Das Sinfonische Orchester Wil bot am Samstag, 26. April, ein rassiges und energiegeladenes Konzert im Gemeinde- und Kulturzentrum Aadorf.
Das Sinfonische Orchester Wil ist mit über 300 Jahren das älteste semiprofessionelle Orchester der Schweiz. Es ist jung ...
Das Sinfonische Orchester Wil bot am Samstag, 26. April, ein rassiges und energiegeladenes Konzert im Gemeinde- und Kulturzentrum Aadorf.
Das Sinfonische Orchester Wil ist mit über 300 Jahren das älteste semiprofessionelle Orchester der Schweiz. Es ist jung geblieben, dynamisch und vielseitig. Unter der Leitung des Dirigenten Hugo Bollschweiler zählt es rund 40 aktive Musiker und spielt Werke der Klassik bis in die Moderne. Zur Zeit, als die Wiler erstmals spielten, war der heute weltbekannte Komponist Johann Sebastian Bach gerade einmal 30 Jahre alt. Und bis zur Geburt von Verdi, Wagner und Mendelssohn sollten noch fast 100 Jahre vergehen.
«Adrenalin − Brennstoff der musikalischen Emotion»: Unter diesem Motto spielte das Sinfonische Orchester Wil mit Solist Tobias Lang (Posaune) ein energiegeladenes Konzert mit Werken von Jean Sibelius, Nino Rota und Georges Bizet. Der Saal war gut besucht, aber nicht ausverkauft.
Folkloristische Musik
Sibelius Karelias Suite erzählt von den historischen Kämpfen um Freiheit und Unabhängigkeit der Region Karelien. Die folkloristische Musik ist roh, direkt und kraftvoll und endet im dritten Satz mit einem mit Adrenalin geschwängerten Finale, das als Marschmusik die Krieger zur Stürmung der belagerten Burg antreibt. Die Darbietung war zuerst rassig, dann melancholisch und zum Schluss lebhaft. (Jean Sibelius (1865– 1957): Karelia Suite op. 11 (1894)).
Stilsichere Filmmusik
Es gibt kaum einen anderen Film-Komponisten, der das bewegte Bild musikalisch derart stilsicher koloriert hat, wie Nino Rota. Uneitel, atmosphärisch und sinnlich legt sich seine Musik symbiotisch wie eine zweite Haut auf den Film: pure Emotion, pures Adrenalin. Mit Tobias Lang als Solisten scheint Rotas vibrierendes Posaunenkonzert wie ein Amulett des reinen Glücks zu glänzen. Die Aufführung war dramatisch, dann traurig und zum Schluss lebendig. Dazu gab es noch ein Solo der Posaune, dass sehr eindrücklich war. (Nino Rota (1911–1979): Concerto per Trombone e Orchestra in C (1966)).
Schauspielmusik
Das Idyll der Liebe wird von Bizet in seiner folkloristisch gefärbten Schauspielmusik akribisch seziert. Die Kurzgeschichte von Alphonse Daudet, basierend auf wahren Ereignissen, verschmelzt Liebe, Verrat, Vertuschung und Suizid zu einer Tragödie, die Bizet als Vorlage dienen, die bereits die musikalischen Umrisse von Carmen erahnen lassen: hochemotional, Adrenalin getrieben, am Rande des Abgrunds balancierend. Die Darstellung war bombastisch und dann traurig. Danach war es spannend und mit dem finalen Marsch wieder bombastisch. Die Zugabe war sehr schnell gespielt. Alles in allem war es ein sehr gelungener Abend von Amateuren, die als Profis agierten. (Georges Bizet (1838–-1875): L‘Arlésienne (Auszüge)).
YVAN SIEGENTHALER