Traktorentreffen mit Parade und Pirouetten
20.05.2023 WittenwilÜber 20 restaurierte Köpfli-Traktoren gaben sich am Muttertag ein Stelldichein. Trotz unbeständigem Wetter kamen alle eingeladenen Fahrer, die meisten auf eigener Achse. Viele Schaulustige wollten sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Organisator des Anlasses war ...
Über 20 restaurierte Köpfli-Traktoren gaben sich am Muttertag ein Stelldichein. Trotz unbeständigem Wetter kamen alle eingeladenen Fahrer, die meisten auf eigener Achse. Viele Schaulustige wollten sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Organisator des Anlasses war Ernst Ammann, der selbst zwei der Oldtimer besitzt.
Eine eigentliche Köpfli-Vereinigung gibt es nicht. «Man kennt sich halt von diversen Treffen», erklärte Ernst Ammann. Und so erstaunt es nicht, dass 22 Köpfli-Besitzer seiner Einladung folgten und nach Wittenwil fuhren, die meisten auf eigener Achse, einige auf einem Anhänger. Den weitesten Weg hatte jener, der aus Dörflingen im Kanton Schaffhausen anreiste.
Die ankommenden Fahrzeuge wurden in Reih und Glied vor dem Ammann’schen Maschinenunterstand platziert, der zu einer wetterfesten Festwirtschaft umfunktioniert worden war. Nach der Mittagspause und dem Abwarten des Regengusses, der just zur geplanten Abfahrtszeit der Parade durchzog, starteten die Fahrer zu einer kleinen Dorfrundfahrt. Vor dem Restaurant Rössli drehten die ersten fünf Lenker des Konvois mit ihrem Gefährt eine Pirouette, die dank der besonderen Zahnradlenkung praktisch an Ort und Stelle ausgeführt werden konnte.
Schon als junger Bursche kannte Ammann die Marke Köpfli, obwohl auf dem Bauernhof seiner Eltern kein solches Gefährt im Einsatz stand. Der letzte dieser Traktoren wurde anfangs der 60er-Jahre in Matzingen bei der Firma Gehring hergestellt. Josef Köpfli und Fritz Gehring waren während dieser Zeit oft Gäste in der elterlichen Wirtschaft in Wittenwil, und wann immer möglich, setzte sich Ammann zu ihnen und hörte den beiden beim Fachsimpeln interessiert zu. Als er dann vor rund sieben Jahren einen alten Köpfli-Traktor erwerben konnte, war die Freude natürlich gross. Etwas später kam dann noch ein zweiter dazu.
So oft es geht, nimmt er mit seinen Oldtimern an Treffen teil. Nach dem Grund gefragt, warum er den Anlass in Wittenwil auf die Beine stellte, gab er an, dass er vor ziemlich genau einem Jahr den Sohn des Konstrukteurs Markus Köpfli – mittlerweile 84-jährig – und seine Familie kennenlernte. Seither durfte Ammann einige Male ihre Gastfreundschaft geniessen; das habe ihn sehr gefreut. Mit dem speziellen Event wollte er sich bei der Familie, die als Ehrengäste anwesend waren und die Geschehnisse mit Interesse und Freude verfolgten, bedanken.
Die Geschichte eines echten Schweizers
Josef Köpfli, geboren 1910, fand 1932 bei der Firma Hürlimann in Wil eine Anstellung als Automechaniker. Später wirkte er im Unternehmen bei diversen Entwicklungen und Konstruktionen mit. 1946 entwickelte er die Ganz-Rank-Vorderachse mit der legendären Zahnradlenkung, die ein Wenden praktisch an Ort ermöglicht. Da die Firma diese Erfindung nicht weiterverfolgen wollte, machte sich Köpfli selbständig und startete 1948 in einer Garage in Weesen den eigenen Traktorenbau. Die Bauteile bezog er von der SIG in Neuhausen. 1949 wurde der erste Köpfli-Traktor fertiggestellt. Danach zog die Firma nach Uster und produzierte dort 30 Traktoren des Modells Trumpf, die vorwiegend mit Chevrolet-Motoren ausgestattet waren. 1951 verlegte er die Produktion nach Neuhausen am Rheinfall. Ab 1953 wurden in der Maschinenfabrik Freienbach AG weitere 450 Fahrzeuge gebaut. Insgesamt gab es acht verschiedene Modelle mit Benzin/Petrol- und Dieselmotoren. Im Jahr 1964 wurde die Produktion eingestellt, die vorrätigen Traktorenteile sowie die Produktionsrechte verkauft. Wie viele der insgesamt 640 produzierten Maschinen heute noch in Betrieb sind, weiss man nicht genau. Eine schöne Auswahl davon konnte immerhin am Muttertag in Wittenwil bewundert werden.
(MITG)