Teil der zauberhaften Zirkuswelt
21.10.2023 ElggJedes Jahr möchte Circus Monti mit seiner Tournee die Menschen aufs Neue begeistern und berühren. Dieses Jahr Teil der Zirkusfamilie ist Daniel Ehrismann. Während einer beruflichen Auszeit taucht der Elgger in die Zirkuswelt ein.
Durch seine ...
Jedes Jahr möchte Circus Monti mit seiner Tournee die Menschen aufs Neue begeistern und berühren. Dieses Jahr Teil der Zirkusfamilie ist Daniel Ehrismann. Während einer beruflichen Auszeit taucht der Elgger in die Zirkuswelt ein.
Durch seine überraschenden, mit speziellem Charakter versehenen Programme hat sich Circus Monti einen Namen geschaffen. Er gehört mittlerweile laut eigenen Aussagen zu den meistbesuchten wiederkehrenden Kulturveranstaltungen der Schweiz. Soeben sei er gemäss Stefan Gfeller mit dem Schweizer Preis «Darstellende Künste» des Bundesamtes für Kultur ausgezeichnet worden. «Dies als erster Zirkus überhaupt. Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung», so der Monti-Kommunikationsbeauftragte. Als erster Zirkus wurde Circus Monti zudem bereits zwei Mal mit dem Prix Walo ausgezeichnet.
1984 als Familien-AG Gegründet, wird Circus Monti weiterhin von der Familie Muntwyler geführt. In der Heimatgemeinde Wohlen AG steht seit über 20 Jahren Montis modernes Winterquartier. «Jedes Jahr werden die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einer neuen Inszenierung von Neuem begeistert und berührt. Dies ist für uns die schönste und herausforderndste Aufgabe zugleich», teilt Gfeller gegenüber der «Elgger/Aadorfer Zeitung» mit. Aber auch auf das Erscheinungsbild werde grossen Wert gelegt. Der Zirkus soll zu einem Besuch einladen, Wagen und Zelte einen gepflegten, sauberen Eindruck hinterlassen. Der Umgang mit dem Publikum wie auch untereinander im Team soll respektvoll und motivierend sein.
Planlos in die Auszeit
Damit Circus Monti Jahr für Jahr aufs Neue begeistern kann, braucht es die richtigen Leute. Zu den rund 20 festangestellten Mitarbeitenden gesellen sich für die Tournee von Mitte Juli bis Ende November jedes Jahr je rund 20 Künstlerinnen und Saisonmitarbeiter hinzu. Einer davon ist heuer ein Elgger: Daniel Ehrismann. Obschon es auf Zirkustournee viel zu tun gibt, nahm sich der 53-Jährige Zeit, der «Elgger/Aadorfer Zeitung» ein paar Fragen zu beantworten:
Frage: Daniel Ehrismann, weshalb der Einsatz beim Circus Monti und was war der Antrieb dafür?
Antwort: Ich entschied vor mehr als einem Jahr, nach 18 Jahren als Lehrer und Schulleiter an der Sekundarschule Elgg und zuletzt während elf Jahren als Leiter eines Schulheimes (Werkschule Grundhof in Winterthur), einen beruflichen Marschhalt einzulegen. Die Stelle kündigte ich ein Jahr im Voraus auf diesen Sommer. Es war mir rasch klar, dass ich ganz bewusst ohne Plan in diese Auszeit starten wollte. Ich hätte bei meinem Arbeitstempo auch gar keine Zeit oder Ruhe gefunden, um ernsthaft über meine Zukunft nachzudenken. Mein Leitsatz über meinem Pult war: «Du brauchst nicht immer einen Plan. Manchmal reicht auch atmen, loslassen, vertrauen und schauen was passiert.»
Und wie kam es dann zum Engagement beim Circus Monti?
Dass ich so rasch nach meinem letzten Arbeitstag im Circus Monti landete, ist für mich nur dank dieser Tatsache möglich geworden, dass ich planlos startete. Den Zirkus kenne ich schon seit vielen Jahren und war bis anhin immer gerne unter den Zuschauern. Mein Vater absolvierte vor einiger Zeit nach seiner Pensionierung ein Praktikum beim Monti. Er machte mich schon vor Längerem darauf aufmerksam, dass sie einen Allrounder für das Werkstattteam suchten. Eigentlich kam dies für mich nicht infrage, da es nahtlos an meinen letzten Arbeitstag grenzte. Zudem wollte ich ja planlos in die Auszeit starten.
