«Uns wird Verständnis und Vertrauen entgegengebracht»
24.05.2025 ElggDie Zürcher Landbank (ZLB) mit Hauptsitz in Elgg ist Opfer eines internen Diebstahls geworden. Mehrere Mitarbeitende stahlen Geld aus dem Tresor – und wurden daraufhin fristlos entlassen. Während die Staatsanwaltschaft ermittelt, möchte Bankleiter Jürg Randegger ...
Die Zürcher Landbank (ZLB) mit Hauptsitz in Elgg ist Opfer eines internen Diebstahls geworden. Mehrere Mitarbeitende stahlen Geld aus dem Tresor – und wurden daraufhin fristlos entlassen. Während die Staatsanwaltschaft ermittelt, möchte Bankleiter Jürg Randegger nun vor allem die Kundinnen und Kunden der Bank beruhigen – «deren Vermögen war davon nicht tangiert und ist weiterhin sicher bei uns», sagt er im Interview.
Wie haben Sie gemerkt, dass mehrere Mitarbeitende Ihrer Bank Tresorgeld veruntreut haben?
Jürg Randegger: Wir führen einerseits systematische und geplante Kontrollen durch, die – wie wir nun wissen – mit krimineller Energie umgangen werden konnten. Gleichzeitig gibt es aber auch spontane Kontrollen. Im Rahmen einer solchen spontanen Kontrolle sind Verdachtsmomente aufgekommen, dass etwas nicht stimmt. Daraufhin haben wir sofort gehandelt und die entsprechenden internen Untersuchungen eingeleitet. Relativ rasch sind wir dabei auf grobe Verstösse durch einige unserer Bankmitarbeitenden gestossen und haben Polizei und Staatsanwaltschaft informiert.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte drei laufende Strafverfahren. In verschiedenen Zeitungsberichten* war indes zu lesen, dass bis zu fünf Angestellte in den Vorfall involviert waren. Was stimmt?
Die Grössenordnung von vier bis fünf Mitarbeitenden stimmt, die in den Medien kommuniziert wurde. Weiter kann ich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine näheren Angaben dazu machen.
Wie können Sie sicher sein, dass nicht noch mehr Mitarbeitende involviert waren?
Aufgrund der Beweise, die wir den Untersuchungsbehörden übergeben haben und der internen Untersuchung, die vorgenommen wurde, haben wir ein recht eindeutiges Bild. Am Ende des Tages gibt hier die Staatsanwaltschaft den Takt an, und wir unterstützen diese nach Kräften.
In anderen Medien hiess es auch, dass die Standorte Rickenbach und Räterschen derzeit unterbesetzt seien. Ist das so?
Offiziell ist in Räterschen nur der Niederlassungsleiter Matthias Aeschbacher fix vor Ort. Der neue Kundenberater fängt Anfang Juli an, eine zusätzliche Kundenberaterin im Verlauf des Sommers. Unsere Mitarbeitenden aus den anderen Niederlassungen sind sehr flexibel und helfen derzeit sowohl in Räterschen wie auch in Rickenbach aus. Es sind somit immer genug Mitarbeitende in den beiden Zweigstellen vor Ort. In Rickenbach gibt es momentan keine Leitung. Ad interim übernimmt Ralph Rüegg, Leiter Markt & Vertrieb und Mitglied der Bankleitung, die Leitung der Niederlassung.
Wie haben Sie selbst auf den Diebstahl reagiert? Hätten Sie einem Ihrer Mitarbeitenden eine solche kriminelle Energie zugetraut?
Ganz ehrlich – nein. Wir sind ein KMU und beschäftigen vierzig Mitarbeitende. Viele davon sind seit Jahren und Jahrzehnten bei uns. Wir arbeiten hier intensiv zusammen. Nun zu wissen, dass uns gewisse Menschen, mit denen wir tagtäglich zu tun hatten, derart angelogen und gegen die Bank gearbeitet haben, ist eine wahnsinnig grosse Enttäuschung und ein Schock. Das macht auch meiner Belegschaft zu schaffen. Solche Geschichten liest man in Krimis, man geht nicht davon aus, dass sowas im eigenen Unternehmen vorkommen kann.
Wie gehen die restlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun damit um?
Von Beginn an haben wir intern so transparent wie möglich kommuniziert. Es gab also immer den Raum für den entsprechenden Austausch. Der Zusammenhalt des Teams ist gross. Alle sind noch ein Stück näher zusammengerückt. Nicht nur aufgrund der Erschütterung, sondern auch, um die entstandene Lücke durch das fehlende Personal zu schliessen. Unsere Kundinnen und Kunden sind uns das wichtigste Gut. Wir wollen ihnen weiterhin den gewohnten Service anbieten. Im Moment ist es für uns alle eine harte Zeit, aber wir werden als Team gestärkt daraus hervorgehen.
Ab wann durften Sie sich zum Vorfall äussern?
Wir durften nach aussen nicht darüber kommunizieren, solange die Staatsanwaltschaft die offizielle Ermittlung noch nicht aufgenommen hatte. Dann sind die Medien sehr schnell auf den Fall aufmerksam geworden. Natürlich hätten wir lieber selber den Zeitpunkt gewählt, zu dem wir kommunizieren. Aber nun sind wir vor allem erleichtert darüber, dass wir uns dazu äussern können.
Wie sind bisher die Reaktionen aus der Bevölkerung?
