Teil für Teil fügt sich eins ins andere
30.11.2024 ElggEine Woche lang drehte sich in der Bibliothek alles um Einzelteile, die mit Geduld zu einem Ganzen zusammengefügt werden wollten. Wem der Geduldsfaden riss, zog zum nächsten Puzzle – oder wandte sich den Büchern zu.
Die Idee, eine Puzzle-Woche zu ...
Eine Woche lang drehte sich in der Bibliothek alles um Einzelteile, die mit Geduld zu einem Ganzen zusammengefügt werden wollten. Wem der Geduldsfaden riss, zog zum nächsten Puzzle – oder wandte sich den Büchern zu.
Die Idee, eine Puzzle-Woche zu veranstalten, entstand eher spontan, erzählte Janine Schwager, die Leiterin der Gemeinde- und Schulbibliothek Elgg: «Vor zwei Jahren hat Yvonne Fuchs ein 1000er-Puzzle mitgebracht und die Teile auf einem Tisch ausgebreitet liegen lassen. Manchmal haben Kundinnen ein, zwei Stücke eingesetzt, manchmal hat ein Kunde länger gepuzzelt, bis es irgendwann fertig war.»
Bibliothek als «Kulturraum»
Als das Team im letzten Jahr die Planung für die kommenden Monate besprach, tauchte die Idee wieder auf – diesmal aber mit vielen verschiedenen Zusammensetzspielen unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade und Materialien, damit alle mitmachen konnten. Andere Bibliotheken mit mehr Platz bieten manchmal zusätzlich noch eine Ludothek, was in den gegebenen Räumen zu eng wäre. Aber auf diese Weise lasse sich mal etwas Neues ausprobieren.
Der Ansporn, das Angebot über den reinen Bücherverleih hinaus zu einem Treffpunkt weiterzuentwickeln, an dem man gerne verweilt, stammt aus Deutschland und Skandinavien. Die Bibliothek wird dort gerne als «Dritter Ort» bezeichnet.
Darunter wird ein Raum verstanden, der weder Zuhause (erster Ort) noch Arbeitsplatz (zweiter Ort) ist, sondern eine offene, inspirierende Umgebung für Begegnung, Lernen und Entspannung bietet – wie eine moderne Bibliothek oder ein «Kulturraum». Der Soziologe Ray Oldenburg prägte diesen Begriff in den 1980er-Jahren. «Wir möchten in unseren Räumen diese Philosophie leben. Es soll nicht mehr so sein wie früher, wo man in Bibliotheken nur flüstern durfte. Man darf sich hier unterhalten, fröhlich sein – über alle Altersstufen hinweg,» erklärte Schwager.
Puzzeln ist beliebt und macht Spass
Obwohl die Woche erst angelaufen war, stiess sie bereits auf reges Interesse. Kleine Gruppen von Schülerinnen fanden sich nach Schulschluss ein, um zu puzzeln. Eine junge Mutter löste mit ihren zwei Kindern ein «Zämesetzli» aus riesigen Stoffwürfeln mit Vogelbildern, eine Leihgabe der Vogelwarte; später setzten sie eins mit grossen Kartonteilen zusammen, wie man sie im Chindsgi findet.
An einem anderen Tisch beugte sich eine Mutter mit ihrer Tochter und deren Gschpänli über das 1000er-Puzzle mit dem Bibliotheken-Sujet – jenes Spiel von Yvonne Fuchs, das der Woche ursprünglich zugrunde lag. Während der Folgetage wurde daran stetig weitergearbeitet: «Die Stühle rund um den Tisch wurden kaum jemals kalt», berichtete Janine Schwager auf Nachfrage – und bis Wochenschluss dürfte das Gesamtbild sichtbar geworden sein.
Bis am Freitag dauerte die Aktion, den Abschluss fand sie mit einem Puzzle-Tauschabend. Jede und jeder brachte Spiele, die nicht mehr gefragt waren, um sie gegen unbekannte Sujets einzutauschen. Wie viele Puzzles an diesem Abend neue Besitzerinnen und Besitzer gefunden haben, war zum Zeitpunkt, als dieser Artikel geschrieben wurde, noch unbekannt. Bei gleichbleibender Resonanz, mit der die Woche startete, dürfte auch der letzte Abend ein Erfolg geworden sein.
Unter der Leitung von Janine Schwager wird die Elgger «Bücherstube» noch mit der einen oder anderen Innovation aufwarten. «Auch Bibliotheken unterliegen einem Wandel und entwickeln sich immer weiter, so, wie sich die Bedürfnisse unserer Gäste verändern. So haben wir Arbeitsplätze geschaffen, an denen Schüler ihre Hausaufgaben machen können, zum Beispiel während einer Freistunde. Bei uns darf man vorbeikommen und verweilen.» Sie schwärmte vom Norden, wo Kunden mit der digitalen Kundenkarte auch nachts Zutritt zur Bibliothek hätten, um Medien auszuleihen oder zurückzubringen. Dann wurde sie an der Kasse gebraucht, wo sie ganz analog Bücher in Empfang nahm und andere herausgab.
An den verschiedenen Tischen wurde derweil eifrig spekuliert, welches Teil wo hingehörte – ganz nach dem Motto «Eis ums andere». Die schöne Idee, gemeinsam zu puzzeln, fand in der Elgger Bevölkerung grossen Anklang.
MARIANNE BURGENER
Adventskalender-Geschichten
Ab kommenden Montag, 2. Dezember, und bis zum Abend vor Heiligabend, 23. Dezember, lädt die Gemeindeund Schulbibliothek Elgg täglich um 17.15 Uhr zu den «Adventskalender-Geschichten» ein. Jeden Abend – auch an den Wochenenden – wird eine neue, besinnliche Geschichte erzählt, die Gross und Klein auf Weihnachten einstimmt. Dieser besondere, akustische Adventskalender verspricht gemütliche Momente für die ganze Familie – vorbeikommen lohnt sich!