Was mit einer kleinen Mulde begann, endet in einem Sammelhof
14.01.2025 AadorfWas im vergangenen Sommer vor zehn Jahren mit weggeworfenen Blumentöpfen begann, hat sich etabliert und ist in Aadorf nicht mehr wegzudenken. Der Sammelhof ist weit über die Gemeindegrenze hinaus bekannt und ein beliebter Ort, um Entsorgungen zu tätigen.
...Was im vergangenen Sommer vor zehn Jahren mit weggeworfenen Blumentöpfen begann, hat sich etabliert und ist in Aadorf nicht mehr wegzudenken. Der Sammelhof ist weit über die Gemeindegrenze hinaus bekannt und ein beliebter Ort, um Entsorgungen zu tätigen.
Man hört es immer wieder, im Sammelhof Aadorf wird gerne entsorgt. Das Angebot ist gross und der Hof ist sauber gehalten. Und weiss man mal nicht genau, was wo entsorgt werden soll, stehen immer hilfsbereite Angestellte zur Seite, damit das zu entsorgende Gut am richtigen Platz landet.
Lange Planung
Begonnen hat die Idee mit dem Sammelhof vor über zwölf Jahren. Die Gemeinde Aadorf stellte einen Kompostierplatz zur Verfügung, an welchen die Einwohner ihr Grüngut anliefern konnten. «Das Problem waren die Blumentöpfe, welche aus dem Grüngut sortiert werden mussten», erzählt Marlies Kägi. Also stellte die Firma Kägi AG eine Mulde zum Kompostierplatz, in welcher die Blumentöpfe entsorgt werden konnten. «Es wurde immer mehr, die Mulden wurden grösser und die Leerungen in kürzeren Abständen.» So wurde unter anderem auch Bauschutt angeliefert. «Es ist nicht im Sinne des Steuerzahlers, dass diese beispielsweise den Bauschutt von einzelnen Personen finanzieren müssen», sagt Marlies Kägi.
Nach Rücksprache mit der Gemeinde befasste sich die Wittenwilerin intensiv mit dem Thema Sammelhof. Nach rund eineinhalb Jahren Planung stand das Konzept. «Es gab einiges zu überdenken, von den Entsorgungswegen über das Gebäude und die Personalschulung sowie die Vorschriften», erklärt Marlies Kägi. Nach den Sommerferien 2014 wurde der Sammelhof dann eröffnet.
Kunststoff separieren
Schon früh war klar, dass der Kunststoffabfall separiert werden soll. «Hier war die Zusammenarbeit mit der Firma InnoRecycling AG in Eschlikon von grosser Bedeutung. Wir waren schweizweit die ersten, welche den sammelsack.ch – dank der Firma Inno-Recycling AG – einführen durften.»
Nicht nur mit der Firma in Eschlikon, auch mit anderen Entsorgungsunternehmen in der Region arbeitet der Aadorfer Sammelhof zusammen.
Menge schwer abschätzbar
Heute, nach über zehn Jahren, zieht Marlies Kägi Bilanz. «Wir mussten nicht viel umstellen seit der Inbetriebnahme des Sammelhofes. Einzig die Menge des zu entsorgenden Gutes war schwer abschätzbar. Heute wird es manchmal eng.»
Es gibt sicher einiges einzuhalten, was für die Leute, welche zum Entsorgen kommen, gewöhnungsbedürftig war und teils immer noch ist. So wird beispielsweise rückwärts parkiert, damit die Personen, welche ihren Abfall entsorgen, sich nicht im Gefahrenbereich befinden.
Problem Lithium-Batterien
Vor allem die Entsorgung von Lithium-Batterien ist ein grosses Problem. «Die Leute sind oftmals nicht aufgeklärt über die Gefahren. Sie sind sich nicht bewusst, dass solche Batterien brennen und dass sie nicht so einfach gelöscht werden können. Daher werden die Batterien im Sammelhof in luftdichte Fässer mit feuerhemmendem Material abgefüllt und zwischengelagert. Und es werden bei der Anlieferung die Kontakte der Batterien durch die Mitarbeitenden im Sammelhof abgeklebt. So kann die Gefahr eines Brandes eingedämmt werden. Was aber ganz wichtig ist: Die Batterien sollten immer separat abgegeben werden und nicht in den Abfall gelangen, da sie durch mechanische Bearbeitung beschädigt werden und so in Brand geraten können», führt Kägi aus.
Unmengen von Abfall
Im Moment sind vier bis fünf Personen im Sammelhof tätig, welche während dreieinhalb Tagen pro Woche arbeiten. Die Öffnungszeiten wurden in den letzten Jahren angepasst und so ist auch der Freitag dazugekommen, an welchem entsorgt werden kann. «Am Montag und Dienstag haben wir den Sammelhof jedoch immer noch geschlossen. Dann werden Abholungen und Leerungen getätigt,» erklärt die Fachfrau.
Erstaunt ist Marlies Kägi immer wieder über die grossen Mengen, welche entsorgt werden. «Unsere erste Betriebsbewilligung lautete anfangs auf 1000 Tonnen im Jahr – eine damals kaum zu erreichende Menge, haben wir gedacht. Zwischenzeitlich musste sie jedoch bereits erhöht werden. Manchmal denke ich, dass es schöner wäre, wenn nicht so viele Leute entsorgen würden. Dann hätten wir nicht so viel Abfall», sinniert sie. «Wir Schweizer sind zwar gut im Recycling, aber eben auch Weltmeister in der Produktion von Abfall. Es wird nichts mehr geflickt und das macht einen nachdenklich.»
Auch der Elektronikschrott hat enorm zugenommen. Die Hersteller seien kaum mehr daran interessiert zu reparieren, sie wollten nur verkaufen.
Kuriositäten und die grosse Suche
Am ersten Tag, als der Sammelhof eröffnete, wurde ein Elektrogerät abgegeben. Wahrscheinlich war der damals moderne Computer in Form eines Roboters früher wertvoll. «Diesen haben wir behalten und er ist mittlerweile unser Maskottchen, welches vom Altölbehälter aus den Sammelhof überwacht. Es wurde aber auch schon ein Ehering entsorgt, dessen Besitzer wir nicht ausfindig machen konnten. Auch altes Metallspielzeug wurde entsorgt, welches wir behalten und ausgestellt haben», so Kägi. Gesucht wurde in vollen Mulden auch schon nach einem Rucksack, der dann zuunterst zum Vorschein kam oder nach weiteren ungewollt entsorgten Artikeln. Und natürlich werden ab und zu Autoschlüssel gesucht, die unbeabsichtigt im Kartoncontainer landeten.
Dass sich Marlies Kägi als Frau auch manchmal durchsetzen muss, ist normal. «Aber mein Vorteil ist, dass ich bereits eine meiner Ausbildungen auf dem Bau absolvierte und somit in einer Männerwelt tätig war. Zudem gehörte früher auch die Dispo in unserem Betrieb zu meinen Tätigkeiten. Auch hier musste ich mich bewähren. Ich musste mir einiges anhören, auch die Höflichkeitsform wurde teils weggelassen. Mittlerweile, nach über 40 Jahren, kann ich dies aber noch immer sportlich wegstecken.»
BRIGITTE KUNZ-KÄGI