Vor dem Publikum sein Bestes gegeben
10.08.2024 ElggBoris «Coast» da Costa hat sich am Red-Bull-Contest «Dance your Style Switzerland» ins Finale gebattelt, welches am 18. August in Lausanne stattfindet. Wie ein Traum sei das Ganze, total surreal, aber unglaublich cool, sagt der 26-jährige Tänzer.
...Boris «Coast» da Costa hat sich am Red-Bull-Contest «Dance your Style Switzerland» ins Finale gebattelt, welches am 18. August in Lausanne stattfindet. Wie ein Traum sei das Ganze, total surreal, aber unglaublich cool, sagt der 26-jährige Tänzer.
In die Wiege gelegt wurde Boris «Coast» da Costa das Tanzen nicht, aber ein Bewegungstalent scheint er alleweil zu sein. Als Vierjähriger tanzte er bereits zu kongolesischer N’Dombolo-Musik und schaute dabei die Bewegungen in den Tanzclips ab. Da Costa lacht: «Es gibt sogar Videos, wo ich als Mini tanze.» Aber nicht nur er, sondern auch seine zwei älteren Schwestern sind vom Tanzvirus infiziert. Seine elf Jahre ältere war lange Zeit in der Hip-Hop-Szene kompetitiv unterwegs und die vier Jahre ältere übte vor allem trendige Tanzbewegungen, deren Technik sie bald verstand und an ihn weitervermittelte.
Je älter da Costa wurde, desto selbständiger entwickelte er sich tänzerisch weiter. Er imitierte Michael Jackson, schaute unzählige Youtube-Videos sowie die Stepup- und Streetdance-Filme. Mit 15 Jahren wagte er sich zum ersten Mal in ein Tanzstudio und nahm während zwei Jahren Unterricht im Balance Tanz- und Bewegungsstudio in Elgg. Als Abschlussprojekt in der hiesigen Sekundarschule organisierte er einen Tanzworkshop und kam so mit der Inhaberin des Studios, Edith Schnieper-Ammann, in Kontakt. Diese war es, welche da Costa anfragte, ob er nicht Lust habe, in ihrem Tanzstudio zu unterrichten. Er sagte zu.
Karrierestart mit Unterrichten
Im Alter von 17 Jahren begann da Costa mit Unterrichten und tut es heute noch. Kinder, Jugendliche und Erwachsene kommen in den Genuss seiner Tanzkünste. Und weil er gerne im Team unterrichtet, teilt er die Stunden in Elgg mit Yoko Perrin Dusek, welche 2021 eine Ausbildung als Tanzlehrerin absolvierte.
Während dem «Jugend und Sport Leiterkurs», den er für seine angehende Unterrichtstätigkeit besuchte, lernte er Leute von der Art Tanzschule in Rüschlikon kennen. Sie signalisierten ihm, dass dort ein Hip-Hop-Lehrer gesucht wird. Da Costa gab eine Probestunde, die überzeugte, und unterrichtet auch an dieser Schule bis heute. Seit Februar dieses Jahr kamen Stunden in Rüti dazu und ab den Sommerferien wird er im Off-Dance-Studio in Zürich Livia Furrer vertreten. Die Frage, ob er unterrichtsmüde sei, verneint da Costa: «Nein, kein bisschen!»
Und ob die Welt des Unterrichtens nebst dem Studium an der Pädagogischen Hochschule Zürich nicht schon genug wäre, begann da Costa im letzten Sommer, an Battles und Competitions teilzunehmen.
Die Welt der Battles
Quasi als Greenhorn tauchte er in der Zürcher Tanzszene auf, und begann sich langsam auch dort einen Namen zu machen. Mit dem Red-Bull-Contest hat er schon letztes Jahr geliebäugelt. Da er die Qualifikationsrunde in Zürich verpasste, hat er kurzerhand in Lausanne teilgenommen. Er musste 45 Sekunden vor einer Jury vortanzen und schied aus. Das ärgerte und stachelte ihn gleichzeitig an, mehr zu trainieren, mehr Workshops und Battles zu besuchen, um im Jahr darauf besser vorbereitet erneut vorzutanzen.
Da Costa nahm an der Audition für die Show «Urban meets Classic» teil und wurde aufgenommen. Der Tänzer sagt: «Wir haben viel für den Auftritt gearbeitet und viel geprobt. Es war anstrengend, aber auch gut. Beim Auftritt im Stadtcasino Basel, wo wir zu klassischer Orgelmusik performten, war auch Startänzer Kieran Lai aus Grossbritannien dabei. Das war cool.» Auch das Casting zu «Energy Air» absolvierte da Costa erfolgreich und performte im Letzigrund vor 50’000 Personen. Ein krasses Erlebnis sei das gewesen, meint er. Am diesjährigen Red-Bull-Contest ist er die Sache ruhiger angegangen. Ihm in die Karten spielte zudem der Umstand, dass bereits die Vorrunde vor Publikum und nicht nur vor einer Fachjury ausgetragen wurde. Da Costa schwärmt: «Dank dem Publikum konnte ich mich voll öffnen.» Er schafft es unter die besten 16 und muss nun in Eins-zu-eins-Battles antreten. Der 26-Jährige erzählt: «Der erste Battle war gegen einen extrem krassen Tänzer aus der Popping-Szene. Ich habe tatsächlich gewonnen, denn die Publikumsmehrheit hat für mich entschieden. Unglaublich. Als ich merkte, dass ich in den Top Vier bin, habe ich noch einmal Gas gegeben und es geschafft – ich bin im Finale in Lausanne dabei!»
Auf das Finale vorbereiten geht fast nicht
Da Costa freut sich auf den Finalevent in der Westschweiz. Nebst den Gewinnern aus Zürich und Lausanne werden von Red Bull ausgewählte Tänzer und Tänzerinnen für das Finale eingeladen. Da Costa erklärt: «Es werden die Besten der Schweiz anwesend sein.» Sich auf das Finale vorzubereiten, findet er ziemlich schwer. Zu viele Parameter sind ungewiss: «Wir wissen nicht, wer alles dabei sein wird. Und dann gibt es so viele Einflussfaktoren wie Stimmung, Musik und Bühne.»
Sicherlich wird da Costa die Basisschritte üben und einzelne Improvisationen durchspielen. Natürlich wird er bereit sein für den grossen Event und sein Bestes geben. Die Sieger werden an die Weltmeisterschaft in Mumbai, Indien, eingeladen. Dies ist aber nicht sein Hauptziel. Er sagt: «Was ich vor allem will, ist den Moment geniessen.»
ANJA C. WOLFER BAKA