Verschandeltes Eulachtal

  12.11.2022 Eulachtal

Spektrumania

Regierungsrat Neukom will die Hügel rund um Hagenbuch und Elgg mit Windrädern vollstellen. Selbst der markante Schauenberg soll «verspargelt» werden. Bemerkenswert ist, dass sein Wohnort, Winterthur, verschont bleibt, obwohl auf dem Eschenberg bessere Windverhältnisse als bei uns herrschen. Die vorgesehenen Windräder sind über 230 Meter gross. Um eine Grössenordnung zu erhalten, schauen Sie auf den Schneitberg, nehmen Sie eine Tanne ins Auge und setzen Sie diese mit dem Finger oder einem Massstab zehnfach übereinander – etwa so hoch werden diese Ungetüme.
Nun kann man sagen, dass wir alle helfen sollten, die drohende Energiekrise abzuwenden. Stimmt, nur wurde uns zur Energiestrategie 2050 erzählt, dass die Energiewende ohne grosse Einschränkungen vor sich gehen wird und im Kanton Zürich nur etwa 20 Gigawattstunden (GWh) an Windenergie aufgebaut würden. Nun soll es plötzlich 36-mal mehr sein. Aber selbst diese geplanten 735 GWh sind nur etwa zwei Prozent des jährlichen Stromverbrauchs des Kantons Zürich. Für diese kleine «Stromernte» soll unsere schöne Landschaft massiv entwertet werden.
Bei Windstille, bei wenig und zu starkem Wind sowie während der Vogelzugsaison laufen die Windräder nicht. Aber auch nicht, wenn schon zu viel Strom im europäischen Netz ist. Dies alles mindert die effizienz nochmals. Auch wenn im Winter etwas mehr Wind anfällt, ist dann der Windstrom nur flatterhaft vorhanden.
Der 2020 erstellte Windpark Gotthard brachte 2021 lediglich 10,8 Gwh Strom, was einer Effizienz von 10,5 Prozent entspricht. Der Windpark Gries auf dem Nufenen erreichte eine Effizienz von gerade einmal 7,1 Prozent und lieferte nur 622 von möglichen 8760 Stunden Strom. Zusammen erzeugten sie 2021 lediglich 16,5 GWh, was 0,03 Prozent des Schweizer Stromverbrauchs entspricht. Angesichts dieser Zahlen müssen Neukoms Angaben von 28 GWh in Elgg, 24 vom Schneitberg und 48 in Zünikon angezweifelt werden. Zum Vergleich: Das abgestellte AKW Mühleberg brachte uns 3000 GWh Bandstrom (5% des Jahresverbrauchs der Schweiz) mit minimalem Platzbedarf.
Nebst der mangelnden Effizienz gibt es aber massive Folgen für Mensch und Tier:
• Eine Lärmbelastung bis über 100 Dezibel pro Anlage, etwa so laut wie eine Motorsäge. Der Lärm ist pulsierend wegen der drehenden Rotoren, was ihn besonders lästig macht. In Windrichtung hinter dem Rad ist er besonders stark.
• Bei Sonnenuntergang entsteht pulsierender Schattenwurf bis über 1000 Meter entfernt vom Windrad. das heisst, über einen Sitzplatz streicht etwa alle zwei Sekunden ein Schatten.
• Dadurch entsteht eine Immobilienentwertung in Sichtweite der Windräder.
• Gefährlicher Eiswurf im Winter: Wenn über Nacht Regen an den Propellerspitzen gefriert, fliegt Eis beim Wiederanfahren der Anlage durch die Luft, weshalb weiträumige Sperrungen notwendig sind.
• Durch nächtliche Warnbeleuchtung für Flugzeuge entsteht Lichtverschmutzung.
• Ein Windrad benötigt ein schwierig rückbaubares Betonfundament mit etwa 700 Tonnen Stahl.
• Für den Zugang braucht es sechs Meter breite, asphaltierte Strassen durch Wald und Kulturland sowie starke Stromleitungen.
• Die Propeller sind Sondermüll und auch Todesfallen für Vögel, Fledermäuse und Insekten, wodurch die Biodiversität leidet.
Ich bin für die Förderung erneuerbarer Energien. Auf unserem Haus haben wir eine grosse Photovoltaikanlage mit Akku. Diese bringt jedoch in den Wintermonaten nur wenig Strom. Als rentabel kann sie jedenfalls nicht betrachtet werden. Windräder auf dem Festland sind praktisch nirgends rentabel. Ausser auf dem Meer, wo der Wind gleichförmig – ohne Störungen durch Hügel – auf die Propeller trifft, oder in grossen Ebenen. Unsere Vorfahren haben nicht ohne Grund in Holland Windmühlen und in den Bergen Staumauern gebaut. In der Schweiz sind die Windräder nie rentabel, sondern werden durch den Netzzuschlag, welcher auf Ihrer Stromrechnung sichtbar ist, subventioniert. Den bezahlen wir Stromkonsumenten. Der Verein Suisse Eole greift diese Subventionen optimiert ab; etwa 400 Millionen stehen bereit.
Für eine zuverlässige Stromversorgung brauchen wir Bandstrom, welcher nachts, bei Nebel und Windstille verfügbar ist. Deshalb müssen wir wohl oder übel die Atomkraft als Übergangstechnologie wieder ins Auge fassen. Eine entsprechende Motion gegen Denkverbote bei Atomstrom habe ich letzte Session eingereicht. Übrigens: Die gescheiterte Energiestrategie 2050 hat uns hauptsächlich die bevorstehende Strommangellage beschert.


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