Warnhinweise: Schweiz hinkt hinterher
08.02.2024 RegionDie Präventionsbotschaften auf den Verpackungen der in der Schweiz verkauften Tabakprodukte sind zu klein und veraltet. Dies zeigt ein neuer Bericht der Canadian Cancer Society. Sie stuft das Land in ihrer Rangliste auf dem 86. Platz ein.
Fast neun Jahre nach dem ...
Die Präventionsbotschaften auf den Verpackungen der in der Schweiz verkauften Tabakprodukte sind zu klein und veraltet. Dies zeigt ein neuer Bericht der Canadian Cancer Society. Sie stuft das Land in ihrer Rangliste auf dem 86. Platz ein.
Fast neun Jahre nach dem Vorreiter Kanada führte 2010 auch die Schweiz bildliche Warnhinweise auf Zigarettenpackungen ein. Doch die Präventionsbotschaften, die auf der Vorder- und Rückseite angebracht werden müssen, sind zu klein. Dies teilt die Canadian Cancer Society, die kürzlich einen Bericht zum Thema veröffentlichte, mit. Sie bedecken im Durchschnitt nur 56 Prozent der Verpackungsfläche. Zum Vergleich: In der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich sind es 65 Prozent, mit einem Warnhinweis mit Bild sowohl auf der Vorder- wie auch auf der Rückseite. Zusätzlich führten einige der EU-Staaten neutrale Verpackungen ein.
Auch die Botschaften sind überholt. «Die Schweiz verwendet zwar drei Serien mit 14 Botschaften, die alle 24 Monate ausgetauscht werden. Aber der Inhalt änderte sich seit 2010 nicht», sagt Rob Cunningham, Experte der Canadian Cancer Society. Hinzu kommt, dass die Fotos nicht wirksam sind. «Sie befinden sich nur auf der Rückseite der Packung, wodurch sie weniger sichtbar sind, und die wirklich unbequemen Themen werden vermieden», sagt Luciano Ruggia, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz.
Diese Versäumnisse führten dazu, dass die Schweiz von der Canadian Cancer Society auf Platz 86 von 211 Ländern eingestuft wurde, knapp vor Kambodscha und Ghana.
Illegale Snus-Verpackungen
Insgesamt haben 138 Länder, die 66,5 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren, Warnhinweise mit Fotos eingeführt, welche die schädlichen Auswirkungen des Rauchens zeigen. Im Jahr 2021 waren es 134 Länder und drei Jahre zuvor 117, so der Bericht.
In der Schweiz tragen einige Tabakprodukte, wie zum Beispiel Snus, lediglich einen kleinen Gesundheitshinweis auf der Rückseite der Verpackung. Dies widerspricht sowohl der Tabakverordnung, die vorschreibt, dass die Präventionsbotschaft mindestens 35 Prozent der Vorderseite und 50 der Rückseite der Verpackung einnehmen muss, als auch der Rahmenkonvention der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs, die von der Schweiz zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert wurde.
Die Canadian Cancer Society erwähnt in ihrem Bericht auch die neutralen Verpackungen, auf denen der Name der Zigarettenmarke nur klein, in einheitlicher Schrift und unauffälliger Farbe erscheint. Diese Massnahme wurde bereits von elf europäischen Ländern übernommen.
Ziel ist es, die Tabakindustrie daran zu hindern, «ihre Verpackungen als Werbeträger zu nutzen, die Attraktivität von Tabakprodukten zu minimieren und die Wirksamkeit von Gesundheitswarnungen zu erhöhen», so Rob Cunningham. Diese Elemente haben einen positiven einfluss auf den Rückgang des Tabakkonsums, «insbesondere bei jungen Menschen, die besonders anfällig für die Werbestrategien der Tabakindustrie sind».
Warnhinweise auf jeder Zigarette
Kanada geht ab dem 31. Juli noch einen Schritt weiter und verpflichtet die Tabakindustrie, jede Zigarette mit einem Warnhinweis zu versehen. Mögliche Botschaften sind «Gift in jedem Zug», «Die Zigarette schädigt Ihre Organe» oder «Die Zigarette verursacht Impotenz».
Die Schweiz hinkt dieser Entwicklung hinterher. «Das Land ist im Kampf gegen den Tabakkonsum im Hintertreffen und führte die neutrale Verpackung noch nicht ein», stellt Luciano Ruggia fest. «Die Tabakindustrie, die in der Schweiz besonders stark verankert ist, wehrt sich entschieden dagegen und setzte sich bisher durch.»
(PD)