Vanessa Sacchet im Gespräch mit Andrea Weber
21.01.2023 IltishausenAndrea Weber, geboren am 27. November 1987 in Frauenfeld, wuchs zusammen mit drei Schwestern auf dem Hof ihrer Eltern in Iltishausen auf. Die gelernte kaufmännische Angestellte lebt in einer Partnerschaft. Im Januar hat sie gemeinsam mit ihrer Schwester Sandra den elterlichen Betrieb ...
Andrea Weber, geboren am 27. November 1987 in Frauenfeld, wuchs zusammen mit drei Schwestern auf dem Hof ihrer Eltern in Iltishausen auf. Die gelernte kaufmännische Angestellte lebt in einer Partnerschaft. Im Januar hat sie gemeinsam mit ihrer Schwester Sandra den elterlichen Betrieb übernommen.
«Meine Grosseltern kamen ursprünglich aus Spreitenbach und haben den Hof in Iltishausen gekauft. Dieser wurde von meinen Eltern 1987 übernommen und sie führten ihn bis anhin. Es stand nicht von Anfang an fest, dass ich gemeinsam mit meiner Schwester den Betrieb einmal übernehmen werde. Die älteste Schwester hat gemeinsam mit ihrem Mann das Elternhaus seiner Eltern übernommen. Die jüngste Schwester ist sehr gerne auf dem Hof und hilft mit. Das Interesse Bäuerin zu werden, hatte sie aber nie. Klar war nur, dass wir den Hof auf keinen Fall verkaufen und in fremde Hände geben möchten. Die Entscheidung alles zu übernehmen, entstand mit den Jahren und mit der Erfahrung, die wir auf dem Betrieb machten. Wir Geschwister halfen schon immer tatkräftig mit. Dadurch wurde uns bewusst, wie schön wir es auf dem Hof haben. So entstand die Entscheidung, den Betrieb gemeinsam weiterzuführen, damit dieser im Besitz der Familie bleibt. Sandra und ich möchten den Hof wieder mehr aktivieren. Da unsere Eltern 1996 die Kühe weggaben, ist die Betriebsgrösse geschrumpft. Wir besitzen 150 Hühner, bewirtschaften den Ackerbau, verschiedene Obstbäume, Kürbisse, Beeren und führen einen Hofladen. Meine Schwester und ich sind damals mit einer Beraterin zusammengesessen und haben die nötigen Voraussetzungen besprochen, die es zu erfüllen gibt, um einen Hof zu führen. Das Landwirtschaftsrecht ist relativ kompliziert. Wir entschieden uns gemeinsam, die Bäuerinnenschule mit eidgenössischem Fachausweis zu absolvieren. Diese beinhaltet die Produktverarbeitung wie zum Beispiel das Herstellen von Sauerkraut, die verschiedenen Konservierungsarten und vieles mehr. Auch Ernährung und Verpflegung, Hauswirtschaft, Gartenbau, Buchhaltung, das landwirtschaftliche Recht, Betriebslehre und die Direktvermarktung sind Themen, die behandelt werden. Die Ausbildung machten wir im Arenenberg berufsbegleitend, damit unser Einkommen gesichert war.»
Weiterhin auf Unterstützung zählen
«Unsere Eltern wohnen auf dem Hof im untersten Stock des Wohnhauses. Der mittlere Stock wird renoviert, sodass meine Schwester Sandra mit ihrem Mann Marc einziehen kann. Ich wohne mit meinem Partner Marcel in Balterswil. Vielleicht werden auch wir in ferner Zukunft irgendwann auf dem Hof wohnen. Im Moment passt es ganz gut, wie es ist. Die eltErn stehen uns weiterhin tatkräftig zur Seite. Mein Vater wird uns vor allem den Ackerbau noch lehren, da wir dieses Thema in der Schule nicht behandelt haben. Auch meine Mutter wird weiterhin mithelfen, wo sie kann. Sie beide möchten uns so lange wie möglich unterstützen und wir sind froh, wenn wir ihre Hilfe in Anspruch nehmen dürfen. Bestimmte Aufgaben teilen wir ihnen nicht zu. Sie sollen das machen, wozu sie Lust haben und was die Gesundheit zulässt. Mein Vater ist 65 Jahre alt und seit letzten Oktober pensioniert. Meine Mutter ist 63 Jahre.» Am meisten gefällt der 36-Jährigen am Bäuerin sein, dass sie draussen in der Natur arbeiten kann, auch wenn es manchmal streng ist, wenn zum Beispiel die Kürbisernte ansteht. Sie erklärt: «Ich arbeite zu 80 Prozent im Büro. Freitag und Samstag bin ich auf dem Hof. Während