Vanessa Sacchet im Gespräch mit Joy Honsberger

  08.01.2022 Leute aus der Region

Joy Honsberger, geboren am 20. August 1979 in Winterthur, wuchs zusammen mit einer jüngeren Schwester auf. Die verheiratete Mutter von zwei Kindern ist gelernte kaufmännische Angestellte. In ihrer Freizeit tobt sie sich gerne kreativ aus und stellt diverse Dekoartikel aus Beton- und Keramikmasse sowie Blumengestecke, Kränze und Schmuckstücke her.
«Ich war bereits als Kind sehr kreativ, Handarbeit und das Nähen zählten jedoch nicht unbedingt zu meinen Stärken. Viel lieber malte ich Bilder. Das war eine Art Yoga für mich und ich konnte dabei total abschalten. Als ich ein Teenager war und mit meiner Ausbildung begann, hatte ich andere Dinge im Kopf. So geriet das Malen etwas in den Hintergrund. Erst viel Später entdeckte ich meine Kreativität wieder. Wenn ich Geschenke kreierte, sie schön verpackte und als ich schliesslich von zu Hause auszog, machte sich bei mir das Dekofaible bemerkbar. Ich wohne gerne schön. Das ist mir sehr wichtig.
Mit meinen beiden Kindern bastle ich nicht sehr oft, da mir leider die Geduld dazu fehlt, mit anderen zu basteln. Klar, wenn meine Tochter mich darum bittet, helfe ich gerne. Doch das handwerkliche Arbeiten ist etwas, was ich am liebsten nur für mich allein mache. Jetzt, wo die Kinder älter sind, zur Schule gehen und ich wieder mehr Zeit für mich habe, kam das Gefühl auf, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um mich wieder meiner Kreativität zu widmen. Da es in Neu-Elgg nicht viele Möglichkeiten gibt, ein Geschenk oder Mitbringsel zu kaufen, dachte ich mir, ich versuche handgemachte Deko-Artikel unter anderem aus Beton herzustellen, da mich dieses Material schon immer interessierte. Es bereitet mir grosse Freude, damit zu arbeiten. Mittlerweile stelle ich diverse Dinge aus Beton her, wie verschiedene Töpfchen, die ich mit ein paar Pflanzen, Blumen oder auch Kerzen und Moos bestücke, sodass man gleich ein fertiges Geschenk hat.
Meistens schaue ich nach Dingen, die mich inspirieren und arbeite einfach drauflos. Auf Waldspaziergängen sammle ich Tannzapfen, Nielen, Lärchen- oder Birkenzweige, mit denen ich verschiedene Kränze und Gestecke herstelle. Aus praktischen Gründen arbeite ich am liebsten daheim in der Küche, obwohl es im Keller genügend Platz zum Basteln gäbe. So habe ich alles was ich brauche griffbereit und muss es nicht zuerst hinunter in den Keller tragen. Am Anfang stellte ich vieles für mich her und verschenkte einige der Sachen. Meine Freunde und Bekannte schätzen meine Arbeiten sehr. Als ich die Idee hatte, meine Artikel zu verkaufen, bestärkten und unterstützten sie mich in meinem Vorhaben. So kam alles ins Rollen. Mittlerweile mache ich das seit eineinhalb Jahren.»

