Vanessa Sacchet im Gespräch mit Eric von Carrara
18.05.2024 Häuslenen, Leute aus der RegionEric von Carrara, geboren am 14. September 1963 in Mannheim, Deutschland, wuchs mit sechs Geschwistern auf. Der gelernte Gärtnermeister ist verheiratet und arbeitet selbstständig als Landschaftsgärtner und Liegenschaftsverwalter. Der leidenschaftliche Oldtimerbesitzer bietet mit ...
Eric von Carrara, geboren am 14. September 1963 in Mannheim, Deutschland, wuchs mit sechs Geschwistern auf. Der gelernte Gärtnermeister ist verheiratet und arbeitet selbstständig als Landschaftsgärtner und Liegenschaftsverwalter. Der leidenschaftliche Oldtimerbesitzer bietet mit Begeisterung spezielle Fahrten an, bei denen er seine einzigartige Autosammlung einsetzt.
«Oldtimer zu sammeln, war schon immer ein Bubentraum von mir. Ich spielte bereits als Kind mit alten Modellautos, da mir diese von der Form her gut gefielen. Mein Grossonkel besass einen alten Ford von 1929, den ich erhielt, als ich erwachsen war. Mittlerweile verkaufte ich ihn, da nach 18 Jahren eine totale Restauration anstand. Das hätte sich nicht gelohnt, weil das Auto über all die Jahre im Preis nie stieg und es noch zwei Millionen davon gibt. Der Wert des Fords liegt zwischen 20’000 und 25’000 Franken. Die Restauration hätte 50’000 bis 60’000 gekostet.
Des Weiteren besitze ich einen Buick Century, Baujahr 1955. Den entdeckte ich letztes Jahr im Internet und kaufte ihn bei einem Händler in Eglisau. Meinen Bentley S3, Baujahr 1965, kaufte ich in Düsseldorf und flog extra dorthin. Das Auto wurde vorgeführt und in die Schweiz gebracht. Ich musste nur ein paar Roststellen bearbeiten und die Verschleissteile ersetzen. Ebenfalls im Jahr 2023 kaufte ich einen Derby Bentley, Baujahr 1936, mit ähnlicher Kutschenform und ausgeprägten Kotflügeln als Ersatz für den Ford. Ich flog zusammen mit einem Kollegen nach England. Die Einfuhr gestaltete sich schwierig, da man dafür vom Staat eine Bewilligung benötigt, weil es sich um Kulturgut handelt und das Fahrzeug im Zweiten Weltkrieg gebaut wurde.
Gibt es von einem Auto nicht mehr viele, kann es vorkommen, dass man die Bewilligung nicht erhält, dann bestimmt der Staat, dass es in England bleiben muss. Ich hatte Glück, da es vom Derby Bentley auf der ganzen Welt circa 700 bis 800 gibt. Gebaut wurden ursprünglich etwa 1500 Stück. Zudem besitze ich einen Jaguar E-Type, Baujahr 1970, und einen Porsche 365 Speedster. Er ist leicht, schnell und mit dem Originalmotor, einem modifizierten Formel-5-Rennmotor, ausgestattet. Gekauft habe ich ihn bei einem Händler in Essen, Deutschland.»
Von Hochzeiten bis zu Diplomatenfahrten
«Die Inspiration, meine Autos für unterschiedliche Anlässe zu nutzen, resultierte daraus, dass ich im täglichen Leben nicht die Gelegenheit habe, so viel Auto zu fahren wie ich es gerne würde. Dies liegt sowohl an meinem geschäftigen Alltag als Selbstständiger als auch am Zeitmangel. Zum anderen ist der Unterhalt der Oldtimer eine kostspielige Angelegenheit. Daher musste ich eine Möglichkeit finden, diesen auf irgendeine Weise zu finanzieren. Indem ich Hochzeiten chauffiere, kann ich beides miteinander verknüpfen: die Freude am Fahren zu geniessen und gleichzeitig zusätzliches Einkommen zu generieren.
Angefragt werde ich für unterschiedliche Anlässe. Ein besonderes Erlebnis war, als ich mit dem Bentley einen holländischen Diplomaten am Flughafen abholte und ihn zum Kongress nach Konstanz fuhr. Er wusste nicht, dass ich früher in Holland arbeitete und Holländisch spreche. Diese Fahrt gestaltete sich äusserst amüsant, da wir uns angeregt unterhielten. Es kam auch vor, dass ich als Chauffeur mit dem Bentley bei einem Kurzvideo in Zürich mitwirkte, was eine spannende Erfahrung war. Darüber hinaus gab es zahlreiche Firmenanlässe, die mich zu unvergesslichen Fahrten führten. Ein bemerkenswertes Beispiel war diejenige mit einem 80-jährigen Ehepaar, das von ihren Kindern eine Oldtimerfahrt zum Geburtstag geschenkt bekam.
