Von Zöllen und Ängsten, und wie man neue Wege findet
16.09.2025 Aadorf
Der Arbeitgeberverband Südthurgau lud am letzten Mittwoch zum lunch@work nach Aadorf. In zwei Referaten erfuhren die zahlreichen Teilnehmenden Spannendes zu den US-Zöllen und zur Hypnosetherapie.
Der Anlass lunch@work des Arbeitgeberverbandes Südthurgau im Restaurant ...
Der Arbeitgeberverband Südthurgau lud am letzten Mittwoch zum lunch@work nach Aadorf. In zwei Referaten erfuhren die zahlreichen Teilnehmenden Spannendes zu den US-Zöllen und zur Hypnosetherapie.
Der Anlass lunch@work des Arbeitgeberverbandes Südthurgau im Restaurant Heidelberg in Aadorf stiess am vergangenen Mittwoch auf reges Interesse. Präsidentin Maria Brühwiler freute sich über die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Michael Krüger, CEO der corvaglia group, sprach zum Thema «US-Zölle: neue Hürden, neue Lösungen» und Markus Neff, Mentaltrainer und Hypnosetherapeut, zeigte auf, wie man mit Hypnose Ängste und Zweifel loslassen und sinnvollere Wege beschreiten kann.
Michael Krüger stellte die corvaglia group mit ihren drei Standorten in Eschlikon, den USA und Mexiko sowie deren Produkte Getränkeverschlüsse und Spritzgussformen kurz vor. Weil es sich nicht lohne, Getränkeverschlüsse so weit zu transportieren, habe man auch ein Werk in den USA. Bei den hochwertigen Spritzgussformen sehe dies anders aus. «Wir beliefern unsere eigene Tochtergesellschaft in den USA, aber auch Drittkunden, hauptsächlich Abfüller, welche Getränkeverschlüsse selbst herstellen, so der CEO. Bis Donald Trump ins Weisse Haus eingezogen sei, habe alles gut funktioniert. «20 Prozent unserer Produkte gingen die letzten zehn Jahre in die USA.»
Zölle mit gegenteiligem Effekt
Durch seine Produkte und Standorte ist das Unternehmen vielseitig von den US-Zöllen betroffen, ihnen aber nicht ganz ausgeliefert. Krüger äusserte Zweifel daran, dass die Zölle in den USA die gewünschte Wirkung entfalteten. Sie hätten den Charakter einer versteckten Mehrwertsteuer, da sie auf die Konsumenten abgewälzt würden. Bisher habe man 40 Millionen Franken ins Werk in den USA investiert und viele, teilweise hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Durch die Zölle könne das Unternehmen nun dort weniger investieren. «In unserem Fall hatten die Zölle den gegenteiligen Effekt als gewünscht», so Krüger.
Weiter zeigte der CEO auf, dass die reziproken Zölle nicht einfach zu vergleichen seien. 39 Prozent für die Schweiz und 25 Prozent für Kanada sei nicht korrekt. Für die Schweiz gebe es zusätzliche Zölle für Produkte aus Stahl. Die Zölle für die Schweiz betrügen insgesamt 41 Prozent, während sie sich in Kanada wegen eines Freihandelsabkommens (bei Teilen der Wertschöpfung in den USA) auf 0 bis 2 Prozent verringerten, rechnete er vor.
Verschiedene Massnahmen geprüft
Als optimistischer Mensch habe er sofort Massnahmen geprüft, wie man mit den Zöllen klarkommen könne, sagte Michael Krüger. Zum Beispiel könnte man die Dienstleistungen in den USA herauszurechnen, den Warenwert auf der Zollrechnung reduzieren, die Formen zwischen Ländern tauschen, Stahl aus den USA kaufen, nur temporär importieren, die Wertschöpfung in die USA verlagern. Aber je tiefer man ins Detail gehe, desto grössere Hürden tauchten auf. «In unserem Fall ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass solche Massnahmen erfolgreich sind», so Krüger. Die Produktion in die USA zu verlagern sei das, was Präsident Trump wolle. Doch das sei eine Herkulesaufgabe, die Jahre dauern würde. Zudem sei es fast unmöglich, in den USA die entsprechenden Fachkräfte zu finden. Daher sei auch dies keine Option. Doch nach dem Motto «Jede Krise hat auch ihr Gutes» sei trotzdem nicht alle Hoffnung verloren.
