Die ab vergangenen August erfolgte Sammelaktion zugunsten Urs Brunners löste ein erfreuliches Echo aus. Die eingegangenen Spenden von 42’000 Franken reichen aus, sein Leben unabhängiger zu gestalten. So wurde der 7. November zu einem Freudentag.
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Die ab vergangenen August erfolgte Sammelaktion zugunsten Urs Brunners löste ein erfreuliches Echo aus. Die eingegangenen Spenden von 42’000 Franken reichen aus, sein Leben unabhängiger zu gestalten. So wurde der 7. November zu einem Freudentag.
Urs Brunner leidet an einer seltenen Muskelkrankheit, genannt Einschlusskörpermyositis, diagnostiziert vor 17 Jahren. Sie verunmöglicht dem 67-Jährigen die Bewältigung alltäglicher Aufgaben, die für andere Menschen meist selbstverständlich sind. Mehr Unabhängigkeit und Freiheit können dem gelernten Kaufmann nur die Anschaffung eines Roboters bieten. Doch wie die dafür nötigen 55’000 Franken aufbringen?
Brunner versprach sich hilfe durch ein Crowdfunding und über Facebook. Sein Appell weckte die Aufmerksamkeit eines Bekannten aus der LA-Music-Bar in Guntershausen, nämlich Thomas Hutter. Dessen Unternehmen, die Hutter Consult AG, ist auf digitales Marketing spezialisiert und gehört im Social-Media-Bereich zu den bekannten Grössen im deutschsprachigen Raum. Der Aadorfer bot ihm als ersten Schritt an, ein Video für ein Crowdfunding zu erstellen. Schnell bemerkte er jedoch, dass Brunner wesentlich mehr benötigte als das. Dieser Maxime zufolge wurde eine Crowdfunding-Kampagne organisiert, aufgesetzt und binnen kürzester Zeit geschaltet.
42’000 Franken genügten
Die Hutter Consult AG richtete eine Website und ein Konto für die Spendenplattform ein, produzierte erwähntes Video und suchte weitere Unterstützer. Dank der Mithilfe Steffen Tomasis, Geschäftsführer von Flyerline, wurden Flyer, Plakate und ein lebensgrosser Pappsteller von Urs Brunner hergestellt. Mit den Aufrufen über Facebook, Linkedin und auch diese Zeitung kamen zügig die ersten 10’000 Franken zusammen. Mit sehr grossen Spenden sprangen auch lokale Unternehmen, viele Geschäftsfreunde und Private sowie sozial und kulturell tätige Institutionen auf den Zug auf. Die am weitesten entfernte Spende wurde von einem schweiz-vietnamischen E-Commerce-Unternehmen aus Hanoi überwiesen. Es sind im Stillen erbrachte Taten von vielen Spendern, deren Namen im Einzelnen an dieser Stelle nicht genannt sein mögen.
Finanzielle und ideelle Unterstützung sicherte die Herstellerfirma Exxomove zu, Lieferantin des Roboterarms Bateo. Als nämlich 50 Prozent der vorgesehenen 55’000 Franken gesammelt waren, tat sich eine Türe auf. Dank Grosszügigkeit und einiger Anpassungen genügte der Spendenbetrag von 42’000 Franken.
Ein Freudentag
So wurde der vergangene Montag für Urs Brunner zu einem Freudentag. Für einen Mann, der sein Schicksal mit stoischer Ruhe und Gelassenheit zu tragen scheint. Mit grossem Interesse sah der Beeinträchtigte zu, wie der aus Carbon gefertigte, 4,9 Kilogramm schwere Roboterarm an seinem Rollstuhl befestigt wurde. Dass sich der Computerspezialist nicht nur um dessen Funktionsweise, sondern auch um technische Belange kümmerte, war nicht erstaunlich. Eine Tasse zu halten, ist für ihn keine Unmöglichkeit mehr. Dazu verhelfen ihm drei Finger aus Silikon, sogenannte Soft-Touch-Finger.
Der Hightech-Arm gibt Brunner nun bei der Bewältigung des Alltags ein leises Gefühl von Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zurück. Auch im Wissen, dass komplexe Aufgaben trotz ausgefeilter Robotik weiterhin unmöglich sein werden. Der Lebensmut jedoch, der ist ihm erfreulicherweise nicht abhandengekommen. Und das verdient höchste Beachtung!
KURT LICHTENSTEIGER