In Elgg wurde einst ein Lehrer von der Schule verabschiedet und wünschte sich eine Oldtimerfahrt. Einmal chauffierte ich zwei Teenager, Zwillinge, die ihren Geburtstag feierten. Ich fuhr sie mit dem Ford vom Elternhaus zum Restaurant, wo ihre Feier stattfand. Die Geschichte hatte einen amüsanten Hintergrund, denn die Kinder besassen früher genau diesen Ford als Spielzeugauto. Die Mutter entdeckte mich im Internet und entschied sich, die Kinder damit zum Geburtstag zu überraschen – eine gelungene Aktion. Die beiden genossen die Fahrt in vollen Zügen und wir hatten jede Menge Spass.
Die meisten Anfragen, die ich erhalte, beziehen sich jedoch auf Hochzeiten. Obwohl ich gerne mehr solche Fahrten übernehmen würde, muss ich leider etwa die Hälfte absagen, da mir die Zeit fehlt. Zudem verzichte ich in den Wintermonaten wegen Schnee und Salz auf den Strassen auf Fahrten. Die Autos verfügen nicht über den gleichen Rostschutz wie neuere Modelle und das Salz kann das Chrom beschädigen. Es kam vor, dass ich Fahrten im März oder April übernahm. Dabei muss ich stets darauf hinweisen, dass die Autos nicht über eine effektive Heizung verfügen.»
Ein teures Hobby mit grosser Leidenschaft
«Wenn jemand Interesse daran bekundet, den Jaguar zu mieten, um selbst hinter dem Steuer Platz zu nehmen, setze ich voraus, dass er eine Gebühr von 50 Franken bezahlt und gemeinsam mit mir zu einer Probefahrt aufbricht. Dies ermöglicht mir, einen Eindruck davon zu gewinnen, wie gut er mit dem Oldtimer zurechtkommt. Das Lenken dieser älteren Fahrzeuge gestaltet sich nicht so unkompliziert wie bei modernen Modellen. Die Schaltung und Kupplung weichen ab und es fehlt die Servolenkung. In meinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen ist festgehalten, dass ich mir das Recht vorbehalte, das Fahrzeug nicht zu vermieten, wenn während dieser Probefahrt festgestellt wird, dass die Person Schwierigkeiten hat, das Auto zu beherrschen. Bisher ist eine derartige Situation jedoch noch nie eingetreten.»
Zu den Vermietungen und Fahrten gehören auch Pflege und Unterhalt. Den normalen einfachen Unterhalt der Autos macht Eric von Carrara selbst. Er erzählt: «Einen Öl- oder Filterwechsel, Zündkerzen ersetzen, einen Scheibenwischermotor reparieren, sind alles Arbeiten, die ich selbst vornehme. Zusammen mit meinem Kollegen wechselte ich schon einmal ein Getriebe. Grössere und speziellere Sachen lass ich durch den Fachmann erledigen, was nicht immer günstig ist. Es ist definitiv ein teures Hobby, zumal die Autos alle 5000 Kilometer einen Ölwechsel benötigen.»
Die Oldtimer sind alle zu Hause untergebracht
«Ich besitze eine grosse Garage mit sechs Plätzen. Das ist ein enormer Vorteil. Früher hatte ich sie auswärts stehen und musste mich immer zuerst dorthin begeben. Hinter dem Sammeln der Oldtimer steckt eine grosse Leidenschaft. Nur schon das Öffnen des Garagentors bereitet mir grosse Freude. Wenn ich im Winter nicht damit fahren kann, setze ich mich an einem Samstag in das Auto und streichle es», meint von Carrara lachend, «damit ich wieder die Verbindung spüre. Was ich ebenfalls gerne mag, ist das Herumschrauben am Fahrzeug. Ein wichtiger Aspekt, denn sonst fehlt die Verbindung dazu und es ist nur ein Gegenstand. Früher erneuerte ich beim Ford sogar das Interieur selbst und beim Bentley schliff ich das Leder ab und spritzte ihn neu. Es sieht tipptopp aus.»
Zum Schluss stelle ich dem Autoliebhaber die Frage, ob es einen Oldtimer gebe, von dem er träume und den er gerne in seiner Sammlung hätte. Lächelnd antwortet er: «Es gibt für mich unerreichbare Schätze wie zum Beispiel einen 300 SL-Mercedes mit Flügeltüren. Er kostet über eine Million. Oder einen Aston Martin, den James Bond im Film fuhr. Der liegt ebenfalls nicht in meinem Budget. Aber wer weiss, vielleicht habe ich ja Glück im Lotto. Träumen ist schliesslich erlaubt und wichtig im Leben.»
VANESSA SACCHET