Studierende im Kreuzfeuer der Sparpolitik
05.06.2025 LeserbriefeSeit Monaten steht die Hochschulbildung in der Schweiz im Zentrum politischer Diskussionen. Man will sparen, und zwar ausgerechnet dort, wo es um unsere Zukunft geht. Bildung, einst als wichtigster Rohstoff der Schweiz gepriesen, scheint für den Bundesrat zunehmend zur beliebigen ...
Seit Monaten steht die Hochschulbildung in der Schweiz im Zentrum politischer Diskussionen. Man will sparen, und zwar ausgerechnet dort, wo es um unsere Zukunft geht. Bildung, einst als wichtigster Rohstoff der Schweiz gepriesen, scheint für den Bundesrat zunehmend zur beliebigen Kostenstelle zu verkommen. Statt die Innovationskraft und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu fördern, will man nun an der Ausbildung schrauben mit teils drastischen Folgen für die Studierenden.
Mitte Mai wurde erneut deutlich, wie populistisch diese Debatte teilweise geführt wird. Studierende wurden in einer Kolumne pauschal in die Ecke politischer Aktivisten gestellt, als ob sie sich lieber mit Palästina-Demonstrationen oder «obskuren Anliegen» beschäftigten, statt mit ihrem Studium und ihren Finanzen. Es ist aber ein Trugschluss zu glauben, Studierende würden nicht auch hart arbeiten, sei es im Hörsaal oder im Nebenjob. Solche Verallgemeinerungen sind schlicht unfair den Studierenden gegenüber. Dabei ging es Inhaltlich in der erwähnten Kolumne eigentlich darum, dass die ETH ihre Prüfungszeit verkürzen will.
Besonders alarmierend ist der Plan des Bundesrats, die Semestergebühren ab 2027 zu verdoppeln. Aktuell liegt der durchschnittliche Jahresbeitrag bei rund 1445 Franken, künftig sollen es 2890 Franken sein. Das wäre ein klarer sozialpolitischer Rückschritt. Für viele Studierende wäre diese Erhöhung kaum tragbar. Bereits heute arbeiten rund zwei Drittel aller Studierenden neben dem Studium. Mit höheren Gebühren steigt der Druck zusätzlich auf Kosten der Studienqualität und der psychischen Gesundheit. Ein Vollzeitstudium ist kein Freizeitprogramm, sondern eine fordernde Lebensphase. Wer studiert, investiert Zeit, Energie und bringt häufig auch persönliche Opfer. Es ist zynisch, ausgerechnet diese Gruppe zur Kasse zu bitten, anstatt nach strukturellen Lösungen zu suchen.
Wenn man ernsthaft über Einsparungen im Bildungsbereich sprechen will, dann braucht es fundierte und sachliche Analysen. Warum nicht Anreize schaffen, um Studienzeiten zu verkürzen? Warum nicht über flexible Lehrprogramme oder digitale Lehrformate nachdenken? Wir als SP Elgg-Hagenbuch und SP Aadorf wären gerne Teil dieser Diskussion, aber nicht, wenn sie auf dem Rücken der Studierenden geführt wird. Die Studierenden verdienen keine Häme, sie verdienen Respekt, Unterstützung und faire Bedingungen.
SP ELGG-HAGENBUCH UND SP AADORF