Voller Mond, leerer Kühlschrank und ein Konzert im Acker

  16.08.2022 Wittenwil

Das ehemalige Schützenhaus von Wittenwil-Weiern öffnet allmonatlich seine Türe für die Vollmondbar. Das vom Dorfverein organisierte gesellige Beisammensein wurde letzten Freitag erstmals durch ein Platzkonzert der Musikgesellschaft Aadorf abgerundet, der dabei einige Flexibilität abverlangt wurde.

In der wärmeren Jahreszeit wird jeweils in der Woche des vollen Mondes am Freitag- oder Samstagabend aus dem alten Schützenhaus eine Bar. Hinter der Theke und am Grill stehen Mitglieder des Dorfvereins Wittenwil-Weiern. Der Augustanlass versprach gleich aus mehreren Gründen, mehr Gäste als sonst anzulocken. Zum einen war da die Ankündigung, dass um 19.30 Uhr die Musikgesellschaft Aadorf zum Platzkonzert aufspielen würde und zum anderen hatten die beiden Wittenwiler Restaurants geschlossen.
Gleich beim Betreten des für Feste und Anlässe umfunktionierten Gebäudes, das an der Strasse etwa in der Mitte beider Dörfer liegt, fielen die laufenden Umbau- und Renovationsarbeiten auf. Urs Kressibucher, Präsident des Dorfvereins, erläuterte, was bereits gemacht wurde und was noch anstehe. So soll im nächsten Schritt ein Durchbruch vom Thekenbereich in die alte Pulverstube geschlagen werden. In dieser sollen eine Abwaschmaschine und ein Spülbecken installiert werden, um das Bewirten etwas einfacher zu gestalten. Die grösste Änderung ist bereits erfolgt: Wo einst alles offen war, damit die Schützen ihrem Hobby frönen konnten, ist neu eine grosse Glasfront angebracht. Dadurch ist ein heller Raum entstanden, der nun wetter- und temperaturunabhängig den Blick auf Felder und Wald freigibt und die Möglichkeit schafft, auch im Winter Feste zu feiern.

Acker unter den Füssen und Sonne im Gesicht

Sowohl die Tische vor dem Schützenhaus sowie jene im Innern hatten sich gut gefüllt als Dirigentin Tina Egger ihre Musikgruppe vor dem Gebäude formierte, was sich etwas herausfordernd gestaltete. Wird normalerweise auf asphaltiertem Untergrund gespielt, mussten sich die Musikantinnen und Musikanten diesmal auf holperiger Wiese und trockener Ackererde zurechtfinden – notabene mit der flach stehenden Sonne im Gesicht. Mit dem Marsch «Gruss an Bern» wurde das Konzert eröffnet. Es folgten leichte, melodiöse Stücke, die den einen oder anderen zum Mitsummen oder wenigstens -wippen animierte – spätestens bei «Rote Lippen» oder «La petite Gilberte de Courgenay». Die Gäste unter den Sonnenschirmen erwiesen sich indessen nicht als sehr sattelfest, was den französischen Text des bekannten Liedes betraf, auch wenn die Dirigentin zu Beginn zum Mitsingen aufgefordert hatte. Aber immerhin, ein verhaltenes «mmmm Gilberte mmmm» war da und dort zu vernehmen. Mit einer Zugabe und einem herzlichen Applaus endete das Konzert. Das Gratisgetränk für ihre Darbietung hatten die Musikanten sich auf jeden Fall redlich verdient.

Ein langer Abend ohne Sternschnuppen am Himmel

Mit Untergehen der Sonne wurde es endlich kühler. Die Wartezeit auf die angekündigten Sternschnuppen verkürzten sich die Gäste mit Feinem vom Grill und aus dem Kühlschrank. Allerdings überstieg insbesondere der Weissweinkonsum die Vorräte, noch bevor eine Sternschnuppe ihren Schweif am Himmel zog, was sich aber nicht negativ auswirkte – bot das übrige Getränkeangebot doch genügend Alternativen. Sternschnuppen zu sehen, wurde durch den namensgebenden Vollmond sowieso vereitelt, als dieser riesig und orange am Horizont aufging und sich daran machte, die Nacht zu erhellen.
Einziger Wermutstropfen dieses herrlichen Sommerabends war der Jäger, der sich just an diesem Abend unweit des Schützenhauses auf die Lauer legte. Zweimal zerriss ein Schuss denn auch die gemütliche Stimmung. Wer darauf gehofft hatte, dass sich das Wild aufgrund von Musik und dem Geplauder der Menschen davon würde abhalten lassen, sich nachts aus dem Wald zu wagen, um auf der Wiese zu äsen, sah sich getäuscht. Und wer in der fortgeschrittenen Dämmerung gerne spazieren geht, denkt vielleicht in Zukunft darüber nach, welchen Weg er wählen wird. Ob die Schüsse ihre Opfer getroffen oder verfehlt haben, konnte vom Schützenhaus nicht eingesehen werden. Der eine hoffte auf Treffer, der andere auf Gnade. Dass der Jäger dank Nachtsichtgerät im Vorteil war, blieb indes unbestritten.

MARIANNE BURGENER


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