Stabsübergabe bei der Spitex
11.02.2023 AadorfNach 18 Jahren übergab Rita Brunschwiler den Betrieb der Spitex Aadorf in neue Hände; am 1. Februar übernahm Fridolin Borer die Aufgabe. Es sind grosse Fussstapfen, in die der Solothurner motiviert, mit viel Freude und ebenso viel Respekt tritt.
Wer den ...
Nach 18 Jahren übergab Rita Brunschwiler den Betrieb der Spitex Aadorf in neue Hände; am 1. Februar übernahm Fridolin Borer die Aufgabe. Es sind grosse Fussstapfen, in die der Solothurner motiviert, mit viel Freude und ebenso viel Respekt tritt.
Wer den hellen und freundlichen Eingangsbereich an der Châtelstrasse 3 betritt, dem fällt die gute Stimmung auf, die in den Räumen der Spitex herrscht. Trotz der Herausforderungen und dem immensen Arbeitspensum für die Betreuenden wird gelacht, da und dort kurz geplaudert und das Tagewerk mit einem Lächeln bewältigt. Rita Brunschwiler, die scheidende Betriebsleiterin, betont denn auch ausdrücklich die stets schöne Zusammenarbeit mit dem Vorstand und dem grossartigen Team. Trotzdem: «Nach 18 Jahren ist Schluss. Ich gebe den Stab altershalber gerne weiter an meinen Nachfolger und freue mich sehr, ein Jahr vor der gesetzlichen Pensionierung in den Ruhestand zu treten. Es folgt nun ein neuer Abschnitt in meinem Leben.»
Übernommen wird der Stab von Fridolin Borer, einem 55-Jährigen aus dem Solothurner Schwarzbubenland, der über grosse Erfahrung in Pflege und Führungsarbeit verfügt. Der «Neue» ist dieser Zeitung Rede und Antwort gestanden:
FRAGE: WAS HAT SIE MOTIVIERT, DIE POSITION ALS BETRIEBSLEITER HIER ANZUNEHMEN?
Antwort: Ich arbeitete schon in mehreren Spitexteams, bringe das nötige Herzblut und Engagement mit. Im Zentrum unserer Arbeit steht, dass die Menschen möglichst lange in ihrem Zuhause bleiben oder nach einem externen Aufenthalt wieder dorthin zurückkehren können. Etwas, das ich für mich selbst auch wünsche; das ist eine grosse Motivation für die Aufgabe.
IN IHRER FUNKTION SIND SIE VOR ALLEM IM BÜRO ODER SIND SIE AUCH UNTERWEGS ANZUTREFFEN?
Ich bin schon mehrheitlich hier im Büro mit Organisation und Koordination beschäftigt, ausser natürlich im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit.
WAS SIND IHRE ZIELE UND VISIONEN FÜR DIE ZUKUNFT DER SPITEX AADORF? EINE SCHWIERIGE FRAGE NACH SO KURZER ZEIT ...
Für mich ist wichtig, dass wir mit unseren Angeboten aktuell und stets authentisch sind, dass wir anbieten, was unsere Klientinnen und Klienten benötigen. Wir decken einen wichtigen Teil des Gesundheitswesens ab. Die Menschen müssen uns sehen, kennen und spüren.
Die Anforderungen an die Spitex wachsen stetig
WIE BEURTEILEN SIE DIE AKTUELLE SITUATION IN DER PFLEGE? MAN HÖRT IMMER WIEDER DAS STICHWORT FACHKRÄFTEMANGEL UND IN EINER ZEITUNG WAR «VON DER SPITEX AM ANSCHLAG» ZU LESEN.
Die Personalsituation würde ich als wellenartig bezeichnen. Aufgrund unseres positiven Rufs in der Bevölkerung haben wir viele gute Leute und sind bestens aufgestellt. Aber natürlich sind auch wir immer auf der Suche nach Fachkräften. Dass die Spitex am anschlag sein soll, weil die Spitäler ihre Patienten immer früher entlassen, ist keine neue Feststellung. Dies ist seit Einführung der Fallpauschalen vor 20 Jahren der Fall, also keine aktuelle Erscheinung. Die Spitex wird grundsätzlich früher gerufen, sieht sich wachsenden Anforderungen gegenüber und muss über immer mehr Knowhow verfügen.
WANN GREIFT DIE PFLEGEINITIATIVE?
Die Politik hat zwar Anstrengungen wie Ausbildungsförderung unternommen, aber politische Prozesse sind bekanntlich eher schwerfällig. Bis sie wirken, dauert es. Dazu muss viel Motivationsarbeit bei den jungen Leuten geleistet werden, damit diese einen Pflegeberuf ergreifen. Hinsichtlich einer Besserstellung der Pflege habe ich noch nichts feststellen können, weder finanziell noch imagemässig. Das sind die wirklichen Herausforderungen für alle Institutionen im Pflegebereich, nicht nur für die Spitex Aadorf.
KÖNNEN SIE VON DER DIGITALISIERUNG PROFITIEREN? BRINGT SIE ENTLASTUNG IN DER ADMINISTRATION ODER EHER DAS GEGENTEIL?
Sie hilft uns massiv. Alle Patientendaten sind stets vorhanden, wenn wir sie brauchen. Sie werden zentral verwaltet und sind immer auf dem neusten Stand. Das steigert die effizienz, verhindert aber nicht, dass wir trotzdem viel Papier haben. Zudem sind wir in der Pflege nicht unbedingt IT-affin, was dann den einen oder anderen persönlichen Effort braucht, damit alles funktioniert. Aber wir profitieren sicher von den neuen Möglichkeiten.
Spannende Prozesse und Wege zur Lösungsfindung
WAS IST FRIDOLIN BORER FÜR EIN PRIVATMENSCH?
Ich bin vielseitig interessiert. Mich begeistert die Natur, aber auch Themen des Alltags aus Politik und Wirtschaft. Ich war früher sogar einmal Gemeinderat einer Gemeinde im Kanton Solothurn. Die Prozesse und Wege, wie Lösungen gefunden werden, finde ich spannend. Ich wohne mit meiner Partnerin und unseren beiden Katzen in Winterthur. Meinen Ausgleich finde ich in der Gartenarbeit. Ich stamme aus einer grossen Familie und habe acht Geschwister, was sehr zeitintensiv sein kann, schliesslich sind wir geografisch etwas verstreut.
WAS MACHT SIE BESONDERS GLÜCKLICH UND ZUFRIEDEN?
Vieles. Sicher macht mich sehr zufrieden, wenn es den Klienten und Klientinnen, aber auch den Mitarbeitenden gut geht und wir unsere Aufgaben erfüllen können. Privat freue ich mich besonders über ein feines Menü auf dem Teller; ich koche gerne und werde ebenso gerne bekocht. Ich geniesse es, meine Seele baumeln zu lassen, in einer schönen Wellnessanlage oder in der Natur.
Dem neuen Betriebsleiter der Spitex Aadorf ist es ein Anliegen, würdig in die grossen Fussstapfen seiner Vorgängerin zu treten und die Herausforderung ebenso gut zu meistern, wie sie dies während der langen Zeit getan hat. Er bedankt sich beim Team, das ihn sehr offen aufgenommen hat und ihm nun mit Rat und Tat zur Seite steht, damit der Wechsel reibungslos vonstattengeht.
Die «Elgger/Aadorfer Zeitung» wünscht Fridolin Borer ebenfalls alles Gute und bedankt sich für das spannende Gespräch.
TEXT UND INTERVIEW:
MARIANNE BURGENER