Am Donnerstagabend kam unser Besuch aus Burkina Faso an. Voller Vorfreude erzählte ich von dem tollen Chlausmarkt in Elgg. Ich freute mich, zusammen mit ihm und unseren Freunden am Glühweinstand des HGV anzustossen und den Abend durch den Markt schlendernd zu verbringen.
Als ich am ...
Am Donnerstagabend kam unser Besuch aus Burkina Faso an. Voller Vorfreude erzählte ich von dem tollen Chlausmarkt in Elgg. Ich freute mich, zusammen mit ihm und unseren Freunden am Glühweinstand des HGV anzustossen und den Abend durch den Markt schlendernd zu verbringen.
Als ich am Freitag kurz vor 17 Uhr durch das Städtli laufe, sticht mir sofort das Propagandaplakat der SVP ins Auge. Ein Chlausmarkt, der politisiert. Nicht nur das, ein Chlausmarkt, der zu verstehen gibt, dass mein Besuch nicht erwünscht ist. Ein Chlausmarkt, der mich betroffen macht. Wer das ganze Plakat kennt, weiss, dass dieses manche Menschen nicht nur schwarz zeichnet, sondern auch einen schwarzafrikanischen Phänotyp zeigt.
Ich bin sehr betroffen. Ich bin sprachlos. Und ich schäme mich. Schäme mich, dass dies so geduldet wird. Schäme mich, dass unsere Gemeindepräsidentin am Stand steht und es offenbar total okay findet. Schäme mich für Elgg und dass ich Teil von dieser Kultur bin. Ich schäme mich für den HGV, dessen Mitglied ich bin und welcher den Markt organisiert.
Ich möchte weder meinem Besuch noch dem Rest von unserer Familie dieses Plakat zumuten. Das vielleicht gut gemeinte «aber bei dir ist es etwas anderes» reicht nicht, reicht nie. Was ist mit dem Rest der Familie, den Freunden, anderen afrikanischen Personen? Ist es bei ihnen auch etwas anderes? Am Freitagabend lotse ich die Männer mit afrikanischen Wurzeln über den Meisenplatz direkt zum Glühweinstand, verschweige das Plakat und stosse an. Meine Freude ist getrübt. Ist es wirklich nötig, dass vorweihnachtliche Märkte für eine solche Propaganda missbraucht werden?
ANJA C. WOLFER BAKA, ELGG