Wir haben befürchtet, dass wir uns überall rechtfertigen müssen, aber bisher haben wir zu 99 Prozent positive Rückmeldungen erhalten. Es ist sehr schön, dass wir soviel Zuspruch aus der Bevölkerung bekommen, uns Verständnis und Vertrauen entgegengebracht wird. Das hilft dem Team, weil es dieses wieder stärkt. Wir möchten als Landbank für die lokale Bevölkerung da sein und ihnen die Dienstleistungen anbieten, die sie benötigen. Die Bevölkerung gibt uns das nun alles wieder zurück. Dafür möchte ich allen, unserer Kundschaft, unseren Aktionären, danke sagen, dass sie in diesen Zeiten zu uns stehen. Unseren Mitarbeitenden bei der Bank danke ich herzlich für den täglichen Einsatz für unsere Kundinnen und Kunden, gerade in dieser anspruchsvollen Zeit. Und auch unserem Verwaltungsrat, der mir aktuell tagtäglich mit Rat und Tat zur Seite steht.
Wieviel Geld wurde insgesamt entwendet und wurde es tatsächlich für Krypto-Währungen eingesetzt?
Wofür das gestohlene Geld verwendet wurde, ist Gegenstand von Spekulationen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit diesbezüglich. Wir kennen die Höhe des fehlenden Betrags, werden diesen aber nicht veröffentlichen. Dieser ist für uns gut verkraftbar und ein Bruchteil des Betrags, den wir beispielsweise in unseren Informatikplattformwechsel investiert haben.
Was bedeutet das nun für das Vermögen der ZLB?
Der Verlust schmerzt natürlich trotzdem, denn dieses fehlende Geld können wir anderswo nun nicht einsetzen. Daraus ergibt sich operativ eine Lücke im ersten Halbjahr. Wir haben den vollen Betrag zurückgestellt. Je nachdem, ob und wieviel des gestohlenen Geldes wir zurückbekommen, werden die Wertberichtigungen entsprechend wieder aufgelöst.
Es wurde berichtet, dass «ein mit Bargeld gefüllter Tresor offen stand, aus dem sich die Mitarbeitenden bedienen konnten». Tresore befinden sich in einer Bank doch in gesicherten Bereichen, oder nicht?
Man findet keinen Tresor in einer Bank, der einfach offensteht und dieser steht auch immer in einem Hochsicherheitsraum mit Einzelzutritt. Natürlich müssen Kassen-Mitarbeitende Zugang zum Tresor haben. Es kann sich aber nicht einfach jede und jeder bedienen, es gibt Sicherheitsvorkehrungen, die dem Branchenstandard entsprechen.
Prüfen Sie nun die Optimierung interner Sicherheitsprozesse?
Unsere Revisionsstelle überprüft derzeit alle Prozesse und damit auch mögliches Verbesserungspotenzial. In dem konkreten Fall, in dem sich mehrere Angestellte zusammengetan haben für ein kriminelles Vorgehen, konnten gewisse Sicherheitsmechanismen ausgehebelt werden. Nun wollen wir schauen, wie wir hier noch nachbessern können. Es ist aber nicht so, dass unser Kontrollsystem versagt hat. Es wurde einfach mit krimineller Energie bewusst umgangen.
Schaut man auch bei künftigen Neuanstellungen noch genauer hin?
Wir sind nun daran, neues Personal einzustellen. Offensichtlich haben die vorherigen Mitarbeitenden, die wir entlassen mussten, die geltenden Werte unserer Bank in krasser Weise verletzt. Deshalb ist jede Neuanstellung für uns jetzt wieder eine Chance, integre und motivierte Mitarbeitende für unsere Bank zu gewinnen. Dabei folgt jede Anstellung einem klar festgelegten Prozedere, und wir fordern konsequent Unterlagen wie einen Strafregister- oder Betreibungsregisterauszug ein. Dennoch bleibt eine absolute Gewissheit unmöglich, weil niemand in Menschen hineinblicken kann. Das gilt nicht nur für Banken, sondern überall dort, wo Menschen zusammenarbeiten.
Sind die Konten der Kundinnen und Kunden aus der Region geschützt?
Ja. Es kamen keine Kunden zu Schaden. Zu keinem Zeitpunkt war das Vermögen unserer Kundinnen und Kunden oder der Zugang zu ihren Bankkonten gefährdet. Es geht ausschliesslich um einen Teil des Bankvermögens, der abhandengekommen ist. Der mittelfristige Erfolg unserer Bank ist nicht tangiert durch den Vorfall.
Was sagen Sie den Kunden, die jetzt trotzdem nervös werden?
Wir sind immer bereit zum persönlichen Gespräch, um unseren Kunden potenzielle Ungewissheiten oder Sorgen zu nehmen. Wir stehen jedem gerne Rede und Antwort, am Telefon, am Schalter oder via E-Mail. Mir ist wichtig, dass unsere Kundinnen und Kunden wissen, dass wir für sie da sind, heute und auch morgen. Unsere Werte haben sich nicht geändert.
Jürg Randegger ist Bankdirektor der Zürcher Landbank. Diese ist an vier Standorten im Bezirk Winterthur vertreten, neben dem Hauptsitz in Elgg noch in Rickenbach, Räterschen und Neftenbach. Auf der ZLB-Homepage (www. zlb.ch) hat die Bank eine eigene Erklärung veröffentlicht.
SARAH STUTTE
*Über das Delikt berichtete das Finanzportal «Inside Paradeplatz» zuerst.