Wussten Sie, dass während sechs Jahrzehnten neben dem grossen Landwirtschaftsbetrieb mit über 100 Hektaren, davon 22 Hektaren Wald, südlich der SBB-Bahnlinie eine mechanische Ziegelei Tänikon in Betrieb war?
1850 verkaufte der Kanton Thurgau die ...
Wussten Sie, dass während sechs Jahrzehnten neben dem grossen Landwirtschaftsbetrieb mit über 100 Hektaren, davon 22 Hektaren Wald, südlich der SBB-Bahnlinie eine mechanische Ziegelei Tänikon in Betrieb war?
1850 verkaufte der Kanton Thurgau die aufgehobene Zisterzienser-Klosteranlage an die Bündner Familie von Planta. Der neue Gutsbesitzer liess 1853 eine Strasse südlich der Kirche durch die Klosteranlage bauen. Diesem «Klosterdurchbruch» fielen etliche historische Gebäude zum Opfer.
Bis zu 70 Angestellte
Initiant der Tonwarenfabrik war Andreas Rudolf von Planta – ein vielseitiger Mann: Bundespolitiker, Anwalt, Wirtschaftspionier sowie Förderer technischer Neuerungen. Seine Fabrik gehörte zu den ersten und modernsten in der Schweiz.
Teilweise fanden bis zu 70 meist ortsansässige Kleinbauern in der Fabrik ein bescheidenes Einkommen. Die leitenden Angestellten stammten vorwiegend aus dem nahen Süddeutschland. Neben Ziegeln und Drainageröhren wurden auch feuerfeste Backsteine hergestellt. Die Brennöfen benötigten beträchtliche Mengen Holz, das vorwiegend aus eigenem Waldbesitz stammte.
Vertrieb ab Bahnstation Aadorf
Der Vertrieb der Tonwaren erfolgte hauptsächlich ab der 1855 eröffneten, einspurigen und damals noch nicht elektrifizierten Bahnstation Aadorf.
Die Erschöpfung der Lehmvorkommen und die gleichzeitig rückläufige Produktnachfrage führten schliesslich 1918 zur Fabrikschliessung. Unmittelbar danach wurden die Anlagen abgebrochen. Der Tänikonerweiher ist noch heute ein Relikt aus jener Zeit – eine ehemalige Lehmgrube.
1936 verkaufte von Planta das Gut Tänikon an Emma Zuber-Schmid, deren Vorliebe den Pferden galt. Vielen ist noch heute ihr Sohn Otto mit seinem Transport- und Krangeschäft ein Begriff. 1968 übernahm der Bund die Anlage, um in den Folgejahren die landwirtschaftliche Forschungsanstalt Tänikon (FAT) zu betreiben.
KURT HEIDER, AADORF