Wasserverbund einstimmig angenommen
17.09.2022 ElggAn der ausserordentlichen Gemeindeversammlung gab es nur ein einziges Geschäft über das die Stimmbevölkerung zu befinden hatte: Der Anschluss an den Wasserverbund Schlatt-Hofstetten-Wawe-Di (Waltenstein-Wenzikon, Dickbuch). Nach knapp einer Stunde war der Entscheid gefällt und die Versammlung konnte geschlossen werden.
Eröffnet wurde die Versammlung durch Gemeindepräsidentin Ruth Büchi-Vögeli, die nach Feststellung der 30 Stimmberechtigten das Wort sogleich Werkvorsteher Hansruedi Miethlich übergab, der das Projekt mit seinen acht Teilprojekten detailliert vorstellte. Die Ausgangslage: Für die involvierten Gemeinden besteht Handlungsbedarf, weil die Infrastruktur altersbedingte Defizite aufweist, bei Wasserknappheit Versorgungsengpässe entstehen oder rechtlich geforderte Grundlagen nicht mehr erfüllt werden. Entstanden sei das Projekt 2015, als es aufgrund des trockenen Sommers in Schlatt zu Wasserknappheit gekommen sei. Mit dem Anschluss von Hofstetten an Elgg 2018 sei Elgg an der Diskussion direkt beteiligt worden, zumal die Versorgung von Hofstetten beträchtliche Mängel aufweist. «Einerseits ist der Löschwasserdruck zu gering, was von der Gebäudeversicherung nicht mehr akzeptiert wird, und andererseits bestehen Probleme mit der Belastung des Trinkwassers», wie Miethlich erklärte. Nach einer Kontaktaufnahme mit Winterthur 2019, die keine Lösung brachte, wurde das nun vorliegende Verbundprojekt Schlatt-Hofstetten-Wawedi mit Wasserbezug ab Zell erarbeitet. Das Zeller Trinkwasser ist Tössgrundwasser, das als völlig unbelastet gilt und damit ein Glücksfall für die Verbundteilnehmer ist; mit dessen Zumischung steigt die Qualität im gesamten Verbund.
Acht Teilprojekte fürs grosse Ganze
André Budry, der zuständige Bauingenieur der Ingesa AG, erläuterte anhand von Kartenausschnitten, Querschnittsplänen und Fotos die einzelnen Schritte, die nach der Realisierung den geplanten Wasserverbund bilden:
1. Bau Verbindung Reservoir Girenband bis Reservoir Oberschlatt
2. Ausbau Stufenpumpwerke Zell und Oberi Rüti
3. Neue Verbindungsleitung Unterschlatt bis Waltenstein, Sanierung Pumpwerk
4. Neue Verbindungsleitung Oberschlatt bis Hofstetten
5. Neubau eines Brauchwasserspeichers für Hofstetten
6. Umbau Reservoir Hofstetten in ein Quellwasserpumpwerk
7. Ersatz der reservoirableitung Oberschlatt
8. Sanierung des Reservoirs Oberschlatt
Das Resultat ist ein zukunftsweisendes Projekt, so werden sämtliche Steuerungen digitalisiert und Optionen für spätere, vielleicht einmal gewünschte, Anschlüsse von Elgg und Winterthur vorgesehen. Durch den Einbau neuer Pumpen und Klappen ist eine gegenseitige Aushilfe von Wasser sofort und ohne Aufwand möglich. Die Versorgung ist jederzeit gewährleistet, eine Umstellung der Zufuhr vom Endverbraucher unbemerkt.
Der Kanton unterstützt Verbundlösungen grosszügig
Die zu erwartenden Gesamtkosten belaufen sich gemäss Budry auf über 2,74 Millionen Franken, wobei davon 1,32 die Gemeinde Schlatt zu tragen hat, die restlichen 1,42 Millionen übernimmt Elgg. Da es sich um ein Verbundprojekt handelt, das mehreren Gemeinden zugutekommt, wird es vom AWEL, dem kantonalen Amt für AbfAll, Wasser, Elektrizität und Luft, subventioniert. «Der Kanton möchte damit Zusammenschlüsse von kleineren Wasserversorgungen unterstützen, damit möglichst keine Versorgungsengpässe wie 2015 in Schlatt entstehen», erklärte Budry.
