Vanessa Sacchet im Gespräch mit Magnus Bürge
12.08.2023 EttenhausenMagnus Bürge, geboren am 11. Februar 1960 in Oberbüren, wuchs zusammen mit acht Geschwistern auf. Der gelernte Primarlehrer ist verheiratet und hat drei Kinder. In der Schule unterrichtete er Werken und arbeitete schon damals leidenschaftlich gerne mit Holz. Heute stellt er in seiner ...
Magnus Bürge, geboren am 11. Februar 1960 in Oberbüren, wuchs zusammen mit acht Geschwistern auf. Der gelernte Primarlehrer ist verheiratet und hat drei Kinder. In der Schule unterrichtete er Werken und arbeitete schon damals leidenschaftlich gerne mit Holz. Heute stellt er in seiner kleinen Manufaktur einzigartige Unikate aus Zirbenholz her. Wie es dazu kam, erzählt mir der 63-Jährige.
«Seit vielen Jahren fahren wir im Herbst ins Südtirol zum Wandern. In einem Hotel sah ich eine Stehlampe aus Zirbenholz. Mir kam die Idee, diese anders zu gestalten und ich erkundigte mich, wo man Zirbenblätter beziehen kann. Der Hotelangestellte meinte, ich müsste dafür ins Schnalstal, da man dort die bestriechende Zirbe, die Schnalstaler Zirbe findet. Was die Österreicher, Italiener und Südtiroler Zirbenholz nennen, ist bei uns besser bekannt als Arvenholz. Diesem werden besondere Eigenschaften zugeschrieben. Die Menschen in den Tiroler Alpen schätzen den würzigen Geruch der Zirbenkiefer, ihr nahezu unverwüstliches Holz sowie die natürlichen Eigenschaften. Häuser und Hütten, aber auch Schindeln, Möbel und Schnitzereien werden aus Zirbenholz gefertigt. In einer alten Volksmeinung heisst es: Im Zirbenbett schlafe man besser, in einer Zirbenstube fühle man sich wohler. Kleinkinder legte man daher früher in Wiegen aus Zirbenholz. Dessen entspannende und schlaffördernde Wirkung wird hauptsächlich seinem charakteristischen harzig-würzigen Duft zugeschrieben.»
Bürge begann Lampen nach eigenem Gusto zu kreieren: «Meine Arbeiten verrichte ich bei einem Kollegen, der zusammen mit seinem Bruder im Stall eine Schreinerei einrichtete. Letzten Frühling verstarb sein Bruder leider und die Schreinerei stand leer. Ich darf sie jetzt nutzen. Angefangen habe ich mit der Herstellung der Lampen. Mittlerweile fertige ich alles Mögliche aus Zirbenholz an: Flaschenöffner, Eierbecher, Serviertablett, Bücher- und Weinregale, um nur einige Produkte zu nennen. Ich durfte schon mal bei einer Hochzeit die Dekoration machen.
Meine Werke fotografiere ich jeweils und mache daraus jedes Jahr ein Fotobuch, das ich den Leuten, die Interesse an meinen Holzarbeiten haben, zeigen kann. In einem Hotel in Montafon, wo wir zum Skifahren waren, durfte ich eine Zirbenlampe liefern und hinterlegte ein solches Buch. So kam es, dass bereits eine Familie eine Bestellung bei mir aufgab», erzählt der 63-Jährige stolz. Benötigt er Holznachschub, holt er gehobelte Bretter im Schnalstal, oder er fährt nach Dornbirn, wo er ungehobelte kauft und diese selbst bearbeitet.
Holz: eine grosse Leidenschaft
«Das Schöne beim Arbeiten mit Holz ist, dass ich nichts wegwerfen muss. Letztens wollte ich etwas herstellen, machte einen Überlegungsfehler und bohrte das Loch am falschen Ort. Den einen Teil konnte ich trotzdem wieder verwenden und ein Herz daraus machen. Meine neuste Kreation gilt den Figuren, die ich aus dünn gehobelten Holzbrettern herstellte, welche man ins Auto hängen kann. Der beruhigende Duft des Holzes ist anders als derjenige der Tannenbäumchen, die man üblicherweise kennt. Interessant beim Zirbenholz ist auch, dass es unbehandelt und nicht lackiert oder geölt ist. Riecht es mal nicht mehr so intensiv, muss es einfach feucht abgerieben werden, damit es den herkömmlichen Duft erneut entfaltet.
Bin ich mit Holz am Arbeiten, höre ich am liebsten Musik oder Sendungen, in denen diskutiert wird. Dann vergeht die Zeit wie im Flug und ich vergesse alles um mich herum. So kann es vorkommen, dass ich manchmal zu spät dran bin», meint Magnus Bürge lachend und ergänzt: «Als ich Lehrer war konnte ich meinem Hobby nur während den Ferien nachgehen – oder bei schönem Wetter, da ich draussen arbeiten musste. Grossartig ist, dass ich jetzt den ganzen Tag Zeit habe. Das ist erfüllend und ich gehe am Abend zufrieden ins Bett.» Auf meine Frage hin, ob er all seine Werke in der Wohnung ausgestellt habe und was seine Frau dazu meine, antwortet er lachend: «Nein, ich stelle sie in unserem ‹Holzstübli› aus. Wenn sich jemand für eine Lampe oder ein anderes Sujet interessiert, kann er sie dort besichtigen. Ich fertige auch Aufträge auf Wunsch an. Es ist nicht meine Motivation, die Holzarbeiten bei einer Ausstellung anzupreisen. Einmal nahm ich an der Ausstellung ‹Kreativität ohne Altersgrenzen› teil. Mir geht es jedoch nicht ums Geld. Es ist ein Hobby, das ich mit Leidenschaft ausübe, und so soll es auch bleiben.
Mein Vorteil ist, dass ich dafür nicht wahnsinnig viel investieren muss, da ich mir bereits in früheren Jahren immer wieder Schreinerutensilien anschaffte. Sollte es mir irgendwann keinen Spass mehr bereiten, kann ich jederzeit damit aufhören und erleide keinen Verlust. Wichtig für mich ist, dass ich den Leuten mit meiner Arbeit eine Freude bereiten kann. Wenn ich merke, dass etwas nicht umsetzbar ist, nehme ich den Auftrag nicht an. Jemand wollte mal eine Ruhebank bei mir bestellen. Das Anfertigen wäre kein Problem gewesen. Da ich nur mit Zirbenholz arbeite und dies unbehandeltes Material ist, ist es nicht für draussen geeignet. Ich lehnte den Auftrag ab, konnte aber dann die Verzierung machen, da ich mit Brennarbeiten vertraut bin.»
Langweilig wird es dem 63-Jährigen nicht. Zudem sind er und seine Frau bei Egli Grün angestellt, der Originalfeuerringe des Künstlers Andreas Reichling verkauft und Grillkurse anbietet: «Diesen Sommer sind es 26. Somit sind wir ziemlich ausgelastet. Es finden auch Wine-and-Dine-Anlässe statt, die ich gemeinsam mit meiner Frau organisiere, da Kochen ein weiteres Hobby von mir ist.»
VANESSA SACCHET