Vanessa Sacchet im Gespräch mit Kimi Mäschli
21.06.2025 Leute aus der Region, WenzikonKimi Mäschli wurde am 31. Januar 2008 in Frauenfeld geboren und wuchs zusammen mit seiner jüngeren Schwester auf. Derzeit absolviert er eine vierjährige Ausbildung zum Automobilmechatroniker. Seine grösste Leidenschaft ist das Schrauben an Motoren. Nicht nur beruflich, sondern ...
Kimi Mäschli wurde am 31. Januar 2008 in Frauenfeld geboren und wuchs zusammen mit seiner jüngeren Schwester auf. Derzeit absolviert er eine vierjährige Ausbildung zum Automobilmechatroniker. Seine grösste Leidenschaft ist das Schrauben an Motoren. Nicht nur beruflich, sondern auch in seiner Freizeit. Schon immer war er im Freundeskreis als der „Töffli-Schrauber“ bekannt. Er frisierte Mofas und besitzt noch heute zwei davon. Aktuell verleiht er seiner Fantic 125 Supermoto eine optische Individualisierung. Doch der 17-Jährige hat eine Vielzahl weiterer handwerklicher Projekte umgesetzt.
Vom Schrauben am Spielzeug zum selbstgebauten Gefährt.
«Das Motorenfieber hat mich schon in jungen Jahren gepackt. Bereits als Kind habe ich an allem herumgeschraubt, was Räder hatte – sei es mein Bobby-Car oder mein Spielzeugtraktor. Mit sechs Jahren bekam ich einen Gokart geschenkt, mit dem ich ständig herum gefahren bin. Ende der sechsten Klasse sagte ich zu meinem Vater: Ich brauche einen Motor für meinen Gokart. Also begannen wir gemeinsam mit dem Umbau. Doch da ich damals noch nicht selbstständig genug war und mein Vater wenig Zeit hatte, verlief das Projekt im Sand.
In meinen letzten Sommerferien in der dritten Sekundarschule setzte ich schliesslich mein eigenes Abschlussprojekt um. Ich wollte schon immer einen Gokart bauen, etwas, das mir wirklich Spass macht. Doch meine Mutter meinte, es müsse auch einen Nutzen haben. Also einigten wir uns auf einen Töffli-Anhänger, den ich mit einer Hundebox ausstattete, da sie mich finanziell unterstützten.
Nach der dritten Sekundarschule startete ich dann ein weiteres Projekt: den Bau eines motorisierten Einkaufswagens. Dafür zerlegte ich den alten Gokart, den ich einst mit meinem Vater auseinandergebaut hatte. Der ursprüngliche Motorsägen-Motor war nicht mehr funktionstüchtig, also ersetzte ich ihn durch einen anderen. Ich kombinierte das Gokart-Chassis mit einem Coop-Einkaufswagen, entfernte das vordere Gitter, sodass man sich hineinsetzen konnte, und baute Lenkrad, Pedale sowie den Motor im hinteren Bereich ein.
Mein Freund Levin war bei diesem Vorhaben immer an meiner Seite, weniger als Mitbauer, aber als moralische Unterstützung. Den Coop Einkaufswagen fanden wir vor der Migros und fragten, ob wir ihn mitnehmen durften. Der neue Motor kostete 80 Franken, die Pedalerie nur wenige Franken, und das Metall wurde uns von der Firma Bosshard gesponsert. Insgesamt investierte ich rund 200 bis 300 Franken und fast 120 Stunden Arbeit in das Projekt.
Als das Gefährt schliesslich fertig war, setzte sich mein Kollege hinein, und ich schob es zunächst zu Showzwecken am Abend durch Elgg. Da der Motor erst am Ende der Bauphase richtig lief. Doch als er einsatzbereit war, erreichte der motorisierte Einkaufswagen eine Geschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde. Wirklich gefahren bin ich damit nur fünf- bis sechsmal, da es eine ziemlich wackelige Angelegenheit war. Doch das Erlebnis, meine Idee eigenständig umzusetzen, war jede investierte Stunde wert».
Vom Einkaufswagen zum Hochgeschwindigkeits-Badewannen-Projekt
«Auf einer Internetplattform habe ich meinen motorisierten Einkaufswagen in einer Auktion versteigert, das Startgebot lag bei einem Franken. Am Ende wurde er für 350 Franken verkauft. Es war eine lustige Aktion, vor allem, weil es spannend war zu sehen, wer ihn schliesslich abholte: ein Schüler der 3. Sekundarstufe, der meinte, er wolle das Gefährt für sein eigenes Abschlussprojekt weiter modifizieren. Allerdings machte er nicht den Eindruck, besonders handwerklich begabt zu sein.
Mit dem Verkauf konnte ich meine Materialkosten mehr oder weniger decken und hatte schon die nächste Idee. Die Inspiration dafür kam von einem Töffli-Freak aus der Gegend, der einen besonderen Gast bei sich hatte: einen Weltrekordhalter für die schnellste fahrbare Badewanne.
