Soweit die Füsse tragen – mit viel Biss zum Bundesplatz
15.07.2025 ElggIn sieben Tagen von Elgg nach Bern: Tim Schumacher hat 183,6 Kilometer und über 3094 Höhenmeter zurückgelegt – zu Fuss, im Laufschritt. Eine Woche voller Höhen und Tiefen, gekrönt vom erfolgreichen Zieleinlauf auf dem Bundesplatz.
Dass Elggs ...
In sieben Tagen von Elgg nach Bern: Tim Schumacher hat 183,6 Kilometer und über 3094 Höhenmeter zurückgelegt – zu Fuss, im Laufschritt. Eine Woche voller Höhen und Tiefen, gekrönt vom erfolgreichen Zieleinlauf auf dem Bundesplatz.
Dass Elggs Sekschüler mitunter sportlich unterwegs sind, war bereits in einer früheren Ausgabe der «Elgger/ Aadorfer Zeitung» zu lesen. Luis Prisciantelli hat als Abschlussprojektarbeit sein Marathonlauf-Training dokumentiert; nicht weniger ambitioniert ist das Vorhaben seines Freundes Tim Schumacher: Er hat sich vorgenommen, von Elgg nach Bern zu joggen. Im Interview verrät er, warum er sich dafür entschieden hat und wie es ihm dabei ergangen ist. Vorneweg: Er würde es wieder tun!
Am 30. April ist Tim nach dem Mittag bei heisser Temperatur gestartet. Die erste Etappe führte ihn über 32,9 Kilometer von der Bergstrasse nach Wald.
Wie bist du auf die Idee gekommen, so eine Projektarbeit zu machen? Du hättest es auch einfacher haben können ...
Meine Kollegen im Faustballverein haben mich darauf gebracht. Anlässlich ihrer Projektarbeit sind sie mit dem Velo durch die Schweiz gefahren. Das hat mich inspiriert, auch etwas in diese Richtung zu machen und weil ich ab und zu jogge, bin ich auf die Idee gekommen, von Elgg nach Bern zu rennen.
Hast du dich speziell vorbereitet?
Nein, eigentlich nicht. Joggen wie bisher, aber nicht mehr und nicht weniger.
Wer hat dich begleitet und unterstützt?
Meine Eltern natürlich. Sie halfen bei der Planung und haben den Gepäcktransport organisiert. Einmal hat mein Vater mich ein Stück begleitet, mein Cousin oder mein Sportlehrer. Manchmal war ich auch ganz allein unterwegs, aber am Abend war immer jemand am Zielort.
Wie hast du deine Übernachtungen organisiert?
Schlafen konnte ich bei Leuten, die ich kenne. Dort habe ich dann meist allein übernachtet. Einmal bei Freunden von Freunden, mit meinem Cousin in einem Büro in Trubschachen oder im Hotel mit meinen Eltern.
Trotz kleinen Durchhängern motiviert bis ins Ziel
Seine Reise hat Tim Schumacher in einem über 16-minütigen Film mit dem Titel «Running Dok» festgehalten. Oft filmt und kommentiert er selbst, manchmal begleitet ihn die Drohne seines Cousins. Jeder Tag ist auf einer Schweizerkarte mit Kilometerangabe und Streckenverlauf vermerkt. Am zweiten Tag – von Wald über Rapperswil nach Einsiedeln – sagt er in die Kamera: «Ich ha kä Luscht meh, absolut kä Luscht meh!» Es sollte nicht der einzige Durchhänger bleiben.
Du hattest Durchhänger, hast geflucht, gelitten – warum bist du trotzdem weitergelaufen?
Grundsätzlich hat es mir während der ganzen Zeit grossen Spass gemacht. Und ich wollte es schaffen. Ich habe nie wirklich daran gedacht, aufzuhören.
Was war das Mühsamste? Die Schmerzen, das Wetter oder die Selbstmotivation für die anstehende Tagesetappe?
Ich habe erstaunlich wenig Probleme gehabt mit Schmerzen oder Blasen oder sowas. Das Wetter hat mich überhaupt nicht gestört. Einzig die ersten Tage, da war ich am Abend jeweils sehr erschöpft und müde, aber je länger die Reise dauerte, desto besser bin ich mit der Anstrengung zurechtgekommen.
Hattest du einen Moment, an dem du dachtest: «Ich breche ab»?
Nein, zu keinem Zeitpunkt, ich war stets voll motiviert, das durchzuziehen.
Gab es trotzdem einen Tiefpunkt?
Schwierig zu sagen. Vielleicht auf dem Weg von Einsiedeln nach Arth Goldau. Da bin ich einem Wanderweg-Wegweiser gefolgt, was am Ende ein Riesenumweg gegenüber der Strasse war.
Wer oder was hat dir in den härtesten Momenten Kraft gegeben?
Ich habe meist Musik gehört, die mich angetrieben hat. Oder dann habe ich es einfach genossen, zu rennen.
Wenn du deinem Ich vom ersten Tag etwas zurufen könntest – was wäre es?
Dass ich mehr hätte trainieren sollen. Aber eigentlich bin ich zufrieden, was und wie ich es gemacht habe.
Eine schöne Erfahrung fürs ganze Leben
Wie viel Kopfsache war’s am Ende – und wie viel Beinarbeit?
Es steckt viel Kopfarbeit dahinter, vor allem wenn es etwas ungemütlich wurde, weil der Weg steil bergauf führte. Da musste ich im Kopf Vollgas geben.
Du hast es geschafft, herzliche Gratulation! Was bedeutet das für dich, was nimmst du für dich mit aus der Erfahrung?
Sicher schöne Erinnerungen. Ich habe auch viel gelernt über die Ortschaften, was wo liegt. Und ich habe ein Gefühl bekommen, wie lange 10 oder 20 Kilometer wirklich sind.
Und Hand aufs Herz: Würdest du’s nochmal machen?
Ja sicher, zu 100 Prozent. Aber dann natürlich eine andere Strecke, vielleicht sogar etwas länger, zum Beispiel nach Lausanne.
Das nächste Abenteuer wartet bereits auf Tim Schumacher: Nach den Sommerferien fängt er seine Lehre als Hochbauzeichner an. Die «Elgger/Aadorfer Zeitung» wünscht ihm und seinen Mitschülerinnen und Mitschülern alles Gute und viel Erfolg.
MARIANNE BURGENER
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