Neue Märkte gewinnen
«Es ist Teil unseres Businessplans, in den USA zu wachsen. Wir müssen weiter investieren und das bedeutet, wir müssen die Zölle schlucken und an unsere Kunden bis zum Endkonsumenten weitergeben», erklärte der CEO. Da es keine Spritzgussformen gebe, die in den USA hergestellt würden, werde man einen Teil durchsetzen können. Zudem habe das Unternehmen nie nur auf die USA gesetzt. «Wir müsse nochmals die Extrameile gehen und Kunden woanders gewinnen. Es gibt noch genügend Länder, die den Freihandel schätzen: Wir sind optimistisch, dass wir was wir temporär in den USA verlieren, woanders holen können.»
Angst, nicht zu genügen
Markus Neff, Hypnosetherapeut und Mentaltrainer, nannte Beispiele von verschiedenen Ängsten, die wir alle hätten. Gehe man diesen auf den Grund, komme immer das gleiche heraus, nämlich «die Angst, nicht zu genügen». Anhand eines Mind Models zeigte er auf, dass die Ursachen der heutigen Ängste tiefer, im Unterbewusstsein liegen und Symptome darstellen für Erlebnisse eines ganzen Lebens.
Die Angst, nicht zu genügen sei in der Kindheit und Jugend aufgrund von Werterfahrungen entstanden. Daher müsse man an den Ort zurückkehren, wo die Angst entstanden sei, um sie aufzulösen, ins Langzeitgedächtnis und ins Unterbewusstsein: «Es geht immer um Emotionen, und zwar um positive und um negative. Es ist wichtig, mehr Energie in die positive Seite zu investieren.» Die Frage sei, was die Macht des Unterbewusstseins mit uns mache und wie wir darauf reagieren, ob wir dadurch blockiert seien oder sie nutzten, um andere Lösungen zu finden.
Gewohnheiten und Reaktionen
Mit den Ängsten verbunden sind gemäss Neff Gewohnheiten, welche aus der Urzeit kommen und damals nur eine Funktion hatten: Überleben und sich Fortpflanzen mit den Reaktionen Flucht, Kampf, sich Totstellen. Dazu komme, dass das Unterbewusstsein nicht zwischen eingebildeter und realer Gefahr unterscheide. Das Resultat: «Viele Menschen in der heutigen Zeit sind den ganzen Tag getriggert, stehen unter Stress und schütten die Hormone Adrenalin und Cortisol aus, die sie nicht mehr mit geeigneten Massnahmen abbauen können.»
In der Hypnosetherapie mit ihrem Zugang zum Unterbewusstsein wird laut dem Therapeuten an den Urängsten gearbeitet mit dem Ziel, ein neues Lebensgefühl und andere Verhaltensmuster zu finden. «Wir reden nicht über Probleme, sondern über Lösungen», sagte er. Es gehe darum, herauszufinden, was man erreichen wolle. Als erfolgreiches Beispiel nannte Neff die Hypnose bei Sportlern oder die wissenschaftlich belegte Möglichkeit, mit Hypnose Schmerzfreiheit zu erreichen, zum Beispiel im Rahmen von Operationen. Dies helfe auch bei Krankheiten und Schmerzen.
Zum Schluss gab es noch eine Fragerunde. Michael Krüger empfahl, jeden Business-Fall separat zu beurteilen. Markus Neff erklärte, dass Selbsthypnose wirksam sei und er sie selbst auch anwende. Beim anschliessenden Mittagessen war Gelegenheit, sich persönlich weiter auszutauschen.
BETTINA STICHER