Während der ersten Woche meines Marschhaltes kam mir das Inserat erneut in die Finger und der Gedanke daran liess mich nicht mehr los. Danach ging alles sehr rasch: eine Mail, ein Telefonat, ein kurzes Kennenlerngespräch in Wohlen, ein Probetag, dann packen, ein paar Dinge zu Hause organisieren – und eine knappe Woche später gehörte ich zur Zirkusfamilie.
Bis wann dauert der Einsatz?
Mein Arbeitsvertrag für die aktuelle Saison gilt noch bis Anfang Dezember.
Was für Voraussetzungen wurden verlangt, um engagiert zu werden?
Gemäss Inserat wurde eigentlich ein ausgebildeter Handwerker gesucht. Hier konnte ich lediglich eine Werklehrer-Ausbildung vor vielen Jahren vorweisen, würde mich aber als Mensch mit handwerklichem Geschick bezeichnen. Ich denke, dass ich die restlichen Erwartungen recht gut erfülle: selbständig, zuverlässig, hohe Flexibilität, Interesse und Freude am Zirkus, Teamfähigkeit und einen Führerschein samt Anhänger habe ich auch.
Die Zirkuswelt mit all ihren Facetten
Wie erlebten Sie die bisherige Zeit mit der grossen Zirkusfamilie?
Ich geniesse das Zusammensein mit diesen unterschiedlichen Menschen aus den verschiedenen Ecken dieser Welt. Es ist ein tolles Gefühl, als grosse Familie unterwegs zu sein, mit dem einzigen Ziel, mit einer möglichst perfekten Show und einem Top-Service möglichst alle Zuschauenden zu verzaubern. Ich liebe zudem das einfache Leben auf kleinstem Raum: Meine Wohnfläche beträgt gerade mal fünf Quadratmeter.
Für mich ist es besonders entspannend, dass ich viel weniger Verantwortung zu tragen habe als in meinem vorhergehenden Berufsleben. Im Circus Monti helfen alle mit. Beim Auf- und Abbau beispielsweise haben die Artistinnen, Musiker und auch sonst alle ihre Aufgaben. Allen voran geht der Direktor Johannes Muntwyler.
Was für Arbeiten erledigen Sie im Rahmen des Engagements?
Ich habe grob gesagt drei verschiedene Jobs: einerseits beim erwähnten Auf- und Abbau, wo ich bei der Fassade helfe, danach bei der Bestuhlung, der Tribüne und zuletzt beim Stromteam. Sind wir «auf Platz», wie wir sagen, dann bin ich tagsüber Teil des Werkstattteams, baue und repariere Requisiten, flicke Wohnwagen, renoviere beispielsweise das Werkstattbüro, baue Einrichtungen für Container, erfinde eine neue Aufhängung für Bilder und so weiter. Am Abend bin ich Teil des Bar-Teams. Je nach Dienst dauert das bis gegen Mitternacht.
Was beeindruckt besonders am Zirkusleben, was ist allenfalls weniger «schön»?
Die unendliche Vielseitigkeit macht mir grossen Spass. Man traut mir viel zu und ich überrasche mich auch immer wieder selbst, was ich so alles hinbekomme. An meine Grenzen komme ich auch: Sicher weit ausserhalb meiner Komfortzone befinde ich mich beim Auf- und Abbau. Nach diesen drei Tagen spüre ich jeweils Muskeln, von deren Existenz ich zuvor gar nichts wusste. Ich pflege dann jeweils Prellungen, leichte Zerrungen und bin so richtig müde und erschöpft. Trotz diesen Strapazen – oder vielleicht auch gerade deswegen – überlege ich mir ernsthaft, eine weitere Saison anzuhängen. Beim kürzlichen Mitarbeitergespräch lobte mich mein Chef und meinte, er würde es begrüssen, wenn ich wieder käme … Mal sehen, ob ich schon bereit für einen nächsten Plan bin …
Sie dürfen zum Schluss noch etwas die Werbetrommel rühren.
Kommt alle an eine der verbleibenden Vorstellungen. Es erwartet euch ein wunderbarer Abend, eine Mischung aus Poesie und Artistik, untermalt mit wunderbarer Musik – und ein netter Barkeeper!
TEXT UND INTERVIEW: RENÉ FISCHER
Tournee
Vom 1. bis am 26. November wird der Circus Monti mit der aktuellen Inszenierung «et Voilà» in Zürich auf dem Kasernenareal gastieren, dem letzten Halt der aktuellen Tournee.
Weitere Infos, Tickets und offene Stellen unter: www.circus-monti.ch