Theorie und Praxis der Fischerei vermittelt

  17.09.2022 Tänikon

Alle zwei Jahre lädt der Fischerverein obere Lützelmurg zum Jungfischertag. Diesmal nahmen zehn Jungen und Mädchen aus den Schulen Aadorf und zwei aus Wigoltingen teil und erfuhren so, auf was bei der Fischerei geachtet werden muss.

Mit rund 140’000 Fischern in der Schweiz ist Fischen hierzulande Volkssport. Vor allem während der Coronapandemie war der run auf die Tageskarten der vereinzelten Fischereigewässer gross. Dieser Trend hat heuer zwar wieder etwas nachgelassen, doch das Interesse am Fischen ist nach wie vor gross. Damit der Nachwuchs eine fachgerechte Einführung in die Fischerei erfährt, organisiert der Fischerverein obere Lützelmurg alle zwei Jahre einen Jungfischertag. Insgesamt zehn Jungen und Mädchen aus den Schulen Aadorf und zwei aus Wigoltingen meldeten sich für den vergangenen Samstag an.
Frühmorgens fand sich die Schülerschaar am Agroscope-Parkplatz in Tänikon ein und wartete gespannt darauf, von den hiesigen Fischern abgeholt zu werden. Nach Verabschiedung der Eltern ging es sogleich zu Fuss los in Richtung Tänikoner Weiher, wo Cesar Capassi, Vizepräsident des Aadorfer Fischervereins und Instruktor für den Sachkundenachweis für Fischer, bereits vor dem sorgsam aufgestellten Fasnachtswagen mit Festzelt auf die Jungmannschaft wartete.

Nicht nur Fische fangen

Eine gute Stunde lang unterrichtete Capassi die neugierigen Teilnehmer darüber, welche Fische sie in den heimischen Gewässern antreffen können, über die Anatomie und darüber, wie man einen Fisch tierschutzkonform betäubt, tötet und ausnimmt. «Fische sind Lebewesen. Wir müssen sie mit dem nötigen Respekt behandeln und nach dem Fang richtig erlösen», mahnte er. Kurz nachdem die Theorielektion beendet war, brachte ein Fischerkollege eine frisch aus der Lützelmurg gefangene Bachforelle vor die versammelte Mannschaft und die Kinder bestaunten mit grossen Augen den Fang. Der Instruktor zeigte den Kindern an der Forelle, wie diese zu betäuben und mit fachgerechtem Kiemenschnitt zu töten ist und gleich darauf auch, wie man die inneren Organe entfernt. Der Fischer spricht hier vom Ausnehmen.
Einige Kinder drehten sich beim Schlag auf das Genick des Fisches um und sahen weg. Sobald der Fisch jedoch ausgenommen da lag, wich der Ekel und die Kinder bestaunten den grillfertigen Fisch sorgsam. Alle wollten ihn einmal berührt haben und verblüfft stellte manch ein Kind fest, dass das Fischen dann doch nicht so einfach ist, wenn man den gefangenen Fisch auch töten und ausnehmen muss. Doch auch hier gilt: Wer fischen will, muss den Fisch artgerecht behandeln und ihn dementsprechend auch töten können. So will es nicht nur die Tierschutzverordnung, sondern auch die selbst auferlegte Waidgerechtigkeit der Fischer.

Theorie in die Praxis umwandeln

Nachdem nun die Theorie bekannt war, hiess es erst einmal, das benötigte Gerät kennenzulernen. Die Kinder stellten sich, geführt von den Vereinsfischern, auf der Wiese auf und übten fleissig das Auswerfen mit den selbst mitgebrachten Angelruten. Wer keine eigene dabei hatte, bekam von «den Grossen» eine gestellt und schon bald wurden auf der Wiese vor dem Weiher fleissig Trockenübungen gemacht. Nach kurzer Zeit hatten die Kinder das in der Theorie Gelernte in die Praxis umgemünzt und so begaben sich alle an den Weiher, um die ersten Versuche am und im Wasser zu starten. Es dauerte dann auch nicht lange, bis die ersten Freudenschreie, ob der ersten selbstgefangenen Fische, über den Tänikoner Weiher schallten. So ging es weiter, bis der Ruf über den Weiher ertönte, dass die offerierten Würste und die am Morgen gefangene Forelle bereit fürs Mittagessen waren.
Nachdem kaum 30 Minuten Mittagszeit vergangen waren, zog es die ersten Kinder wieder ans Wasser und weiter wurden kleine und grosse Fänge lauthals über den Weiher vermeldet. Dann war Schluss mit Fischen und die Kinder fanden sich wieder beim Festzelt ein, um eifrig den Wettbewerb mit Fragen zum Gelernten auszufüllen. Nach dessen Auswertung waren Amelie und Malin gleichauf. Instruktor Capassi stellte ihnen darauf eine Stichfrage, welche das eine Mädchen als Schnellere von beiden beantwortete. Amelie, welche am Nachmittag mit einem Hecht von stolzen 67 Zentimetern schon eine Erfolgsmeldung verbuchen konnte, triumphierte also auch in der Theorie auf ganzer Linie und so ging ein lehrreicher und spannender Tag am Tänikoner Weiher zu Ende.

YVES WIESMANN


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