Geschenkschrank mit Selbstbedienung

«Auf die Idee, einen eigenen Geschenkschrank zu besitzen, kam ich als ich an einem solchen vorbeifuhr. Den Gedanken daran trug ich danach lange Zeit mit mir herum und fragte mich, ob sich das wirklich lohnen würde. Irgendwann entschied ich, Nägel mit Köpfen zu machen und bestellte einen geeigneten Schrank. Wir haben zum Glück liebe Nachbarn, welchen das Land gehört, auf dem der Geschenkschrank jetzt steht. Der Platz liegt direkt an der Strasse und ist somit optimal erreich- und sichtbar. Mich freut es besonders, wenn ich Leute sehe, die davorstehen und meine handgefertigten Artikel begutachten. Neben einer kleinen Kasse ist meine Handynummer deponiert und auch die Bezahlung mittels Twint ist möglich. Das ist in der heutigen Zeit fast unumgänglich, da nicht jeder immer das passende Kleingeld bei sich trägt.
Im Schrank stelle ich saisonale Arbeiten von mir aus. Meistens sind es Dekoartikel aus Beton, Keramikmasse oder Naturmaterialien. Da ich alles allein und von Hand anfertige, ist es mir nicht möglich 100 gleiche Artikel herzustellen. Dafür ist jedes Stück ein Unikat. Wie bereits erwähnt, lasse ich mich gerne im Wald oder in den sozialen Medien, wie zum Beispiel auf Instagram oder Pinterest inspirieren. Oft ist es auch so, dass die Ideen bei der Arbeit entstehen – vor allem dann, wenn ich an einem Kranz arbeite. Ich durfte auch schon für ein Restaurant die Tischdekoration machen oder wurde von Leuten aus dem Dorf angesprochen, die ihre Mitarbeiter beschenken wollten. Letztes Jahr an Weihnachten durfte ich sogar für ein Geschäft in Winterthur diverse Kränze herstellen, welche sie dann ausstellten und verkauften», erzählt Joy Honsberger stolz.
«Das meiste Material, welches ich für mein Hobby benötige, finde ich draussen in der Natur. Es gibt aber auch ein paar Sachen, welche ich bestellen muss. So beispielsweise Betonformen, Betonund Keramikmasse sowie Draht. Wenn ich einen Kranz nicht aus Zweigen herstellen möchte, kaufe ich Stroh- oder Styroporringe. Ich bastle nicht zu festgelegten Zeiten und entscheide meistens ganz spontan. Das Wichtigste für mich ist, dass ich die nötige Ruhe und Musse dafür habe. Wenn ich damit beginne, möchte ich die Artikel am liebsten gleich fertigstellen. Das Aufwändigste, das ich jemals angefertigt habe, sind grosse Kränze aus Buchecker-Nüssen. Diese werden einzeln, Reihe um Reihe in den Styroporring gesteckt und mit Heissleim befestigt. Ausgeschmückt habe ich sie dann mit Moos und getrockneten Pfefferbeeren. Bei einer solchen Arbeit kann ich mich sehr gut entspannen und blende alles um mich herum aus. Ich kann dabei abschalten und bin in meiner eigenen Welt.»

Dem kreativen Arbeiten sind keine Grenzen gesetzt

«Eine frühere Arbeitskollegin von mir eröffnete in Zürich ein Café. Wenn sie beim Dekohändler gewisse Artikel für ihr Geschäft bestellt, darf ich bei ihr mitbestellen. Da man bei den Grosshändlern immer eine gewisse Mindestmenge einkaufen muss, lohnt sich eine Bestellung für meinen kleinen Geschenkschrank kaum. So bekomme ich aber trotzdem die Gelegenheit, auch Gegenstände wie Laternen oder Windlichter aus Glas, welche ich nicht selbst anfertigen kann, anbieten zu können. Im Geschenkschrank befindet sich auch ein kleiner Ständer mit Armbändern, die ich selbst herstelle. Meine elfjährige Tochter durfte davon schon ein Paar für sich und ihre Freundinnen machen. Mein achtjähriger Sohn interessiert sich weniger dafür. Er spielt viel lieber Fussball», meint die zweifache Mutter lachend.
«Das Schöne am kreativen Arbeiten ist, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind und ich tun und lassen kann, wozu ich gerade Lust habe. bin ich von meiner Arbeit überzeugt, stelle ich sie zum Verkauf in den Geschenkschrank. Gelingt mir eine Arbeit nicht, behalte ich sie für mich. Ich möchte nur Sachen verkaufen, die auch wirklich makellos sind.» Ich frage Honsberger, ob es in der Wohnung etwas gibt, was sie nicht verkaufen möchte. Sie steht auf und kehrt mit einem muschelteelicht aus weisser Keramikmasse zurück, bei dem der Boden fehlt. Sie erklärt: «Der ist rausgefallen, da ich zu wenig Masse in die Form füllte.» Dann greift sie nach einem Dekoschiff, ebenfalls aus dieser Masse. Das Schiff bekam aufgrund schlechter Witterung einen braunen Fleck. Die 42-Jährige meint: «Solche Arbeiten möchte ich auf keinen Fall verkaufen. Da bin ich zu sehr Perfektionistin.»
Diese Perfektion widerspiegelt sich auch in der Wohnungseinrichtung. Das meiste ist in Weiss gehalten und die Möbel sehr modern. Honsberger meint schmunzelnd: «Ich wüsste nicht einmal, wie ich meinen Wohnstil nennen soll. Ich besitze auch eine alte, antike Holzkommode, die ich von meiner Grossmutter erbte. Es ist schön, ein solches Stück mit den weissen, modernen Möbeln zu kombinieren. Am Schluss muss einfach alles stimmig sein. Ich lebe nicht gerne im Chaos, das macht mich unruhig. Umso grossartiger ist es, wenn ich bei der Herstellung der Dekoartikel meine Kreativität ausleben kann und meine Arbeiten, die ich mit viel Liebe, Leidenschaft und Herzblut kreiere, Anklang bei den Leuten finden. Das erfüllt mich mit grosser Freude und Stolz und ist die grösste Motivation weiterzumachen.»

VANESSA SACCHET


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