Davon profitiert Schlatt mit fast 400’000 Franken, Elgg anteilsmässig von deren 253’500. Die für Elgg anfallenden Kosten werden durch die Wasserversorgung finanziert, ohne Kostenfolge für den Wasserpreis. Die Basis für den Kostenteiler bildet die geschätzte Nutzung der geplanten Infrastruktur.
Ruth Vögeli-Büchi schloss die Präsentation mit dem Hinweis, dass die Rechnungsprüfungskommission (RPK) den Antrag geprüft und das Vorhaben als sinnvoll erachtet hätte. Daniel Gillmann, Präsident der RPK, bestätigte dies und empfahl den Anwesenden, den Wasserverbund zu unterstützen und dem Antrag des Gemeinderats zuzustimmen.
Hofstetten profitiert von einer Qualitätsverbesserung
Auf diese Ausführungen hin wollte Erich Wegmann wissen, ob die angedrohte Strommangellage in irgendeiner Art in die Überlegungen miteinbezogen worden sei, zumal die Pumpen Strom verbrauchten. «Die geförderten Mengen wären zu gering für eine Stromgewinnung», beantwortete Hansruedi Miethlich die Frage und André Budry ergänzte, dass nicht nur die Menge, sondern auch das Gefälle zu gering seien. Aber man habe mit baulichen Massnahmen dahingehend vorgesorgt, dass bei Stromausfällen an sämtliche Pumpen Generatoren zur Noteinspeisung angeschlossen werden könnten. Herbert Güttinger interessierte sich für das Abstimmungsprozedere und wollte wissen, ob die Schlatter Stimmberechtigten darüber schon befunden hätten. Budry informierte, dass der Antrag an der vorberatenden Gemeindeversammlung im Sommer einstimmig angenommen und zuhanden der Urnenabstimmung vom 25. September verabschiedet worden sei. Eine erneute Frage von Wegmann nach «Grüseliwasser» sorgte für einige Erheiterung. Er erkundigte sich, wessen Wasser durch den Schadstoff Chlorothalonil belastet sei. Die Antwort des Werkvorstehers vermochte zu relativieren: «Das betrifft das Wasser Hofstettens, wobei man festhalten muss, dass die dortige Bevölkerung seit Jahrzehnten dieses Wasser konsumiert, ohne irgendwelche Folgen. Aber natürlich profitieren sie künftig von einer Qualitätssteigerung.» Diskussionen dieser Art entstünden auch nur deshalb, weil der Kanton die Messgrenzwerte extrem gesenkt habe, bemerkte Ruth Büchi-Vögeli.
Abschliessend wurde durch Budry – nach der Frage von Peter Trüeb – über Baustart und -dauer informiert: «Das Ziel ist eine zweijährige Bauzeit, mit Start der Verbindung Girenbad bis Oberschlatt, dann die weiteren Etappen; Beginn 2023, Abschluss Ende 2024.» Die letzte Frage des Abends wurde von Hansueli Bosshard gestellt und betraf den Kostenteiler hinsichtlich Unterhalt und Ersatz von Bauteilen zu einem späteren Zeitpunkt. Seinem Empfinden nach bedarf dieses Konstrukt eines komplizierten Vertragswerks. «Unterhalt und Ersatz werden genau nach demselben Kostenteiler erfolgen. Elgg bezahlt nur Anlageteile, die auch selbst genutzt werden, natürlich unter Miteinbezug der Verbindung Girenbad bis Oberschlatt als Hauptschlagader des Verbunds, an der sowohl Hofstetten wie auch Waltenstein, Wenzikon und Dickbuch hängen», entgegnete Budry den Befürchtungen.
Nach Verlesen des Antrages durch die Gemeindepräsidentin gelangte der geplante Wasserverbund zur Abstimmung und wurde mit 30 zu null Stimmen angenommen. Einer zeitgemässen und zukunftsgerichteten Wasserversorgung steht nun nichts mehr im Weg.
MARIANNE BURGENER