchstens noch den alten Männern vermietet werden, sonst geht da niemand mehr hin», auf den Punkt.

Die Ja-Nein-Runde sorgte für Erheiterung

Als Nächstes auf Bächtolds Agenda stand eine Zwischenrunde, bei der die Kandidierenden zu aktuellen und kunterbunten Fragen eine Ja- oder Nein-Karte in die Höhe halten mussten. Das Publikum konnte so erfahren, dass es alle für gut befanden, dass man immer öfters bargeldlos bezahlen kann. Fast einig war man sich bei der Frage, ob die Gemeinde Services künftig vermehrt auch digital anbieten sollte. Nur fast deshalb, weil Hansruedi Miethlichs Nein-Schild einsam rot leuchtete. Seine Begründung: «Man darf sich zwar der Digitalisierung keinesfalls verschliessen, aber Papier soll nicht vergessen gehen – denn, was geschieht in einer Notlage, wenn der Strom ausfällt? Mit der Pfahlbauermethode des ‹Gemeindechäschtlis› können Informationen schnell und zuverlässig vermittelt werden.»
Die Fragen über einen verlängerten Vaterschaftsurlaub und ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare folgten, brachten die eine oder andere Überraschung, aber keine Übereinstimmung. Grosse Einigkeit herrschte wiederum bei der Frage, ob ein Protestbrief gegen die Schliessung der Poststelle Elgg unterzeichnet werden würde; sogar an einer Demo mitmarschieren täten einige.

Was Elgg in Zukunft fürs Klima tun sollte

Daniel Hungerbühler, der Zuständige für Bevölkerung und Sicherheit, erklärte anhand konkreter Prozesse, was in seinem Ressort bereits unternommen wurde: «Wir haben zum Beispiel bei der Strassensanierung in Hofstetten das Material vor Ort wiederaufbereitet und -verwendet und so unnötige Transporte vermieden. Oder bei der Beleuchtung, wo immer mehr LED-Lampen zum Einsatz kommen.» Für Mirjam Lehmann-Schwager sollte auch der Dorfkern zur Generierung alternativer Energien mehr in den Fokus rücken, was eine Liberalisierung der Bauverordnung bedingen würde. Ausserdem: «Mich beschäftigen Steingärten: Diese müssen verhindert werden, um die Artenvielfalt zu fördern.» Sie führte als Beispiel gleich den Spielplatz hinter dem Gemeindehaus an, den sie anstelle von Rollkies lieber begrünt hätte. Abschliessend stellte sie den Wunsch nach einer e-Tankstelle und einer weiteren Fernheizzentrale in den Raum.
Dem Votum nach mehr Grünflächen, Förderung der Biodiversität und einer Erschliessung Neu-Elggs mit Fernwärme schloss sich Stephanie Hugentobler nahtlos an. Sie stellte ausserdem die Frage, ob Elgg über ein Klimaleitbild verfüge. Falls nicht, sehe sie ein solches als unbedingt erforderlich an. Nicole Klein erklärte: «Elgg besitzt das Energiestadt-LabeL und verfügt daher selbstverständlich über Vorgaben.» Sie werde sich aber noch vertieft in die Thematik einarbeiten. Das Bestehen eines solchen wurde durch Ruth Büchi-Vögeli bestätigt, die ferner erklärte, dass sämtliche Neuanschaffungen nach einem Beschaffungsreglement getätigt würden – egal, ob Fahrzeug oder Drucker. Zum Thema Klima und den entsprechenden Zielen fand Andreas Kron, dass jeder für sich persönlich darauf achten müsse. Und: «Was tu ich, wo kann ich unnötige Autofahrten vermeiden und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren? Unser Auto steht mittlerweile meist unbenutzt in der Garage. Klimagerechtes Verhalten liegt in der Eigenverantwortung eines jeden.» Diesem Statement der Eigenverantwortung schlossen sich die anderen Kandidierenden mit Übereinstimmung an.
Die Publikumsfrage nach einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der reformierten Kirche, löste eine angeregte Diskussion aus. Nicole Klein intervenierte als Bauvorsteherin bei dieser Idee: «Dieses Dach ist wohl eines der heissesten Objekte in Elgg überhaupt. Schön nach Süden geneigt, perfekt geeignet. Aber ob der Kanton da mitmachen und es am Ende noch gut aussehen würde?» Sie schlug weniger heikle Gebäude zur Nutzung vor, die eher eine Chance hätten als ausgerechnet die Kirche in der Kernzone.

Schlussrunde nach dem Zufallsprinzip

Nach gut einer Stunde wurde die Schlussrunde eingeläutet. Die Kandidierenden zogen je eine Frage aus dem Buch «Fragebogen» von Max Frisch. Spontaneität und Improvisationsgabe waren gefordert. Andreas Kron sah sich mit der Frage, ob ihm Frauen leidtäten, konfrontiert, was er nach einigem Überlegen unter Lachen verneinte. Daniel Hungerbühler hätte nie der Erfinder «kriegerischer Auseinandersetzungen» sein wollen. Hansruedi Miethlich stellte fest, es gäbe vieles, was sich nur mit Humor bewältigen lasse. Roger Gerber bezeugte mit dem Brustton der Überzeugung, dass die Natur ein Freund sei und Mirjam Lehmann hatte die Hoffnung aufgegeben, keine grauen Haare zu bekommen. Monika Brühwiler schliesslich würde niemals ihre Seele für Geld verkaufen. Für Schmunzeln sorgte die Frage, die Stephanie Hugentobler gezogen hatte: Wem sie raten würde, sich zu betrinken. «Uns allen», befand sie wohl hinsichtlich der immer noch anhaltenden herausfordernden Lage, in der wir nach wie vor stecken. Die philosophische Frage, wem die Luft gehöre, beantwortete Nicole Klein symbolträchtig gleich: «Uns allen.»
Dem Publikum wurde also einiges geboten an diesem Abend. Spannende, erheiternde, informative Voten, feiner Glühwein und -most oder heisse suppe, ebenso wie kalter Wind, dem, wie Ruth Büchi-Vögeli eingangs erwähnte, niemand in seinem künftigen Amt ausgesetzt sein möchte.

MARIANNE BURGENER

 


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