Ich wusste, dass im Altmetall eine alte Badewanne lag. Also holten wir sie noch am selben Abend, und ich begann mit meinem neuen Projekt. Die 350 Franken aus dem Einkaufswagen-Verkauf investierte ich in ein gebrauchtes Renn-Gokart ohne Motor. Ich zerlegte es, nahm das Chassis und verlängerte es erheblich, von ursprünglich einem halben Meter Radstand auf zwei Meter. Anschliessend platzierte ich die Badewanne darauf und schnitt vorne eine Öffnung hinein. Aktuell arbeite ich am Fundamentbau. Der Motor, den ich verwenden werde, stammt aus einer alten Yamaha, ein Vierzylinder mit einem Liter Hubraum und rund 100 PS. Er wiegt etwa 80 Kilogramm, also ein rechtes Geschoss. Der Motor steht momentan noch auf einer Platte, die später auf dem Rahmen befestigt wird.
Um den bestehenden Weltrekord zu brechen, müsste meine Badewanne 190 Kilometer pro Stunde erreichen – das wird wohl nicht machbar sein. Aber wenn alles optimal läuft, rechne ich mit einer Höchstgeschwindigkeit von rund 120 Kilometer pro Stunde».
Ein anspruchsvolles Projekt mit vielen Herausforderungen
«Das Badewannen-Projekt wird mich insgesamt etwa 500 Stunden kosten. Aktuell habe ich bereits rund 100 Stunden investiert, inklusive der unvermeidlichen Rückschläge. Eine der grössten Herausforderungen war die Lenkung. Bei einem Gokart funktioniert das Einlenken so, dass bis zu einem gewissen Winkel beide Vorderräder mitlenken. Danach stellt sich eines der Räder fast wieder gerade, was bei einem kurzen Radstand perfekt funktioniert, um enge Kurven zu fahren.
Doch mit meinem verlängerten Radstand von zwei Metern war das nicht mehr der Fall. Beim vollen Einschlag fuhr das Fahrzeug einfach geradeaus weiter. Hier musste ich improvisieren.
Ein weiteres Problem war die Bodenfreiheit der Badewanne. Sie war so tief, dass sie ständig am Boden streifte. Ich musste den ursprünglichen Rahmen verwerfen und stattdessen eine stabilere Konstruktion wählen, die sich nicht verbiegt.
Jetzt steht eine weitere Zwangspause an. Bei der Montage des Motors habe ich ungenau gearbeitet. Die beweglichen Teile der Motorlagerung waren leicht verzogen, wodurch der Motor auf den Gummilagern schief sass. Jetzt muss ich neue Löcher bohren, um die Halterung korrekt anzupassen.
Ich habe noch eine Menge Arbeit vor mir, die ich in der Werkstatt meines Vaters erledigen darf. Unter der Woche bin ich nach meiner Ausbildung und Schule oft zu müde, um weiterzuschrauben, schliesslich verbringe ich den ganzen Tag in der Autowerkstatt. Doch an den Wochenenden kann es vorkommen, dass ich von morgens um 11 Uhr bis spät in die Nacht an meinem Projekt arbeite.
Mein Vater unterstützt mich dabei in vielerlei Hinsicht, auch finanziell. Wenn ich eine Idee habe, hilft er mir, verschiedene Möglichkeiten zu durchdenken, gibt mir technische Tipps und empfiehlt mir passende Bauteile. So schlug er mir kürzlich vor, Teile eines alten BMW E36 zu verwenden, ein Vorschlag, der mich entscheidend weitergebracht hat».
Schrauben für die Zukunft: Vom Tüftler zur dritten Generation
«Wenn meine Badewanne irgendwann fertig ist, werde ich sie auf jeden Fall behalten. Ein Verkauf kommt für mich nicht infrage. Doch in meinem Kopf schwirren bereits die nächsten Ideen herum. Eines meiner grossen Ziele wäre es, ein eigenes Rennauto zu bauen. Ob das realistisch ist, wird sich zeigen, denn ein solches Projekt wäre aufwendig und kostspielig.
Eine andere Idee, die mir schon durch den Kopf ging, ist der Bau eines Dumper-Panzers. Dabei handelt es sich um eine Kippmulde auf Raupen. So etwas haben wir bereits, nutzen es aber kaum. Ich könnte darauf ein Panzerchassis aufbauen und eine Steuerung integrieren.
Bevor ich mich jedoch an neue Projekte wage, steht erst einmal der erfolgreiche Abschluss meiner Lehre an erster Stelle. Danach möchte ich verschiedene Weiterbildungen absolvieren, um mein Wissen sowohl in der Werkstatt als auch im Büro weiterzuentwickeln. Anschliessend plane ich, auswärts Berufserfahrung zu sammeln.
Mein Grossvater hat einst die Garage Mäschli am 1. Juni 1970 gegründet und sie an meinen Vater Hans übergeben – die zweite Generation. Mit mir steht nun bereits die dritte Generation in den Startlöchern. Es ist für mich eine grosse Ehre, eines Tages das Familienunternehmen weiterzuführen. Ich freue mich, dass mein Vater bereits an die Zukunft denkt und mir die Möglichkeit gibt, in seine Fussstapfen zu treten».
VANESSA SACCHET