der Kürbissaison habe ich unter der Woche bis 17 Uhr gearbeitet und bin danach gleich zum Hof gefahren, um Kürbisse zu ernten. Wir waren auf dem Feld bis es dunkel wurde. Die Kürbisse müssen aus dem Feld getragen und danach einzeln gewaschen werden. Im September habe ich eine Woche Ferien genommen, um das Kürbisfest und alle anderen Dinge die anstanden, zu erledigen. Mein Ziel ist es, die Büroarbeit irgendwann noch weiter zu reduzieren. Ganz damit aufhören kann ich nicht, da ich auf ein fixes Einkommen angewiesen bin. Auch mein Partner Marcel ist stark in die Arbeit auf dem Hof involviert, sowie alle meine Schwestern und deren Partner, die uns tatkräftig unterstützen. Marcel ist selbstständiger Designer. Er hat den Internetauftritt vom Hof gestaltet, das Werbelogo des Hofladens und all die Etiketten. Unsere Produkte stellen wir selbst her, oder kaufen sie bei regionalen, kleinen Produzenten ein, um die Frische und Nachhaltigkeit zu garantieren. Es werden nur sorgfältig ausgesuchte Produkte in unserem Sortiment geführt um unnötige Verschwendung wertvoller, natürlicher Ressourcen zu verhindern. Auch versuchen wir, so wenig Plastik wie möglich zu verwenden. Alles ist Saison- und Kapazitätsabhängig und von der Laune der Natur beeinflusst. Wir verkaufen Eier vom Hof, Brot und Zopf, Honig, Konfi, Kürbisse, Gemüse, Früchte, Eingemachtes, sowie Eierlikör, Sirup und vieles mehr.»
Ein Traum geht in Erfüllung
«Da wir keine Kühe mehr besitzen, fällt das Melken frühmorgens und am Abend weg. Mit den Hühnern sind wir an bestimmte Zeiten gebunden, da wir jeden Tag die Eier einsammeln müssen und nachschauen, ob genug Futter und Wasser vorhanden ist. Ansonsten können wir uns die Zeit frei einteilen und müssen nicht jeden Tag zu einer bestimmten Zeit auf dem Hof sein. Ausser am Samstag, wenn wir den Hofladen um 8 Uhr öffnen. Ab 9 ist dieser bedient. Sobald die Beeren reif sind, kümmern wir uns um das Ablesen und machen daraus Konfi oder Sirup. Die Arbeit mit den Kürbissen ist saisonal und beginnt mit der Aussaat im Frühling. Danach folgt das Unkraut hacken von Hand und teils mit Maschine. Ab August können wir jeweils bereits die ersten Prachtstücke ernten. Die Eier verkaufen wir im Hofladen, ein Teil geht an die Abnehmer wie Restaurants, der andere Teil wird verwertet, um selbstgemachte Teigwaren, Eierlikör, Meringues und ‹Schoggischümli› herzustellen. Die Arbeit bereitet uns viel Spass. Ich bin hier auf dem Iltishof aufgewachsen und sehe es als Privileg, diesen gemeinsam mit meiner Schwester weiterzuführen. Das ist ein schönes Gefühl und erfüllt mich mit Stolz. Ich freue mich extrem auf die neue Herausforderung und finde es toll, sagen zu können, dass der Hof im Familienbesitz bleibt und von uns weiter geführt wird. Man kann schon sagen, dass damit ein Traum in Erfüllung geht. Ich empfinde den Hof als kleines Stückchen heile Welt. Vor allem aber ist es unser Zuhause. Ich schaue positiv in die Zukunft. Schön ist, dass wir den Familienbetrieb weiterführen und wir auf die Unterstützung aller Familienmitglieder zählen dürfen. Der Zusammenhalt unter uns vier Schwestern und unseren Eltern ist sehr stark. Es ist ein schönes Gefühl, dass wir alle gemeinsam an einem Strick ziehen.»
VANESSA SACCHET
Wie sparen Sie Strom?
«So wie immer. Ich habe das Gefühl, ich hätte noch nie Strom verschwendet.»
SUSI BLUNTSCHLI, ELGG
«Eigentlich wie immer. Ich bezahle 84 Franken im Monat – was gibt es da denn noch zu sparen?»
ROLF MEILI, ELGG
«Vermehrt mit dem Fahrrad unterwegs sein, Licht nicht brennen lassen, nur kurz duschen … all die kleinen Dinge eben.»
BEAT BAUMANN, HÄUSLENEN
«Indem wir alle Elektroheizungen in den Böden ausgeschaltet und ausschliesslich mit Holz im alten Kachelofen feuern, so wie man es früher gemacht hat.»
UELI GRAF, HÄUSLENEN